Wie geht Kirche in der digitalen Welt? Was passt zu Kirche? Wie muss sich Kirche entwickeln, um bei Digital Natives und Followern im Kopf, im Gespräch, im Smartphone zu sein? Viele Fragen! Antworten gab's unter anderem bei den bislang elf Digitalisierungsforen der Landeskirche, zu denen Sie im Folgenden Zusammenfassungen, Dokumente und Videos finden. Aber auch die regelmäßigen Barcamps „Kirche online“ sind ein Quell der Inspiration für digital-affine Menschen!
Am 11. November 2024 fand das 12. Forum Digitalisierung in der Landeskirche im Haus der Begegnung in Ulm statt. Auf die Teilnehmenden wartete ein buntes Programm mit der Aufzeichnung eines Podcasts, Projektvorstellungen und Workshops.
Talk-Runde: „Social Media next Level"
Das Forum Digitalisierung wurde mit der Keynote im Talk-Format „Social Media next Level" eingeleitet.
Als Teil des Projektes der digitalen Roadmap der Landeskirche erhielten im Mai diesen Jahres die Würmtalgemeinde Merklingen-Münklingen-Hausen sowie die Kirchengemeinden Weil der Stadt und Schafhausen gemeinsam den Zuschlag für die zweijährige intensive Förderung ihrer Social-Media-Gemeindearbeit. Tobias Glawion, Geschäftsführer des Evangelischen Medienhauses, sprach mit Eva Ulmer, Pfarrerin der Brenzkirchengemeinde in Weil der Stadt, und Arthur Schenk, Vorstandsvorsitzender der Storming AG, über ihre Zusammenarbeit bei der Förderung der beiden Projekte, Ziele und Herausforderungen.
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Projektvorstellungen aus der Landeskirche
Im zweiten Teil des Forums wurden vier laufende Projekte aus der Landeskirche vorgestellt:
Social-Media-Gesamtstrategie der Landeskirche
Eine Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus Mitarbeitenden der landeskirchlichen Pressestelle, des Ev. Medienhauses Stuttgart, der Landessynode, aus Gemeinden und Bezirken, dem Evangelischen Jugendwerk, dem Diakonischen Werk Württemberg sowie dem DigiTeam der Landeskirche hat in mehreren Workshops ein Konzept erstellt und Maßnahmenpakte geschnürt, um die beiden zentralen Zielsetzungen verfolgen zu können:
„Intrinsische, also eine starke eigene Motivation statt hohem Finanzeinsatz, viele persönlich geführte Accounts mit natürlich generierter Reichweite, damit arbeiten wir. Nicht teuer produzierte Clips, sondern echter Alltag, echte Gefühle, echter Glaube. Skurril genug sind wir trotzdem. Wir leben und pflegen etwas, das viele nicht kennen. Darauf setzen wir in den Sozialen Medien“ erklärte Dan Peter (@dan_medienundewigkeit), Sprecher der Landeskirche.
Sinnfluencer-Pro-Netzwerk
Eine der aus der Gesamtstrategie entstandenen Maßnahme ist die Bildung eines Sinnfluencer-Pro-Netzwerkes. Pfarrer Nicolai Opifanti (Pfarrstelle in digitalen Räumen) stellte die zwölf Teilnehmenden vor. Gefördert werden die Sinnfluencer durch die kostenlose Teilnahme an landeskirchlichen Social Media-Vernetzungsevents, ein Startkapital für Equipment und Lizenzen in Höhe von 1.000 Euro, ein Mentoring-Programm und durch die Bereitstellung von professionellen Produktionsmöglichkeiten. Einige der zwölf Teilnehmenden trafen sich im Anschluss des Forums für ein erstes Kennenlernen.
Social in der Gemeindeapp
Sebastian Ortler, Gründer der Communi AG und Verantwortlicher für Marketing und Vertrieb, stellte einige Funktionen der Communiapp vor, mit deren Hilfe innerhalb von Gemeinden datensicher und gezielt kommuniziert werden kann. So ist durch die Gruppenfunktion der App beispielsweise möglich, zu jedem Thema oder Arbeitsgruppe eigenen Bereiche zu erstellen, in denen man sich gezielt untereinander austauschen kann.
Content-Hub digendo
Alexander Pfab, Leiter des Bereiches Online und Internet im Evangelischen Medienhaus, stellte das neue Druck- und Medienportal für die Gemeindearbeit vor. Mit digendo können Kirchengemeinden künftig einfach Print-Produkte erstellen und zugleich Texte und Grafiken aus der Mediendatenbank für ihre Veröffentlichungen, etwa den Gemeindebrief, herunterladen. Das Portal soll Anfang 2025 zur Verfügung stehen.
Workshops
Wie gewohnt, durfte auch der Lernfaktor beim Forum Digitalisierung nicht fehlen. Es wurden drei Workshops angeboten, die in zwei Runden besucht werden könnten.
Lilith Becker, Leiterin des Evangelische Contentnetzwerks yeet, ging zusammen mit den Teilnehmenden der Frage nach, was einen Post auf Social-Media erfolgreich machen könnte, und zeigte einige Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag.
Pfarrer Nicolai Opifanti, @pfarrerausplastik, nahm erfolgreiche christliche Social-Media-Kanäle genauer unter die Lupe und zeigte den Workshopbesuchenden, welche Mechanismen und Überlegungen hinter den Auftritten stecken.
Daniel Oberbillig, Produktionsleiter in der Multimedia-Redaktion des Evangelischen Medienhauses und Diakon Daniel Klein, Landesjugendreferent, gaben Impulse für den Einsatz von Video in der Gemeindearbeit. In praktischen Beispielen aus Livestreaming-Projekten für Gemeinden und Video-Content Creation für Social-Media-Kanäle bekamen die Teilnehmenden technische Tipps zu Kameras, Ton und Licht mit auf den Weg.
Geschlossen wurde die Veranstaltung durch einen Impuls von Ralf Albrecht, Regionalbischof in der Prälatur Heilbronn mit dem Schwerpunkt Digitalisierung, mit der Kernaussage, dass die Auseinandersetzung mit Social-Media in der Landeskirche von höchster Wichtigkeit sei, denn “Social Media ist gekommen, um zu bleiben”.
Nach Gemeindepfarramt und einer Zeit als Studieninspektorin des Evangelischen Stifts Tübingen wurde Gabriele Wulz 2001 zur Prälatin in Ulm gewählt. Als dienstälteste der vier Prälaten ist Sie theologische Stellvertreterin des Landesbischofs. Gabriele Wulz ist außerdem Präsidentin des Gustav-Adolf-Werks (EKD) und arbeitet seit 2013 im Vorstand von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste mit.
Eva Ulmer ist Pfarrerin der Brenzkirchengemeinde in Weil der Stadt. Sie studierte Theologie in Leipzig und Tübingen. Ihr Vikariat absolvierte Sie in der Ludwigsburger Friedensgemeinde. Zusammen mit zwei weiteren Kirchengemeinden erhielt Weil der Stadt die landeskirchliche Förderung für das Projekt „Social Media next Level“, worin Sich Eva Ulmer tatkräftig engagiert.
Lilith Becker leitet seit 2020 das Evangelische Contentnetzwerk yeet. Zuvor war sie Redakteurin bei evangelisch.de. Sie hat Politik und VWL in Köln studiert. 2009/2010 absolvierte sie ein Volontariat an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin. Anschließend arbeitete sie als Redakteurin in den WDR-Studios Wuppertal und Essen und als Freie für den Hörfunk des Hessischen Rundfunks und die Frankfurter Rundschau.
Beide vereint ihre Leidenschaft für Produktion digitaler Medien. Daniel Oberbillig ist seit 2020 Produktionsleiter in der Multimedia-Redaktion des Evangelischen Medienhauses in Stuttgart. Daniel Klein ist Diakon und Landesjugendreferent beim EJW. Er berät Kirchengemeinden zu Fragen der Medienausstattung.
Arthur Schenk studierte Medien- und Kommunikationsmanagement, doch sein unternehmerischer Werdegang begann viel früher: Schon während seiner Abiturzeit sammelte er umfassende praktische Erfahrungen durch seine ersten Versuche als Unternehmer und baute sich schnell eine bemerkenswerte Expertise auf. Mehrmaliges Scheitern, die Fähigkeit, daraus zu lernen, und ein starker Wille, es immer wieder neu zu versuchen, führten schließlich zum Erfolg: Mit Anfang 30 ist er Vorstandsvorsitzender einer der größten Kreativ-Agenturen im süddeutschen Raum, Unternehmensinvestor in der Pre-Seed-Phase, Startup-Initiator und -Mentor sowie Dozent für Marketing-Kommunikation an der University of Applied Sciences SRH Heidelberg.
Der TV- und Hörfunk-Journalist Tobias Glawion ist seit 2018 Chefredakteur der landeskirchlichen Redaktionen und Geschäftsführer in der Evangelisches Medienhaus GmbH.
Als Moderator, Autor und Produzent hat der studierte Rhetoriker, Religions- und Politikwissenschaftler unter anderem für RTL, Sat.1, das ZDF und Antenne Niedersachen gearbeitet. Nach einer Station als Geschäftsführer der Stiftung Christliche Medien (Holzgerlingen) baute der den Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen zur bundesweit agierenden Multimedia-Agentur aus.
Nicolai Opifanti ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Dettingen unter Teck und hat zusammen mit Sarah Schindler eine von zwei landeskirchlichen Projektstellen für den "Pfarrdienst in Digitalen Räumen". Mit seinem Instagram-Account „pfarrerausplastik“ erreicht er über 10.000 Follower und bietet Einblicke in sein Leben als Gemeindepfarrer. Er ist Mitglied des Evangelischen Contentnetzwerk yeet.
