30.11.2024

Herbsttagung der Landessynode beendet

Schwerpunkte: Weiterarbeit nach der ForuM-Studie, Gottesdienstpreis für Württembergerin, weltweite Verfolgungssituation und Beschluss zum Doppelhaushalt

Am Abend des Samstag, 30. November, ist die Herbsttagung der Landessynode zu Ende gegangen. Der zweite und dritte Sitzungstag hatten unter anderem die Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2025/2026, die Weiterarbeit nach der ForuM-Studie, die Vergabe des Gottesdienstpreises an die württembergische Gefängnisseelsorgerin Henrike Schmidt sowie den Bericht zur weltweiten Verfolgungssituation zum Inhalt.

Herbsttagung der Württembergischen evangelischen Landessynode im Hospitalhof.Stuttgart, DEU, 28.11.2024 Herbsttagung der Württembergischen evangelischen Landessynode im Hospitalhof. No model release.

Weitere Themen waren die Diskussion um das Eheverständnis und die Ankündigung des Landesbischofs, bis zur Sommersynode 2025 einen Gesetzesentwurf zur "vollwertigen" Trauung für gleichgeschlechtliche Paare einzubringen. Außerdem befasste sich die Synode in ihrer Aktuellen Stunde mit der Frage nach der Einbringung der kirchlichen Perspektive in die aktuelle Debatte um den angekündigten Gesetzesentwurf zu § 218.

Synodalpräsidentin Sabine Foth: "Wir alle, auch wenn uns die Wichtigkeit der Arbeit an dem Thema sexualisierte Gewalt grundsätzlich bewusst ist, müssen uns hierfür noch intensiver einsetzen"

Am Freitag beschäftigte sich die Landessynode mit der Weiterarbeit nach der ForuM- Studie. Prälatin Gabriele Wulz (Ulm) berichtete über den zweiten Fachtag zum Thema „Sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie“. Wulz sagte, die Beschäftigung mit dem Thema sexualisierte Gewalt habe auch die Sicht auf die eigene Kirche verändert. Sie trat Behauptungen entgegen, dieses Thema käme in der Kirche nicht vor. Die Landessynode in Württemberg habe sich nun schon über mehrere Sitzungen hinweg dieser Thematik angenommen. An konkreten Maßnahmen nannte Wulz:

  • die Betroffenenbeteiligung
  • Interventions- und Präventionspläne
  • Schutzkonzepte
  • Schulungen
  • regionale Erhebungen und Untersuchungen wie die AUF! Studie und die ForuM-Studie der EKD

Ebenso wurde zu Fachtagen eingeladen, setzte Wulz fort. Sie selbst habe die konstruktive, nach vorne gerichtete Stimmung beeindruckt. Es würde eben nicht die Schwere und Brutalität von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie schöngeredet oder gar bagatellisiert, aber auch die anfängliche Lähmung sei überwunden.

Ursula Kress, Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin der „Fachstelle sexualisierte Gewalt“, berichtete anhand von Beispielen, dass der Bedarf an konkreter Hilfe bei einem Teil der Betroffenen weiterhin sehr hoch sei, sei es finanziell oder mittels Gespräche, sowie bei direkter Unterstützung bei Anträgen oder der Suche nach Therapieplätzen. Auch der Beratungs- und Unterstützungsbedarf bei der Umsetzung von Schutzkonzeptentwicklungsprozessen in der Fläche sei nach wie vor hoch. Kress fasste zusammen: "Zum heutigen Stand können wir sagen, dass alle Pfarrpersonen im Gemeindedienst sensibilisiert und mit Basiswissen in Dienstbesprechungen in den Dekanaten geschult sind."

Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, trug die vom Beteiligungsforum abgeleiteten zwölf Maßnahmen zur Weiterarbeit nach der ForuM-Studie vor. Grundlage der vorgeschlagenen Maßnahmen bildeten die 46 Empfehlungen der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der ForuM-Studie. Werner berichtete, manche Themen habe man sich im Beteiligungsforum auch schon vor der ForuM-Studie zu eigen gemacht wie zum Beispiel das Disziplinarrecht, das Thema „Anerkennung“ und die Kommissionen zur unabhängigen Aufarbeitung. Anderes sei von der Studie neu eingebracht worden wie zum Beispiel die Einrichtung einer zentralen Ombudsstelle und der ganze Themenkomplex rund um Kultur und Theologie.  Werner hob die Bereitschaft aller im Beteiligungsforum hervor, konstruktiv um der Sache willen zusammenzuarbeiten.