Ralf Albrecht ist seit 2020 Regionalbischof in der Prälatur Heilbronn. Davor seit 2007 Evangelischer Pfarrer und Dekan an der Stadtkirche in Nagold. Er war Mitglied der württ. Ev. Landessynode (15. und 16. Synode). Als Mitglied im DigiRat gestaltet er die Digitalisierung innerhalb der Landeskirche aktiv mit.
Am 27. November 2023 fand das 11. Forum Digitalisierung in der Landeskirche statt - endlich wieder in Präsenz im Stuttgarter Hospitalhof. Rund 150 Menschen nahmen Teil und ließen sich von spannenden Keynotes und Fish-Bowl-Runden, lebhaftem Austausch in verschiedenen Formaten sowie vielen Info-Ständen zu den Themen KI (Künstliche Intelligenz), Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung und Inklusion informieren und inspirieren.
Eva Wolfangel, Journalistin, Speakerin und Moderatorin, wies in ihrer Keynote zum Thema KI vor Allem auf die Verzerrungen hin, die künstliche Intelligenzen wie Sprach- und Bildgeneratoren, aber auch Entscheidungssysteme in Medizin und Rechtswesen erzeugen. Diese Verzerrungen reproduzierten oft unbemerkt rassistische, sexistische oder andere Diskriminierungen. Ursache seien die Texte, Bilder und Daten, mit denen die Systeme trainiert würden und die bereits Verzerrungen mitbrächten. Diese diskriminierenden Verzerrungen fielen aber in den Ergebnissen nur selten auf, wenn man nicht gezielt nach ihnen suche. Grund dafür sei, dass die Ergebnisse der KI-Systeme oft nur leicht neben der Wahrheit liegen, also plausibel wirken und zudem sprachlich elegant klingen. Wolfangel betonte, es sei essenziell, dass Ergebnisse immer von Menschen geprüft würden – sowohl im Hinblick auf die Fakten als auch auf Verzerrungen. Bei der Nutzung sei es wichtig, immer den Verzerrungsverdacht im Hinterkopf zu haben.
KI-Systeme böten jedoch viele wertvolle Chancen, so Wolfangel, etwa beim Erstellen von Texten im Alltag. Sie empfahl, das sogenannte „Prompten“, also die Eingabe der Fragestellung, intensiv zu üben, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie Aufträge an KI formuliert und strukturiert sein müssten, um gute Ergebnisse zu liefern. Auch könne KI sehr gut als Inspiration im Sinne einer Ausgangsbasis bei kreativen Aufgaben dienen, etwa bei der Erstellung von Texten. Nicht verwenden solle man KI jedoch als Ersatz für die Informationssuche per Suchmaschine. Dafür seien KI-Systeme wir ChatGPT nicht geeignet.
Wolfangel wies auch auf weitere ethische Probleme hin, die sich neben den Verzerrungen und Diskriminierungen stellen. So sei das Training der KI-Systeme massiv auf manuelle Arbeit angewiesen (zum Beispiel, um Hate Speech in Texten oder Gewaltdarstellungen in Bildern zu identifizieren). Diese oft sehr belastenden Arbeiten würden meist unter schwierigen Bedingungen von Firmen in Niedriglohnländern etwa in Afrika erledigt.
Lukas Spahlinger, Referent für Digitale Welt im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), machte in seiner Keynote zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit deutlich, dass die Digitalisierung viele Chancen auch für die Steigerung der Nachhaltigkeit im Handeln von Institutionen und Personen biete, dies aber kein Selbstläufer sei. Digitale Technik habe einen hohen Rohstoff- und Energieverbrauch und bringe menschenrechts-ethische und politische Probleme mit sich, etwa bei der Gewinnung seltener Erden. Deshalb müsse man ihre Nutzung im Hinblick auf Nachhaltigkeit bewusst optimieren. Nachhaltigkeit sei aber nicht nur ökologisch zu verstehen, sondern auch politisch und ethisch.
Spahlinger erklärte, es gebe vor Allem bei der Nutzung und Entsorgung digitaler Technik viele Ansatzpunkte für die Verbesserung der Nachhaltigkeit. So sei es sinnvoll, regelmäßig nicht mehr benötigte Daten zu löschen, in Organisationen einheitliche und klar strukturierte Cloud-Systeme zu nutzen und Geräte so lang wie möglich zu nutzen und dann der Weiternutzung durch andere oder zur Not dem Recycling zuzuführen. Wichtig sei auch, Mitarbeitende im Hinblick auf effiziente Techniknutzung gut zu schulen.
Im Hinblick auf Kirche machte Spahlinger auf Herausforderungen der Digitalisierung aufmerksam, etwa im Bereich der Barrierefreiheit von Webseiten, der Partizipation zum Beispiel in Kirchengemeinden (digitale Feedback-Kanäle) oder der Nutzung künstlicher Intelligenz. Auch politisch und gesellschaftlich könne sich Kirche einsetzen, etwa wenn es um gleichberechtigte und niedrigschwellige Zugänge zu digitaler Technik für alle Menschen unabhängig von Einkommen und Bildungsgrad gehe.
Tobias Roppelt, Webdesigner und Gründer der Gehirngerecht Digital GmbH, gab in seiner Keynote einen Überblick über Barrierefreiheit und Inklusion bei digitalen Produkten wie Apps und Webseiten. Roppelt sagte, rund 7,8 Millionen Menschen in Deutschland seien schwerbehindert, allein 560.000 seien sehbehindert oder blind, 140.000 Menschen lebten mit Querschnittslähmung, über 20 % der Menschen litten an Migräne und rund 7,5 Millionen Menschen litten an Dyslexie, hätten also große Probleme mit dem Lesen und dem Verständnis komplexer Sprache. Roppelt erklärte, dass für das tägliche Leben digitale Wege zunehmend nicht nur eine Alternative zu analogen Wegen seien, sondern immer öfter die einzige Möglichkeit der Teilhabe, etwa wenn auf dem Land Bankfilialen schließen, Informationen nur noch digital verfügbar sind oder Behörden Vorgänge ins Netz verlagern.
Deshalb sei es wesentlich für das Ziel der Inklusion, digitale Produkte so zu gestalten, dass auch ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen sie nutzen könnten. Dafür müsse man jedoch mit den Betroffenen sprechen, ihre Perspektive einnehmen und die „empathy gap“ schließen, also die Unfähigkeit, sich in Menschen mit Beeinträchtigung einzufühlen.
Oft sei es gar nicht schwierig, digitale Produkte inklusiv und barrierefrei zu gestalten, etwa durch eindeutige Beschriftungen an Schaltflächen, voll Screen-Reader-lesbare Funktionen, augenfreundliche Farb-Kontraste, klare Schrifttypen, barrierefreie PDF-Dateien, Alt-Texte für Bilder und ähnliches. Kirche könne zudem Schulungsangebote etwa für ältere Menschen schaffen, um sie bei der Nutzung digitaler Medien zu unterstützen.
Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, fasste in seinem Schluss-Statement die Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz im Besonderen so zusammen: „KI fordert uns als Kirche heraus. Das ist kein Nice-to-have-Thema, wir dürfen das nicht verschlafen, sondern müssen unsere Stimme aktiv gestaltend einbringen“. Werner betonte auch die Bedeutung des Inklusionsgedankens bei der Digitalisierung: „Hier sind wir als Kirche ganz bei unserem Thema.“
1 | Feedyourself App
Die FeedYourself App hat schon viele Kleingruppen und Hauskreise positiv verändert. Sie leitet euch als Kleingruppe durch ein lebendiges Treffen miteinander, mit Gott und der Bibel – und zwar ohne Vorbereitung! Ansprechperson: Philipp Kruse
2 | Lebensliturgien
Um uns und in uns ist es meist laut und voll. Um in all dem Lärm und vielen auf gute Weise leben und glauben zu können, brauchen wir heilsame Unterbrechungen. LebensLiturgien bestehen aus einer Tagzeitengebete-App, einem Morgengebet-Podcast und einem Instagram-Account, die dabei helfen wollen, aus der Verbindung mit Gott heraus zu leben. Ansprechperson: Sebastian Steinbach
3 | Menschen verbinden, Strukturen stärken, Kirche leben - mit KRZ.ChurchTools
Ehren- und Hauptamtliche setzen sich mit viel Leidenschaft und Zeit für ihre Kirchengemeinden ein. Eine gesunde Organisation ist dabei grundlegend. Mit KRZ.ChurchTools erhalten Sie eine maßgeschneiderte Lösung, die alle digitalen Werkzeuge für Ihre Kirchengemeinde an einem Ort vereint. Damit vereinfachen Sie Ihre Arbeitsabläufe, stärken Ihr Miteinander und gewinnen wertvolle Zeit für das Wesentliche – in der Jugendarbeit, der Diakonie und den vielen anderen Bereichen des kirchlichen Lebens. Ansprechpersonen: Matthias Huber,Thomas Kalinski, Sebastian, Brenner
4 | Gemeindebaukasten und amosWEB in Kombination
Der Gemeindebaukasten des Evangelischen Medienhauses bietet in Kombination mit amosWEB enorme Vorteile für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. Diese intelligente Verbindung können Sie an unserer Doppelstation (siehe 5) kennenlernen. Ansprechperson: Birgit Herrmann
5 | amosWEB - Digitale Gemeindeverwaltung
amosWEB als Internetsoftware unterstützt Sie in der Öffentlichkeitsarbeit – in Kombination mit dem Gemeindebaukasten sogar kostenfrei. Sie brauchen z.B. Termine nur einmal einzugeben und können sie auf der eigenen und weiteren Internetseiten in Nachbargemeinden, im Bezirk oder Land ausspielen. Wenn Sie Freizeiten durchführen, können Sie Onlineanmeldungen ermöglichen und erhalten Teilnahmelisten. Weitere Module: Ressourcen, Newsletter und Mitgliederverwaltung. Ansprechperson: Alexander Strobel
6 | Wir für die Kirche – Verwaltung modernisieren
Besucherinnen und Besucher erhalten einen Einblick, wie Verwaltungsprozesse im Rahmen der Verwaltungsreform „Wir für die Kirche – Verwaltung modernisieren“ vereinfacht und digitalisiert werden. Dabei werden die Schwerpunkte an der Station auf das E-Learning, das runde Gesamtkonzept und die digitale Infrastruktur gelegt. Neben der Darstellung von Verwaltungsprozessen wird auch das ein oder andere digital präsentiert, und die Besucherinnen und Besucher können ihre eigenen Ideen für eine Verwaltungsmodernisierung einbringen. Ansprechpersonen: Thomas Vaßen, Miriam Bindewald, Melanie Klaus, Milena Sterns
7 | Fediverse und Social Media für Kirchengemeinden
Facebook, Youtube, Twitter, Instagram oder womöglich das neue Mastodon? Eine Praktikerin und ein Praktiker einer katholischen und einer evangelischen Kirchengemeinde geben Tipps und Denkanstöße, wie digitale Öffentlichkeitsarbeit einer Kirchengemeinde heute aussehen kann. Um bei Mastodon mitreden zu können, empfiehlt sich vorab eine Anmeldung bei Mastodon, etwa bei der Instanz kirche.social unter kirche.social/auth/sign_in, Ansprechperson: Thomas Ebinger
8 | Digitales Angebot des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart
Auf suche.archiv.elk-wue.de stellt das Landeskirchliche Archiv Stuttgart in steigendem Maße digitalisierte Quellen der Forschung online zur Verfügung. Außerdem kann auf der Seite in den Beständen des Archivs recherchiert werden. Über verschiedene Web 2.0-Angebote (wkgo, wkgo Blog, Facebook) informiert das Archiv über seine Arbeit, interessante Quellen und die württembergische Kirchengeschichte. Ansprechpersonen: Uwe Heizmann, Andreas Butz, Johannes Grützmacher
9 | Digitallotsen
Mit dem Baukasten „Digitale Mustergemeinde“ wurde ein konzeptioneller Rahmen geschaffen, der Kirchengemeinden dabei hilft, die digitale Transformation selbstbestimmt zu gestalten. Für die praktische Umsetzung ist es hilfreich, einen Ansprechpartner mit Prozess- und Fachwissen vor Ort zu haben. Im Rahmen des Digitallotsenprogramms werden die Kursteilnehmenden darauf vorbereitet, diese Aufgabe zu übernehmen. Teilnehmende des ersten Jahrgangs berichten von ihren Erfahrungen. Ansprechpersonen: Lars Christiansen, Dr. Manuel Kiuntke
10 | Digiplikatoren
Wir sind die Netzwerkenden von morgen – Digiplikatoren. Wir sind informiert über die digitalen Entwicklungen der Landeskirche, wir vermitteln digitale Impulse in den Oberkirchenrat und umgekehrt, wir sind gut mit den Ansprechpersonen im Bereich Digitalisierung und anderen Interessierten vernetzt. Ansprechpersonen: Silke Neumann, Melanie Kostial, Daniela Faust, Nancy Hermann
11 | Digitalisierung nachhaltig gestalten
Digitalisierung umfassend nachhaltig gestalten bedeutet, neben ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Für eine solche nachhaltige Digitalisierung setzt sich das europäische Arbeitswelt-Netzwerk „Church Action on Labour and Life“ ein. In einem Erasmus-Projekt wurden im Gespräch mit Digitalunternehmern, Europa-Abgeordneten und Mitarbeitenden von finnischen und baden-württembergischen Ministerien sowie Theolog:innen in den Jahren 2022-2023 ethische Leitlinien erarbeitet. Der Aufruf www.CALL-for-digital-wellbeing.eu richtet sich an Organisationen, Unternehmen und Verbraucher:innen. Ansprechperson: Albrecht Knoch
12 | Gabenorientierter Mitarbeitendeneinsatz
Die Ausgangslage: Aktuell besteht großer Bedarf an Ehrenamtlichen in verschiedensten Bereichen. Jedoch sind die Hürden, sich an richtiger Ort und Stelle ehrenamtlich zu engagieren, oftmals groß. Auch stehen Freiwillige oft vor der Frage, wo denn genau Bedarf im Ehrenamt besteht, beziehungsweise welche Fähigkeiten sie für diese Tätigkeiten mitbringen sollten. Das Ziel: Schaffung eines Service zum „Matching“ von Gaben von Freiwilligen und Bedarfen an ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ansprechpersonen: Simon Hiller, Lena Noller
Gabriele Arnold
Prälatin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stuttgart
Eva Wolfangel
Eva Wolfangel kommt aus Stuttgart, ist preisgekrönte Journalistin, Speakerin und Moderatorin. 2019/20 war sie als Knight Science Journalism Fellow am MIT in Boston, USA. 2018 wurde sie als European Science Journalist of the Year ausgezeichnet. Sie schreibt über Themen wie Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realität und Cybersecurity. Als Keynote-Speakerin ebenso wie Panelistin spricht sie auf Deutsch oder Englisch über ihre Themen und moderiert Panel-Diskussionen. Als Tech-Journalistin experimentiert sie mit neuen Formaten in der Virtuellen Realität ebenso wie im Datenjournalismus. Ihr Buch „Ein falscher Klick - Warum der Cyberwar uns alle betrifft“ ist im November 2022 bei Penguin Randomhouse erschienen.
Lukas Spahlinger
Lukas Spahlinger hat Empirische Demokratieforschung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studiert. Seit 2020 befasst er sich als Referent für Digitale Welt im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung. Wie verändert sich individuelles, aber auch gesellschaftliches Leben durch digitale Medien? Welche Auswirkungen haben technologische Innovationen auf Mensch und Umwelt? Wie verändert sich das Arbeiten? In diesem Zusammenhang ist eines seiner Schwerpunktthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus befasst er sich mit Organisationsentwicklung und der Entwicklung einer Digitalstrategie für die EKHN.
Tobias Roppelt
Tobias Roppelt wohnt in Augsburg, ist leidenschaftlicher (UI/UX) Designer und Gründer der Gehirngerecht Digital GmbH. Seit über neun Jahren hilft er Unternehmen dabei, ihre Webseiten und digitalen Produkte zu optimieren, um die bestmögliche Nutzererfahrung zu schaffen. Da er schon immer ein Faible für soziale Themen hatte, hat er sich entschlossen, seine Arbeit der Mission zu widmen, das Internet barrierefrei zu machen. Mit seinem Unternehmen will er nicht nur barrierefreie digitale Auftritte und Produkte schaffen, sondern auch das Thema digitale Barrierefreiheit und digitale Teilhabe auf einfache und unterhaltsame Weise den Menschen näherbringen.
Stefan Werner
Direktor im Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Wie kann Kirche über das tradierte Kirchturmdenken hinauswachsen und durch Regionalisierung neue Chancen und Perspektiven gewinnen? Wie kann die Digitalisierung dabei helfen? Was lässt sich von den digitalen Medien und den Methoden aus der Digitalwirtschaft für die Arbeit in Gemeinden und Kirchenbezirken lernen? Diesen und ähnlichen Fragen ist das Forum Digitalisierung am 9. Februar 2023 nachgegangen – passenderweise in Form eines reinen Digital-Events. Rund 250 Teilnehmende haben bei der halbtägigen Veranstaltung mit Keynote, Podiumsgesprächen und praxisorientierten Teilforen mitgemacht, sich ausgetauscht, Erfahrungen und Inspirationen miteinander geteilt. Eingeladen hatten die württembergische und die badische Landeskirche gemeinsam.
„Wir müssen neue Brücken zum Menschen finden“ – die Dringlichkeit dieser Forderung illustrierte Gunter Dueck mit dem Hinweis auf die in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunkene Zahl von Gottesdienstbesuchen und Konfirmationen. Und anders als viele Bereiche der Industrie habe die Kirche in Sachen Digitalisierung viele Jahre ungenutzt verstreichen lassen, und nun sei die Digitalisierung keine Option mehr sondern eine „Frage des Überlebens“. Wenn man aber etwas ändern wolle in Richtung Digitalisierung und Regionalisierung, müsse man die eigenen Gewohnheiten reflektieren, sich der eigenen spezifischen Kultur bewusst werden: „Wenn man etwas ändern will, muss man zunächst erkennen, was da ist“. Dazu könne helfen, sich als Gemeinde mit den Augen der anderen zu sehen oder auch bewusst die Themen zu suchen, auf die man nicht stolz sei.
Dueck wies auch auf die Stolpersteine des Wandels hin. Oft seien Menschen schnell enttäuscht, wenn der Erfolg sich nicht sofort einstellt. Aber Kulturänderungen brauchten eben ihre Zeit. Gleichwohl ermutigte Dueck die Gemeinden, einfach neues auszuprobieren und dabei nicht in eine verbreite Planungsfalle zu gehen. Traditionell neigten Organisationen dazu, langwierig und sehr genau von einem bekannten Ergebnisziel her alles zu planen und dabei schlechte Kompromisse zu machen. Bei den anstehenden Veränderungen wisse man aber oft noch gar nicht, wie das gewünschte Ergebnis aussehen solle. In dieser Lage mit unklaren Zielen und Randbedingungen sei es besser, analog zum Agilen Management vorzugehen: Schnell mit einfachen Umsetzungen starten, das Vorgehen auf der Basis von Feedback schnell anpassen und weiterentwickeln und auch wieder lassen, was nicht funktioniert.