Synodalpräsidentin Sabine Foth sagte: „Der Bericht von Ursula Kress hat zum Nachdenken angeregt. Bis in den letzten Winkel der Kirche die Werte der Kirche ernstnehmen, hat Direktor Werner deutlich angemahnt. Das bedeutet für uns: Wir alle, auch wenn uns die Wichtigkeit der Arbeit an dem Thema sexualisierte Gewalt grundsätzlich bewusst ist, müssen uns hierfür noch intensiver einsetzen. Einsetzen auch dafür, dass andere Transformationsprozesse unserer Kirche die Arbeit an den Haltungsänderungen nicht verdrängen."

Gottesdienstpreis geht zum dritten Mal nach Württemberg

Im Rahmen der Synodaltagung wurde die württembergische Gefängnisseelsorgerin Henrike Schmidt mit dem Gottesdienstpreis der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes ausgezeichnet. Schmidt erhielt die Auszeichnung für einen Gottesdienst zum Thema Schuld und Vergebung, den sie während ihrer Zeit in der Vollzugsanstalt Hohenasperg gehalten hat. Inzwischen ist sie in Rottenburg tätig. Dr. Stephan Goldschmidt, Vorsitzender der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes, sagte, seit der Gründung der Stiftung 2007 gehe der Preis zum dritten Mal nach Württemberg: "Damit liegt Ihre Landeskirche zusammen mit der Nordkirche ganz vorne. Sie können stolz sein, mit welcher Qualität in Ihrer Landeskirche Gottesdienste vorbereitet und gefeiert werden! Und welchen Stellenwert das kirchliche Kernthema Gottesdienst offenbar bei Ihnen besitzt."

Bericht zur weltweiten Verfolgungssituation

Kirchenrätin Dr. Christine Keim gab einen Überblick über die Herausforderungen in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan/Südsudan, Myanmar und dem Libanon. Die württembergische Landeskirche verbinde Gebet mit konkreten Hilfsprojekten. Dabei liege der Fokus auf der Linderung von Leid, Fluchtursachenbekämpfung und der Förderung von Frieden und Gemeinschaft durch Bildungs- und humanitäre Initiativen. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl dankte für die weltweite Kontaktpflege und den Helferinnen und Helfern in den Gemeinden für ihr ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlings- und Migrantenarbeit. Anschließend betete er zusammen mit den Synodalen den 42. Psalm, die Verse 7-23.

Doppelhaushalt 2025/2026 beschlossen – Landeskirche muss jährlich 103,5 Millionen Euro einsparen

Die Landessynode beschloss den Haushaltsplan 2025/2026, in dem es zu deutlichen Einsparungen kommt. In der Aussprache mahnten die Synodalen vor allem Vorsicht im Bereich der Bildung an.

Dr. Fabian Peters, Finanzdezernent der Landeskirche, stellte zuvor den Doppelhaushalt 2025/2026 vor. Nach Rückgängen wird für 2025 ein stärkerer Anstieg, für 2026 nur ein leichter Anstieg der Kirchensteuer vorausgesehen. Der Anstieg bleibe aber deutlich hinter der Kostensteigerung zurück. Neben den Staatsleistungen, die mit der Landesbesoldungsanpassung steigen, sind es insbesondere die Evangelische-Ruhegehaltskasse-Kassenleistungen, die wegen der vielen Versorgungsempfänger stark wachsen. Die Landeskirche stehe vor der Herausforderung - nach dem erfolgten synodalen Beschluss über den Einsparzeitraum von zwölf Jahren - 103,5 Mio. Euro jährlich einzusparen. Ein Feinkonzept zur Umsetzung der Priorisierungsliste wird der Evangelische Oberkirchenrat im Frühjahr 2025 vorlegen.