Im Sinne der Regionalisierung sei es wichtig, funktionierende neue Aktivitäten breit anzubieten und zu kommunizieren, aber man müsse sich auch darüber im Klaren sein, dass nicht alles überall funktioniere, dafür seien oft die Kulturen in den Gemeinden zu unterschiedlich.
Dueck betonte, digitale Werkzeuge könnten dabei helfen, die Menschen und Gemeinden einer Region oder eines Kirchenbezirks einander näher zu bringen und zu vernetzen, etwa indem Menschen sich auf diesem Weg zu einer Aktivität oder einem Thema zusammenfinden könnten, für die in der einzelnen Gemeinde allein nicht genug Interesse bestehe.
Über Prof. Dr. Gunter Dueck
Über Prof. Dr. Gunter Dueck ist Mathematiker und Betriebswirt, war 25 Jahre bei IBM in Führungspositionen tätig und u.a. verantwortlich für Innovation. Er beschäftigt sich schon lange mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf Organisationen.
Im Folgenden finden Sie die Aufzeichnung von Prof. Dr. Gunter Duecks Keynote.
„Vieles ist in unseren Leben in Bewegung geraten und hält ein großes Maß an Unbestimmtheit für uns bereit“, sagte Daniel Hörsch. Die Zeitenwende, in der wir uns befänden, habe schon längst vor dem Krieg begonnen. Für ihn sei das aber eine positive Entwicklung. Er verglich sie mit einer Metamorphose, bei der aus einer Raupe ein Schmetterling wird.
Arbeiten in multiprofessionellen Teams, eine gute strategische Planung, Kooperation, Netzwerklogik, die Nutzung des digitalen Potenzials – das sei wichtig, aber ein „Spirit der Kooperation und des „Commitments“ fehle dabei oft. Es sei wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass alle gemeinsam dem Evangelium verpflichtet seien, das sich immer wieder aufs Neue in die Wirklichkeit bringen lasse, so dass Menschen davon ergriffen würden. Eine Studie belegt laut Hörsch zum Beispiel, dass der christliche Glaube sehr vielen Menschen Orientierung gibt, zum Beispiel etwa 46 Prozent der jungen Erwachsenen. „Wir müssen uns neugierig auf Spurensuche begeben, außerhalb der Bubble“, sagte Hörsch.
In den letzten Jahren seien viele neue innovative Formen ins Leben gerufen worden. Vieles davon habe vor Ort begonnen, initiiert von Menschen mit intrinsischer Motivation. „Wie begegnen wir solchen Aufbrüchen in unseren kirchlichen Strukturen?“, fragte Hörsch. Oft werde gesagt, dass eine Idee gut, aber nicht wirklich umsetzbar sei. Er fragt: „Wäre es nicht angezeigter, sich von Ideen faszinieren zu lassen, damit man tänzelnd und leidenschaftlich den Weg zurücklegen kann und andere davon fasziniert sind?“
Damit durch einen „Bottom-up-Move“ etwas entstehen könne, sollte die Kirche Ermöglicher sein, findet er. In der neuen Kirchenverfassung der Evangelischen Landeskirche Hannovers seien Erprobungen sogar vorgesehen, erklärt er. Es brauche einen Top-down-Support für das „wild Gewachsene“, forderte Hörsch.
In der Studie zu „Digitalen Communities“ der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (Midi) sei die Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen beleuchtet worden, die christlichen Influencern folgt und „die wir schmerzlich im Analogen vermissen“, so Hörsch. Und bei den über 65-Jährigen kämen die digitalen Möglichkeiten zugleich an Grenzen, weil es in der Altersgruppe viele Menschen gebe, die sich damit nicht gut auskennen oder angesprochen fühlen. „Das müssen wir wertschätzen und nicht alles über einen Kamm scheren“, sagte Hörsch. Studien, auch die Studie zur digitalen Verkündigung während der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass Kirche im Modus des Sowohl-als-auch handeln müsse.
In der EKD würden die Landeskirchen in Baden und Württemberg als Vorreiter gelten, was die Orientierung an den Lebenswelten der Mitglieder, Milieuorientierung und Sozialraumorientierung angehe. Sozialraumorientierung sei zentrales Kennzeichen der Kirche. Er empfahl dafür die „Wir & hier“-Toolbox der Arbeitsstelle Midi und erinnert daran, dass es unvermeidbar sei, dass sich Christinnen und Christen immer in einer gewissen Bubble bewegen. Wichtig sei eine Kultur des gegenseitigen Verstehens und Akzeptierens.
Bei vielen Prozessen greife ein Wahrheitsanspruch „Nur dieser Weg ist der einzig gangbare“. Dagegen sagte Hörsch, es komme auf die Gewissheit an, dass „wir in einer versöhnten Verschiedenheit ein großes Ganzes darstellen können und nicht immer der kleinste Mosaikstein schon das Ganze abbilden muss“.
Über Daniel Hörsch
Daniel Hörsch ist sozialwissenschaftlicher Referent bei der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung, midi.
Wie verändert und bereichert die Digitalisierung die Arbeit und das Leben der Kirchengemeinden? Wie können Gemeinden den Wandel gut und erfolgreich gestalten? Darum ging es am 5. Mai 2022 im Forum Digitalisierung unter dem Titel „Die digitale Gemeinde“ - unter anderem mit Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, und Dr. Heinrich Bedford-Strohm, bayrischer Landesbischof und früherer EKD-Ratsvorsitzender. Hier finden Sie die Zusammenfassungen der Hauptvorträge.Das Forum wurde erstmal gemeinsam mit der badischen und der bayrischen Landeskirche veranstaltet. In den kommenden Tagen finden Sie hier zudem Mitschnitte der beiden Hauptvorträge.
Rund 280 Teilnehmende aus den drei süddeutschen Landeskirchen befassten sich intensiv mit der Digitalisierung im Leben der Kirchengemeinden. Neben Keynotes und Talkrunden im Plenum gab es auch eine Reihe von thematisch spezifischeren Teilforen, die dem direkten Austausch zwischen den Teilnehmenden dienten und eine Vielzahl von Themen behandelten, zum Beispiel „Hybride Eventformate“, „Kirchenmusik und Digitales“, „Social Media in der Kirchengemeinde“, „PC im Pfarramt“, „Microsoft 365 in Kombination mit dem Digitalen Gemeindemanagement“ und „Change Management in Gemeinden“.
Einen besonderen Schwerpunkt bildete die Vorstellung des gemeinsamen Projekts der drei Landeskirchen zur „Digitalen Mustergemeinde“ und des daraus entstandenen Baukastens, mit dessen Hilfe Gemeinden ihren individuellen Weg in der Digitalisierung leichter finden können.
„Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Dieses Wort aus Lk 13,29 sei ihm Pandemiejahren ganz neu wichtig geworden, sagte der bayrische Landesbischof und frühere EKD-Ratsvorsitzende Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm in seinem Impuls zum Auftakt der Tagung und erklärte: „Der Tisch ist für mich das Symbol der Gemeinschaft. Das Symbol der Gemeinschaft, die ich in ihrer physischen Form so sehr vermisst habe.“
Bedford-Strohm betonte aber auch, wie wertvoll die digitalen Begegnungsmöglichkeiten gewesen seien: „Wir wären beziehungsmäßig ausgetrocknet, wenn wir die digitalen Kontaktmöglichkeiten nicht gehabt hätten.“ Dies seien nicht nur bloße „Kontakte“ gewesen sondern Gemeinschaft. Und mit Blick auf die Frage nach einem digital vermittelten Abendmahl sagte Bedford-Strohm: „Es ist gut, sich Zeit zu lassen, wenn es um die Neujustierung unseres Abendmahlsverständnisses unter völlig neuen Bedingungen von Gemeinschaftserfahrung geht“.
Weiter führte Bedford-Strohm aus: „ ‚Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.‘ Ob man das, was da beschrieben wird und was am Ende der Zeiten auf uns wartet, als ‚physische Gemeinschaft‘ bezeichnen kann oder ob es vielleicht am Ende der digitalen Gemeinschaft eher ähnelt, das werden wir erst wissen, wenn wir es erleben. Es wird mit Sicherheit anders sein als wir es kennen – ob physisch oder digital. Aber der Vorschein auf diese große Tischgemeinschaft über die Grenzen von Kulturen und Kontinenten hinweg, den können wir heute auch erfahren – und zwar physisch und digital.“
Die württembergische, badische und bayerische Landeskirche setzen gemeinsam das Modellprojekt „Die Digitale Mustergemeinde“ um. Die Verantwortlichen Dr. Nico Friederich (Württemberg), Prof. Dr. Thomas Zeilinger (Bayern) und Dr. Jörg Ohnemus (Baden) stellten das Pionierprojekt im Bereich Digitalisierung der drei Landeskirchen vor.
Ziel sei eine Digitalisierung der Gemeinden auf Augenhöhe. Kirchengemeinden und Landeskirche sollten dafür ebenso zusammenarbeiten wie auch innerhalb der Gemeinden Pfarramt und Ehrenamtliche, erklärt Dr. Nico Friederich, Verantwortlicher für Digitalen Wandel in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Ziel des Projekt sei die Digitalisierung der Gemeindearbeit. Dafür solle in drei Modellgemeinden – je eine pro Landeskirche – ein Vorgehensmodell entwickelt werden, anhand dessen die Schritte der Digitalisierung von Gemeinden gegangen werden können. Das Projekt solle anderen Gemeinden als Leuchtturmprojekt dienen und ein Prototyp sein. Auch die EKD habe großes Interesse an „bedarfsorientierten“ und „praktisch umsetzbaren Verfahren“ und fördere das Projekt mit 59.000 Euro für externe Begleitung und Sachmittel.
Auf eine Erhebungs- und Konzeptionsphase (Juli bis Herbst 2021) folgte die Umsetzungsphase, die im vergangenen Herbst begonnen hat. Im Rahmen einer Ist-Analyse wurden bestehende Studien und Analysen ausgewertet, Experten-Interviews geführt und Befragungen in Gemeinden und Landeskirchen durchgeführt. Daraufhin wurden für drei Modellgemeinden Handlungsfelder und Entwicklungspfade definiert und Aktionspläne entwickelt.
In der Umsetzungsphase seien die Maßnahmen eingeleitet, die Projektbeteiligten geschult und benötigte Hardware und Tools angeschafft worden. Derzeit werde ein skalierbares Vorgehensmodell abgeleitet.
Dr. Jörg Ohnemus stellt die inhaltlichen Schwerpunkte vor. Ein großer Schwerpunkt liege auf der Digitalisierung des Ankündigens und Berichtens, etwa um Gemeindeglieder mit Angeboten zu erreichen. Ein strategischer Social-Media-Einsatz in Verbindung mit klassischer Kommunikation sei dafür wichtig. Die Digitalisierung sei außerdem im Bereich des Durchführens und Veranstaltens wesentlich. Der Fokus liege auf Ideen für hybride Eventformate auch über Online-Gottesdienste hinaus. Außerdem sei das digitale Verwalten und Organisieren für digitale Gemeinden wichtig. Der Fokus liege hier auf der Zusammenarbeit. Zentral sei es, zu dem Prozess zu motivieren und Veränderungen anzugehen. Auch die technische Ausstattung, um den Prozess umzusetzen, spiele eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Digitalisierung in Gemeinden.
Prof. Dr. Thomas Zeilinger zeigt die Schritte der Umsetzung des Modellprojekts in die Praxis seit letztem Oktober auf. Als „Digitale Mustergemeinden“ wurden die Evangelische Kirchengemeinde Eningen unter Achalm, die Bonhoeffer-Gemeinde Heidelberg und das Dekanat Markt Einersheim ausgewählt.
Während der praktischen Umsetzung begleitet ein Projektkoordinator die drei Gemeinden. Jede Gemeinde nahm an drei Workshops teil. Dort wurden die vorgeschlagenen Schwerpunkte in den Aktionsplan der Gemeinden aufgenommen und weitere Bedarfe ermittelt. Anschließend ging es um das Hinzuziehen von Dienstleistern, Beratung und Schulungen und das Anschaffen von Tools. Außerdem sollten die Entwicklungen begleitet und Zuständigkeiten in den Gemeinden festgelegt werden.
In der Umsetzungsphase wurden die geplanten Schritte nach und nach umgesetzt. Erfahrungen wurden festgehalten und Vorlagen erstellt, wie das Vorgehen vervielfältigt werden konnte.
Gemeinden sollen sich nun über das Modellprojekt informieren können, um von den Ergebnissen zu profitieren. Dafür ist ein sogenannter Baukasten entstanden, der Gemeinden mit detaillierten Informationen auf dem Weg der Digitalisierung hilft.
Prof. Dr. Holger Sievert lehrt Kommunikationsmanagement an der Hochschule Macromedia in Köln und leitet dort die Fakultät „Kultur - Medien – Psychologie“. Er begleitet das gemeinsame Projekt zur Digitalen Mustergemeinde der drei süddeutschen Landeskirchen wissenschaftlich und beratend. In seiner Keynote unter dem Motto „Wir können mehr, als wir denken“ erklärte Sievert seine Sicht auf die Digitalisierung in den Kirchengemeinden und erklärte, worauf es dabei ankommt.
Sievert ging von der Erfahrung aus, dass bis 2019 Online-Gottesdienste etwas sehr Seltenes gewesen seien, ein gelegentliches Sonderformat, unter hohem Aufwand produziert. Das habe die Corona-Pandemie schlagartig geändert. Während der Pandemie höätten rund 80 Prozent aller evangelischen Gemeinden in Deutschland digitale Gottesdienste verschiedenster Spielart angeboten. Damit seien digitale Gottesdienste keine Notlösung mehr, und der Wunsch nach der Fortführung dieser Angebote auch über die Pandemie hinaus sei sehr weit verbreitet. Dabei müssten Online-Gottesdienste keineswegs TV-Niveau haben. Eine Umfrage habe ergeben, dass für die Zuschauer viel wichtiger sei, dass der Gottesdienst aus der eigenen Gemeinde komme und von vertrauten Akteuren gestaltet werde.
Diese Erfahrung der Online-Gottesdienste habe gezeigt, wie viel in Sachen Digitalisierung möglich sei. Sievert betonte beispielhaft die Bedeutung der sozialen Medien für die Kommunikation der Gemeinden und die Verkündigung – diese würden fundamental wichtig, da sich der Bedeutungsrückgang der gedruckten Medien fortsetze.
Als weiteres Beispiel nannte Sievert Organisation und Verwaltung, deren Aufwand sich durch die Digitalisierung deutlich reduzieren lasse. Wie in allen Bereichen der Digitalisierung könne das aber nur unter bestimmten Voraussetzungen gelingen, die Sievert in sieben Grundregeln zusammenfasste. 1. Digitalisierung sei kein Selbstzweck sondern solle Gemeinden helfen, ihre Kernaufgaben in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie besser zu erledigen. Ziel sei die Unterstützung der Gemeinden. 2. Digitalisierung brauche ein klares Zielbild, basierend auf der Gemeindekonzeption, die sich die Gemeinden geben. Ohne ein solches Zielbild verrenne man sich leicht. 3. Digitalisierung in Gemeinden gelinge nur im Team und in Netzwerken. 4. Vor Allem zu Beginn sei es besser, mit guter Planung und einer klaren Struktur zu starten als mit vielen verschiedenen Tools. 5.Für die Digitalisierung brauche es in der Gemeinde einen klaren Verantwortlichen, wenn möglich solle dies kein Hauptamtlicher sein. 6. seien bei den ersten Schritten einfache Tools, die sich leicht bedienen lassen, besser als komplexe Softwarelösungen. 7. Erst mittel- und langfristig seien vollintegrierte umfassende Software-Lösungen sinnvoll.
Die Arbeitsbereiche, mit denen sich das Projekt der Digitalen Mustergemeinde befasse, bilden aber aus Sieverts Sicht nur einen Ausschnitt der digitalen religiösen Praxis. Sie konzentrieren sich auf die institutionelle Praxis. Es gebe aber intensive digitale, religiöse Praxis, die weit darüber hinaus gehe und von kirchlichen und nichtkirchlichen Protagonisten gestaltet werde oder auch ganz individuell oder diskursorientiert sei. Wenn sich Gemeinden diesem Themenfeld öffneten, hätten sie Zukunft, so Sievert.
Sievert schloss seinen Vortrag mit fünf Thesen:
1.„Konsequente digitale Erweiterung (nicht Reduktion!) von Präsenzgemeinden hin in Richtung auch einer liquiden Praxis‘ bietet gute Chance für Kirchenentwicklung.“
2. „Schwierig ist allerdings die Erwartung, dass diese Entwicklung die generellen Austritts- und Strukturentwicklungen aufhalten oder fundamental verändern kann.“
3. „Sehr realistisch ist hingegen die Erwartung, dass diese digitale Erweiterung Gemeinden helfen kann, sich stärker auf ihre gemeindekonzeptionellen Kernaufgaben zu konzentrieren.“
4. „Denn durch digitale Erweiterung können z. B. Verwaltung vereinfacht, auch jüngere Personen dialogisch eingebunden und zusätzliche Kommunikationswege angeboten werden.“
5. „All dies wird nicht einfach – bietet aber die Chance, als Gemeinde lebendig zu bleiben. Dass Gemeinden das können, haben z. B. die Online-Gottesdienste zu Corona-Beginn gezeigt.“
Bei einer Talkrunde kamen drei Vertreter der gastgebenden Kirchen zu Wort: Dr. Nikolaus Blum, Leiter des Landeskirchenamts der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, und Martin Wollinsky, Oberkirchenrat für Finanzen, Bau und Umwelt in der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Von der der Moderatorin der Runde, Pfarrerin Miriam Hechler, nach dem Stand der Digitalisierung gefragt, sagte Martin Wollinsky: „Wir sind unterwegs, aber wir haben auch noch gutes Stück vor uns“. Ähnlich formulierte es Stefan Werner für Württemberg: „Wir haben das Thema seit Jahren intensiv aufgegriffen und konnten schon einiges bewegen, sind aber sicher noch nicht da, wo wir hinwollen“. Und Dr. Nikolaus Blum sagte, die Gemeinden der bayrischen Landeskirche hätten noch mehr Luft nach oben.
Wie hängen digitale Strukturen und Fusionen zusammen – auch diese Frage wurde diskutiert. Es gebe Gründe, dass die Kirche auf Gemeindeebene auf Fusionen zugehen müsse, sagt Stefan Werner, und die Digitalisierung ermögliche es, Fragen zu lösen, die dadurch aufgeworfen würden.
„Die Digitalisierung betrifft alle Fragen des kirchlichen Lebens, etwa Verkündigung, aber auch Kommunikation“, so Nikolaus Blum. Sie könne dabei helfen, zu vernetzen und näher an den Menschen zu sein. Der Verwaltungsbereich sei nur ein Teil des kirchlichen Lebens, das von der Digitalisierung verändert würde.
Über die Zusammenarbeit der Landeskirchen wie beim Modellprojekt Digitale Mustergemeinde sagte Blum, man könne viel voneinander lernen und sich austauschen. Bei der Kommunikation sei es wichtig, das Potenzial der dialogischen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation zu nutzen. Die verwaltende Kommunikation etwa zwischen Gemeinden, Dekanaten und Landeskirchenamt oder anderen zentralen Stellen könne digital geschehen.