Tobias Geiger, Vorsitzender des Finanzausschusses, thematisierte in seinem Bericht ein erhebliches Defizit und notwendige Einsparmaßnahmen. Das Haushaltsdefizit für 2025 betrage 64,3 Mio. Euro. Es wurde ein Sonderausschuss für inhaltliche Aufgaben und Schwerpunkte eingerichtet und intensiv an Lösungen gearbeitet, aber bisher wenig beschlossen. Daher sei es laut Tobias Geiger unumgänglich, tief in die Rücklagen zu greifen. 

Hinweis an Kirchengemeinden zur Bewertung kirchlicher Gebäude hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit im Zuge des OIKOS-Prozesses

Dr. Harry Jungbauer aus dem Ausschuss für die Verteilung der Mittel aus dem Ausgleichsstock berichtete über die Arbeit des Ausschusses an den Kriterien, mit deren Hilfe im Verlauf des OIKOS-Prozesses kirchliche Gebäude hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit und der daraus resultierenden abgestuften Förderwürdigkeit bewertet werden. Er betonte dabei, dass „ein rot kategorisiertes Gebäude nicht morgen veräußert werden muss – aber die Kirchengemeinde bzw. die Eigentümer sich verstärkt darum kümmern müssen, Baumaßnahmen ohne Zuweisungen aus dem Ausgleichstock umzusetzen und im Zweifel bis 2040 eine Lösung für den CO2-Ausstoß zu finden.“ Er betonte, man müsse „den Gebäudebestand sinnvoll und rechtzeitig reduzieren, um die verbleibenden Räume langfristig und gut nutzen zu können. Dabei sollen die Förderkriterien des Ausgleichstocks unterstützen und als Entscheidungsgrundlage dienen.“

Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden. Sie möchten in Ihrem Schaukasten auf unsere Webseite verlinken? Hier erfahren Sie, wie Sie dafür einen QR-Code erstellen können. 

Schon gewusst?

Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.

Weitere Meldungen, die Sie interessieren könnten

TV-Tipp: Gottesdienste mit Musik von Popstars - was steckt dahinter?

In einer Heidelberger Kirche wurden 2024 vier Pop-Gottesdienste gefeiert. Eine Cover-Band spielte dabei Live-Musik von Taylor Swift und Adele. Über diese Veranstaltungen spricht „Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem verantwortlichen Pfarrer Vincenzo Petracca.

Weiterlesen

Verleihung des Gottesdienstpreises während der Herbsttagung 2024 der Landessynode

Pfarrerin Henrike Schmidt mit Gottesdienstpreis 2024 ausgezeichnet

Die württembergische Gefängnisseelsorgerin Henrike Schmidt erhielt die Auszeichnung der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes für einen Gottesdienst zum Thema Schuld und Vergebung, den sie in der Vollzugsanstalt Hohenasperg gehalten hat.

Weiterlesen

Stiftskirche Tübingen wird „Leer_raum“

Die Tübinger Stiftskirchengemeinde hat für fünf Wochen (bis 24. November) in der Stiftskirche alle Bänke entfernt und so eine riesige leere Fläche geschaffen um auszuloten, wie sich dies auf das Erleben von Gottesdiensten, Konzerten und anderen Veranstaltungen auswirkt.

Weiterlesen

6. Weihnachtssingen im GAZi-Stadion

Am 22. Dezember 2024 um 17:00 Uhr findet das traditionelle Weihnachtssingen im GAZi-Stadion auf der Waldau statt. Karten können schon jetzt vorbestellt werden. Die Veranstaltung wird zusätzlich per kostenlosem Livestream übertragen. Hier finden Sie weitere Informationen.

Weiterlesen

Wenn die Kirche ein Zelt ist

Elf Jahre lang war Martin Weber als Gemeindepfarrer in Kirchberg an der Murr. Doch seit April 2023 ist ein Wohnwagen sein Pfarrhaus und ein Zelt seine Kirche. Als einzige Landeskirche hat die württembergische Landeskirche eine solche Zeltkirche, und Weber ist ihr Pfarrer.

Weiterlesen

Landesbischof Gohl predigt anlässlich „75 Jahre Grundgesetz“

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl wies in seiner Predigt in Brackenheim, Geburtsort von Bundespräsident Theodor Heuss, auf den Zusammenhang des Grundgesetzes mit dem christlichen Menschenbild und den großen Traditionen der Bibel hin. Die Predigt finden Sie hier.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y