Es sei wichtig, voneinander zu lernen, sagte auch Martin Wollinsky. „Es gibt einen Hang, Dinge neu erfinden zu wollen, auch wenn es schon Erfahrungen gibt.“ Nützlich sei es zum Beispiel, über Landeskirchen hinaus auf gleiche technische Lösungen zu setzen.
Im Bereich Verkündigung gebe es digital viel weniger Grenzen als physisch. Man könne im Netz eine andere Gemeinde als die Ortsgemeinde wählen. Man müsse voneinander lernen, im Digitalen wirklich gut zu sein, gerade im Bereich der Kommunikation, denn „das ist eine Voraussetzung dafür, dass wir dort auch Profil gewinnen.“ Das gehe miteinander besser als alleine.
„Wir stellen immer wieder fest, dass eine Landeskirche an einem Punkt weiter ist als eine andere“, so Stefan Werner. Es sei deshalb sehr wichtig, fertige Dinge zu kopieren und nicht selbst erfinden zu wollen. Für wesentlich hält er zudem, eine Kultur digitalen Arbeitens zu entwickeln. „Technische Ausstattung und Software sind notwendig, aber oft nehmen wir die Menschen kulturell nicht mit, die damit arbeiten“, sagte er. Eine landeskirchenübergreifende Zusammenarbeit und das Finden digitaler Lösungen seien Schwerpunkte in den nächsten Monaten und Jahren.
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, hielt eine Keynote zum Thema „Was ist unsere Message im Digitalen? Zwischen Werbung, Information und froher Botschaft …“
Sie berichtete, dass sie die Hälfte des Tages im Internet verbringe, das mache einen großen Teil ihrer Lebenswirklichkeit aus. Kirche wirke bisher noch stark physisch und zu wenig im Netz, auch wenn sie Fortschritte mache. „In der Kirche prallen Welten aufeinander“, so die Präses der EKD-Synode. „An vielen Stellen laufen wir zu langsam mit.“ Kirche sei zu sehr eine physische Organisation, die einzelne Impulse ins Digitale gebe. Man müsse die Realitäten aneinander angleichen. Sie appellierte, Social Media zu nutzen, weil damit sehr viele Menschen erreicht würden.
Heute sei Kirche über Landeskirchen, Institutionen, Kirchengemeinden und Einzelpersonen, wie Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch Ehrenamtliche in den Social Media aktiv. Erreicht werde vor allem die „christliche Online-Bubble“, Gemeindeglieder oder schwach Verbundene, Interessierte oder Menschen, die zum Beispiel aufgrund eines bestimmten Themas angesprochen würden. Gepostet würden Basisinformation über Christentum und Gemeinde, Werbung für Veranstaltungen einer Kirche vor Ort und die frohe Botschaft in Form von Gedanken, die inspirieren würden, häufig von Einzelpersonen.
„Woher kommt es, dass wir so viel machen und trotzdem das Gefühl haben, noch nicht in dem Raum angekommen zu sein?“, fragt Anna-Nicole Heinrich. Internet bedeute heute nicht mehr nur, Informationen zu senden sowie darüber hinaus Werbung, sondern ständige Kommunikation in der Öffentlichkeit. Das sei eine automatische Weiterentwicklung gewesen, sie entspräche der Entwicklung des Internets.
Kirche sei „kein Selbstzweck“ sondern habe eine Funktion. Es gehe darum, die Einzelnen in ihrem Glauben und Christsein zu stärken, Kirche müsse Leben anregen und unterstützen. Kirche habe sich daran zu messen, ob sie dem gerecht werde. Es müsse wahrgenommen werden, dass Social Media christliches Leben anrege und unterstütze, Social Media müsste genutzt werden, um Kirche und Gemeinde sichtbar zu machen. „Wir müssen annehmen, dass das heute über Personen und Formate funktioniert, nicht nur über sachliche Informationen.“
In den Social Media sollten Gemeinden nicht nur „senden“, sondern eine persönliche Beziehung aufbauen. Durch eine „authentische Kommunikation“, die „nicht beschönigend“ sei, die zum Beispiel zeige, an welchen Projekten die Menschen dran seien, was sie zweifeln lasse. Gemeinden als Anlaufpunkt würden gestärkt, weil christliche Inhalte die Menschen erreichen würden.
Wichtig sei die Aus-, Fort- und Weiterbildung und das Erlernen einer Sprachfähigkeit über den Glauben. Der Zusammenhang von Amt und eigener Gläubigkeit lasse sich in dem Raum der Social Media, der so personen-zentriert sei, kaum trennen.
„Der digitale Raum hat keine landeskirchlichen Grenzen“, die Kirche müsse einheitlicher und erkennbarer auftreten, weil viele Menschen Strukturen wie die Aufteilung in Landeskirchen nicht kennen würden, sagte Heinrich.
Um die Transformation von einer analogen zu einer digitalen Gemeinde zu schaffen, brauche es eine Strukturänderung, bei der Gemeinde vor Ort neu verstanden werden müsse. Außerdem brauche es eine Haltungsänderung. „Brückenbauerinnen“ und „Brückenbauer“ zwischen beiden Welten müssten Menschen mitnehmen und ihnen erklären, wie Social Media funktioniere. Für eine echte Transformation brauche es eine „unverzagte Haltung der Offenheit, die bereit ist, auch Unsicherheit auszuhalten“ und „die auch bereit ist auszuhalten, dass Sachen kaputt gehen, die wir vielleicht doch lieber erhalten hätten“ sowie eine hohe Frusttoleranz – und dass keine oder keiner den Spaß verliere.
In der Schlussrunde hob Ralf Albrecht, Prälat in Heilbronn und Mitglied im DigiRat der württembergischen Landeskirche, die Qualität der Zusammenarbeit der drei Landeskirchen bei der Gestaltung dieses Forums hervor. Die Vernetzung im Projekt der digitalen Mustergemeinden sowie die Forumsveranstaltung seien ein großes Geschenk. Albrecht rief dazu auf, nicht mehr in Alternativen zu denken wie „digital oder analog. Wir sind auf dem Weg zur digitalen Gemeinde immer beides ganz und bleiben es auch ganz. Wer versucht, das eine gegen das andere auszuspielen, springt zu kurz.“ Er ermutigte die Gemeinden, „dahin zu gehen, wo die Menschen sind, sie sind im digitalen Raum, und mit dem besten, was wir haben, dem Evangelium, genau dort unsere Plätze zu suchen.“ Albrecht erinnert auch an die Prozesshaftigkeit der Digitalisierung: „Es ist immer ein Weg, es ist immer ein Prozess“. Und die Löcher in diesen Prozessen gehörten nun mal dazu.
Pfarrerin Anna Paola Bier aus dem badischen Ilvesheim, legte in ihrem Resümee besonderen Wert auf den Aspekt der notwendigen Vernetzung und der Erfahrung der Gemeinschaft der an Digitalisierung Interessierten. Man sei damit nicht alleine, und es sei wichtig, gemeinsam Projekte anzugehen und „gemeinsam den Weg zu gehen“. Die Keynote von Anna-Nicole Heinrich habe ihr Mut gemacht.
Marlies Barkowski, Projektleiterin Evaluation Digitalstrategie in der bayrischen Landeskirche, betonte, Vernetzung sei enorm wichtig, aber auch schwer schon innerhalb einer Landeskirche. Da müsse viel passieren. Und über die eigene Landeskirche hinaus gebe es noch viel mehr Kompetenzen und Potenziale. Das Forum sei schon ein Ansatz in dieser Richtung gewesen. Wichtig sei es, die digitale Kompetenz in den Gemeinden vor Ort weiter auszubilden, den mit ihr stehe und falle alles.
Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung hin zu mobilem Arbeiten beschleunigt. Wie verändert sich durch die Digitalisierung das Arbeiten? Was bedeutet „New Work“? Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Bedeutung von Arbeit in unserer Gesellschaft? Und was heißt das für die Arbeitsbereiche in der Landeskirche und die Arbeitsweisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Beim 8. Forum Digitalisierung in der Landeskirche ging es um „New Work - Zukunft der Arbeit“. Hochkarätige Referierende haben die Keynotes gehalten. In Teilforen am Nachmittag wurden die Themen anhand von Praxis-Modellen vertieft. Rund 220 Interessierte nahmen an dem Online-Forum teil.
In ihrem geistlichen Impuls zum Auftakt des Forums zeichnete Pfarrerin Stefanie Heimann eine Linie von der biblischen Schöpfungsgeschichte als dem utopischen, paradiesischen Urzustand hin zur verheißenen, ebenso im Wortsinn utopischen kommenden Welt, in der – wie es in Jesajas Vision vorscheint – „aller Konkurrenz- und Überlebenskampf schweigt, das eine Tier dem anderen nicht Beute ist, sondern Mitbewohner, Schweiß und Tränen und Ackerbau nicht mehr sind, mühelos, friedvoll ist das Leben“. Zwischen diesen beiden Utopien verortete Heimann das menschliche Leben und die menschliche Arbeit, wie wir sie kennen: Angetrieben von der biblischen Erinnerung und angezogen von der biblischen Hoffnung auf das Kommen des Reiches Gottes.
Sie verwies dafür auf eine Formulierung der ökumenischen Vollversammlung in Uppsala 1968: „Wirkt mit an der Vorwegnahme des Reiches Gottes! Lasst heute schon etwas sichtbar werden von jener Neuschöpfung, die Christus an seinem Tag vollenden wird.“ Arbeit soll in diesem Verständnis den Menschen seinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen nicht entfremden sondern näherbringen. Arbeit sei damit nicht nur Mittel der Existenzsicherung sondern „Werkzeug der Menschenwürde, Arbeit soll Würde nicht nehmen, sondern sichtbar machen, Freiheit ermöglichen, auf den Frieden zielen, die Erde achten“. Arbeit sei damit „eine Bewegung, die der Bewegung Gottes entgegengeht“.
Dr. Nils Minkmar nahm in seiner Keynote mit dem Titel „Du musst dein Leben ändern – Arbeit und Alltag nach Corona“ gesellschaftliche Veränderungen in Folge der Corona-Pandemie in den Blick. Am Arbeitsplatz bemerke man den Wandel am deutlichsten. „Kommen wir zurück in eine neue Normalität?“, sei derzeit eine häufig gestellte Frage. Der Journalist, Historiker und Publizist verneint dies und sieht durch die Corona-Pandemie den Anbruch einer neuen Zeit gekommen. Wir befänden uns bereits im „New Normal“ der postpandemischen Zeit.
Minkmar erklärte, in Deutschland sei die Arbeit besonders wichtig und genieße den Rang einer säkularen Religion. Sie stifte Sinn, sorge für Rituale und stehe für viele Menschen über allem. Das Wort „Industrialisierung“ bedeute eigentlich „Verfleißigung“. Diese große Umwandlung habe die alte Berufswelt der Handwerker und Bauern, in der es nur wenig Wachstum gegeben habe, abgelöst. Auch die Balance zwischen Leben und Ausruhen sei vorher anders gewesen. Sie habe das Arbeitsleben standardisiert. So sei es bis zum Beginn der Pandemie gewesen.
Doch dann sei der Unterschied zwischen Arbeits- und Freizeitwelt plötzlich aufgehoben worden, man musste im Büro nicht mehr präsent sein. Auch das Pendeln sei weggefallen sowie „der volle Kalender, die vielen Termine und wenig Zeit zu haben“. Corona habe dieses beschleunigte Leben einfach abgeschaltet.
Ein neues Wertesystem sei entstanden. Der Titel, der hierarchische Rang und die Lage des Büros im Gebäude seien gleichgültig geworden. Verkäuferinnen, Boten, Pflegekräfte und Security-Mitarbeiter in den Supermärkten wurden nun wichtig. Die Wahrnehmung der Wirtschaft hätte sich geändert: Effektive Versorgung, kurze Nachschubwege und lokale Kapazitäten wurden entscheidend. Themen wie Pflege, öffentliche Gesundheits- und Katastrophenvorsorge, medizinische Grundlagenforschung und digitale Vernetzung seien vorher nebensächlich gewesen und wurden nun zur „Frage von Leben und Tod“.
Es sei schließlich zu einer „Umkehrung von Werten“ gekommen. Nicht mehr Wachstum und globalisierte Ökonomie hätten im Mittelpunkt gestanden. Zum ersten Mal war die gesamte Welt zeitgleich an der Bekämpfung einer Pandemie beteiligt. Jedes Land sei zwar seinen eigenen Weg gegangen, aber alle Menschen hätten sich im gleichen Moment mit dem Problem beschäftigt. Geld habe eine Umdeutung erfahren, weil reiche Konzerne staatliche Hilfe benötigt hätten. In manchen Ländern sei die Wirtschaft nahezu stillgelegt worden, um alte und vorerkrankte Menschen zu schützen. Diese Maßnahmen seien eine „humanistische kollektive Leistung“.
„Alles könnte anders sein“, laute das Versprechen dieser Zeit. „Wir gehen in eine neue Zeit, die ökologischer, digital vernetzter und lokal bewusster sein muss“, so Minkmar. Gerade würden wir eine Kritik der Verhältnisse erleben, wie sie zuletzt 1968 geäußert worden sei, die damals einen gesellschaftlichen Schub verursacht habe. Wichtig sei es, die große Veränderung durch die Corona-Pandemie „anzunehmen“.
Hinweis: Die Präsentation von Nils Minkmar steht nicht als Download zur Verfügung.
Unter dem Titel „New Work im New Normal“ skizzierte die Arbeitswissenschaftlerin Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart die arbeitswissenschaftliche Sicht auf neue Formen der Gestaltung von Arbeit. Sie wies darauf hin, dass frühe Formen der technisch ermöglichten Tele-Arbeit bis in die 70er Jahre zurückreichen. Durch die Corona-Pandemie hätten sich die Digitalisierung und die damit einhergehende Infragestellung von Arbeitsorten, -zeiten und -hierarchien vehement beschleunigt.
Hofmann berichtete, dass zwar Arbeitgeber durchaus Sorge hätten, die Produktivität könne bei hohem Homeoffice-Anteil zurückgehen, die Forschung zeige aber im Gegenteil, dass sie oft sogar steige. Inzwischen sei auch klar, dass sogar sensible Formate wie etwa Bewerbungs- und Personalgespräche per Videokonferenz gut durchzuführen seien – was vor Corona kaum jemand für möglich gehalten habe.
Hofmann stellte fest, dass seit 2020 in den Unternehmen enorme Medienkompetenz aufgebaut worden sei, auf deren Basis man nun gut individuell aufs jeweilige Unternehmen zugeschnittene Arbeitsmodelle entwickeln könne, die das beste aus beiden Welten (präsent und digital) kombinierten. Es sei aber enorm wichtig, die individuellen Modelle nicht von oben herab zu verordnen sondern mit den Belegschaften gemeinsam zu erarbeiten. Und klar sei auch, dass die Anforderungen an die Qualität der Kommunikation etwa zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden in einer hybriden oder gar rein digitalen Struktur deutlich steige, da viel weniger Beziehungsarbeit nebenbei im gemeinsamen Büroumfeld geschehe. Schwierig könne es auch werden, wenn sehr schnell neue und rein digitale Teams aufgebaut würden.
Hybride Arbeitsformen bieten laut Josephine Hofmann in Summe große Chancen für Unternehmen, die aber mit höherer Komplexität einhergingen. Auch die Anforderungen an die Arbeitnehmer nähmen zu, etwa wenn es um Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin im Homeoffice, Pausen- und Erholungskultur und ähnliches gehe.
Auch gesamtgesellschaftlich könnten sich laut Hofmann aus der Entkopplung von Arbeits- und Wohnort Chancen und Risiken ergeben. Chancen etwa dadurch, dass Menschen aufs Land oder gar ins Ausland zögen, um nur noch oder weitgehend digital zu arbeiten. Risiken durch Vereinsamung, wenn das soziale Umfeld der Arbeitsplatzes entfalle.
Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, widmete sich in seiner Keynote der neuen Arbeitskultur in der Evangelischen Landeskirche. Die Landeskirche habe sich bereits vor der Corona-Pandemie bewusst vorgenommen, die Digitalisierung in der Arbeitswelt zu gestalten, und eine digitale Roadmap erarbeitet. Zwei äußere Impulse hätten darauf starke Auswirkungen gehabt: Der geplante Umzug der Verwaltung und die Corona-Pandemie.
Das grundlegende Modell einer professionellen Verwaltung nach Max Weber sei von professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geprägt, die nach klar definierten Aufgaben handeln. Arbeitsteilung zwischen den Abteilungen, Amtshierarchie und Aktenmäßigkeit bestimmten den Arbeitsalltag. Die Frage in der Landeskirche laute: Wie kann eine kirchliche Verwaltung, die auf den ersten Blick wenig Spielräume für kreatives und agiles Arbeiten zu haben scheint, in einem New-Work-Modell aussehen?
Eine Studie habe ergeben, dass Verwaltungen, die sich nicht mit New Work auseinandersetzten, an digitaler Transformation und Fachkräftemangel scheitern würden. Die Verwaltung müsse daher agil werden und mehr Eigenveranwortung, Selbstständigkeit und Teamarbeit zulassen, um für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv zu sein.
Außerdem müsse sich die Führungskultur wie die Kultur des Umgangs miteinander weiterentwickeln. „New Work soll dabei einen echten Mehrwert für alle Beteiligten schaffen und Freude bereiten und so mehr sein als nur Produktivitätselement“, so Stefan Werner. Die Verwaltung müsse zur Fortentwicklung der Organisation beitragen, die von ihr verwaltet werde. Das gelte besonders für die Kirche, für die der Anpassungsdruck derzeit besonders groß sei.
Derzeit erarbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Ebenen ein Kulturzielbild. Vertrauen bei Vorgesetzten und Mitarbeitenden werde hierbei eine große Rolle spielen. Zum neuen Leitbild gehört auch der Leitsatz „Wir dienen“. Die Landeskirche verstehe sich als eine „Gemeinschaft von Mitarbeitenden, die füreinander einstehen“. Wichtig sei, sich gegenseitig zu ergänzen, vernetzter zu arbeiten, einander zu helfen und Hilfe anzunehmen. Außerdem sollten Mitarbeitende sich gegenseitig Rückmeldung geben und Fehler als Lern-Chancen begreifen. Standards müssten hinterfragt und verbessert werden. Offenheit, Neugier und die Bereitschaft, Veränderungen zuzulassen, gehörten auch zum Kulturleitbild dazu.
Das zukünftige Bürogebäude der landeskirchlichen Verwaltung umfasse eine offene Struktur mit Gemeinschaftszonen, aber auch Einzelzimmer und Tagungsräume.
Durch die Pandemie musste die gesamte kirchliche Verwaltung in kurzer Zeit ins Homeoffice umgesiedelt werden, erklärte Werner. Nun sei es wichtig, ein gutes Zusammenspiel zwischen Homeoffice und Büro einzuüben. Präsenz sei wichtig, aber digitales Arbeiten werde beibehalten. Zudem habe dieses einen Eigenwert: Es spare Zeit und sei ökologischer. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie könne durch mobiles Arbeiten gefördert werden.
Dr. Malte Frederik Möller, Geschäftsführer der Change Hub GmbH in Berlin und verantwortlich für das Corporate Development in der Evangelischen Bank eG, sprach in seinem Vortrag darüber, wie Change-Prozesse gut gestaltet werden können, die zum Beispiel die Umstellung eines Arbeitsumfeldes auf New-Work-Modelle begleiten sollen. Dabei stellte er zunächst klar, dass New Work in einem umfassenden Verständnis weit über die Nutzung digitaler Tools oder anderer Bürokonzepte hinausgehe. Dies sei lediglich die oberflächlichste Schicht. Darunter könnten auch konkrete Arbeitsprinzipien einer Organisation betroffen sein sowie die Werte, an denen sich ein Unternehmen orientiere und das Mindset, mit dem Mitarbeitende Veränderungen begegnen.
Eine der großen Herausforderungen eines agilen Mindsets für Mitarbeiter sei es, dass dies nicht statisch sei wie früher in klassischen Organisationen, sondern immer wieder neu und situativ angepasst werden müsse, um den jeweils konkreten Anforderungen gerecht werden zu können.
Möller berichtet, dass Menschen auf derart tiefgreifende Change-Prozesse sehr verschieden reagieren – und oft entsprechend einer typischen Entwicklung von einem „Schock-“Moment über Trotzhaltung und Trauer um das Vergangene bis zu einer Phase der Akzeptanz, in der die Bereitschaft wachse, das Neue anzunehmen, auszuprobieren und die Vorzüge zu entdecken.
Für solche Change-Prozesse gebe es Strategien, die den Mitarbeitenden helfen. Führungskräfte müssten immer wieder neu …
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift PERSPEKTIVEN greift das Thema „New Work“ auf und vertieft es in wegweisenden Artikeln (auch von Keynotespeakern beim Forum Digitalisierung) aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Josephine Hofmann kommt aus Stuttgart, leitet das Team Zusammenarbeit und Führung des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und ist stellvertretende Leiterin des Forschungsbereiches Unternehmensentwicklung und Arbeitsgestaltung. Als studierte und promovierte Verwaltungs- und Informationswissenschaftlerin befasst sie sich schwerpunktmäßig mit neuen Führungskonzepten in der Arbeitswelt 4.0, flexibler und virtueller Kommunikation und Kollaboration sowie Changemanagement. Sie lehrt als Dozentin an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg und engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des Instituts für Lebenslanges Lernen in Stuttgart.
Nils Minkmar, Jahrgang 1966, ist Journalist, Historiker und Publizist. Er besitzt einen deutschen und einen französischen Pass und studierte und promovierte in Saarbrücken im Fach Neue Geschichte. Seine journalistische Laufbahn begann beim ZDF, er war Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, Feuilletonchef der FAZ und Redakteur für das Kulturressort des Spiegels. Seit 2021 ist er Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Nebenbei schreibt er unter anderem den Blog „Der siebte Tag“.
Malte Frederik Möller ist Geschäftsführer der Change Hub GmbH in Berlin und verantwortlich für das Corporate Development in der Evangelischen Bank eG. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und Promotion im Bereich „Unternehmensführung, Organisation & Personalmanagement“ war er als Management Consultant in einem international aufgestellten Familienunternehmen tätig. Mit seinem Wechsel zur Evangelischen Bank verbindet der 35-Jährige vor allem die Aufgabe, ein Traditionshaus in einer tiefgreifenden Transformation zu unterstützen und auch im Bereich „Beyond Banking“ zukunftsfähig auszurichten.
Stefan Werner ist Jurist und Direktor im evangelischen Oberkirchenrat. Er ist juristischer Stellvertreter des Landesbischofs und Leiter des Dezernats für Grundsatzangelegenheiten und Digitalisierung, die Interne Verwaltung des Oberkirchenrats, das landeskirchliche Archiv sowie die landeskirchliche Bibliothek. Er leitet die Projektgruppe Digitalisierung.
Dr. Robert Bachert,u.a. Finanzvorstand des Diakonischen Werks Württemberg, hob in seinem Beitrag zentrale Aspekte der Digitalisierung hervor. Es sei unerlässlich für das Überleben der Diakonie am Sozialmarkt, schnellstmöglich unternehmensübergreifende Plattformlösungen für Dienstleistungen und Angebote zu entwickeln. Als Beispiele nannte Bachert Mitunsleben sowie den Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft. Es sei wichtig, den Markt der Plattformen nicht Unternehmen wie Amazon und Google zu überlassen. Dafür seien allerdings neue, agile Methoden der Lösungsfindung nötig, etwa Konzepte wie Start-up-Garage und Design-Thinking. Auch forderte Bachert mehr Transparenz und öffentliche Kontrolle im Bereich Datengewinnungund Datennutzung, um Missbrauch zu verhindern.
Bachert betonte, im Zentrum des Leitbildes des Diakonischen Werks Württemberg stehe der Mensch: „Wir gestalten die Digitalisierung der Gesellschaft zum Wohl und Nutzen der Menschen.“ Sie solle „unsere Arbeit unterstützen und nicht ersetzen“. Dazu sei ständige Neuanpassung ebenso wichtig wie ein Kulturwandel in den Unternehmen, Organisationen und Gemeinden. Digitalisierung müsse „Chefsache“ werden.
„Politik und Lobbyarbeit für ausreichend Finanzierung“ der Digitalisierung seien notwendig, da die verfügbaren Mittel der Unternehmen für Forschung und Entwicklung eng begrenzt seien: „Grundsätzlich muss die Politik die digitale Teilhabe aller Menschen mit Finanzmitteln stärken und auch der Sozialwirtschaft helfen.“ Die digitale Transformation sei eine „vordringliche Aufgabe der Diakonie“, um die Erreichbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit der Einrichtungen zu optimieren.
Amanda Lindner, freie Beraterin für digitale Transformation, erklärte die aus ihrer Sicht wichtigsten Handlungsfelder der Digitalisierung in der Diakonie, in denen auch kleine Unternehmen durchaus etwas bewegen könnten: digitale Sichtbarkeit und Kommunikation nach außen und innen sowie digitalisierte Prozesse und Angebote, ebenfalls nach außen und innen. Wichtig sei dabei, dass nicht die IT die Digitalisierung vorantreiben könne. Vielmehr müssten Initiative und Handlungsziele aus den Arbeitsbereichen der Unternehmen direkt kommen, zum Beispiel aus dem Finanzbereich, der Kommunikationsabteilung oder von denen, die die Angebote nach außen gestalten. Nur so könnten IT-Abteilungen gezielt die richtigen Lösungen finden und umsetzen, die dann auch im Unternehmen akzeptiert würden. Speziell gute Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der eigenen Angebote in den digitalen Medien sei angesichts radikal veränderter Informationsgewohnheiten „eine Frage des Überlebens“.
Bei der Planung neuer digitaler Lösungen sei es wichtig, von großen und komplexen Lösungen und IT-Projekten wegzukommen, die lange Zeiträume und große Budgets erforderten. Der Trend gehe zu kleinen, leicht austauschbaren Komponenten. An diese Arbeitsweise müsste sich auch die Finanzierung anpassen und etwa von einer Jahres- zu einer Quartalsplanung solcher Projektbudgets wechseln. Dies sei derArbeitsweise moderner IT-Entwicklung angemessener, die zunehmend in kurzen Zyklen von Einführung, Erfolgsmessung, Weiterentwicklung und erneuter Messung arbeite.
Auch eine Anpassung der Arbeitskultur sei für erfolgreiche Digitalisierung wichtig. Lindner nannte als Beispiele eine gute Testkultur, Sharingkultur, Förderung des Holschuldgedankens und durchlässigere Hierarchien. Der „Schlüssel zum Überleben“ sei schließlich eine gute Anschlussfähigkeit aller Komponenten des Datenmanagements.
Schließlich wies Lindner auf das vom Bundesfamilienministerium geförderte Projekt digitaleloesungen.de hin, eine Technologie-Datenbank, die es gerade kleineren und mittleren Unternehmen der Gesundheitsbranche erlaube, auf einfache Weise erprobte technologische Lösungen und Anbieter zu finden. Lindner appellierte schließlich an die Diakonieverbände, einen genossenschaftlich organisierten, agil arbeitenden Technologie-Inkubator einzurichten, der zielgerichtet Lösungen gerade für kleinere Unternehmen entwickeln solle.
Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der AGAPLESION gAG, betonte in seinem Vortrag, wer die Zukunft aus der Vergangenheit heraus zu verstehen versuche, gerate in eine Falle. Zukunft sei nicht einfach Vergangenheit mal x. Gleichwohl sei man der Zukunft nicht ausgeliefert, sondern man könne versuchen, sie aus den aktuellen Trends heraus vorwegzunehmen und zu gestalten, indem man mit Innovationen experimentiere und gerade auch aus den Fehlschlägen lerne. Man müsse „auf Vorrat denken“. Dafür aber seien große Anstrengungen nötig - und bei Unternehmen erhebliche Investitionen in Menschen, Technologie und Unternehmenskultur. Kleinen Unternehmen rät Horneber deshalb, sich mit einander zu vernetzen und auch in den Verbänden intensiv zusammenzuarbeiten.
Anhand eines hypothetischen Lebenslaufs einer 2030 geborenen Frau zeigte Horneber an vielen Details, wie sein Unternehmen sich den durch die Digitalisierung eröffneten Möglichkeiten nähere. Manches davon probiere man heute schon aus, zum Beispiel Formen des digitalen Lernens für Mitarbeitende, eine rein digitale Krankenakte, robotische Unterstützung in der Pflege und vieles mehr.
Technologische Innovation sei kein Selbstzweck, sondern müsse stets der Qualität der Behandlung und der Lebensqualität der Patienten dienen, etwa indem sie mehr Zeit für menschliche Begegnung frei mache oder die Kommunikation und Information von Patienten im Krankenhausalltag verbessere.
Bei der Digitalisierung des diakonischen Arbeitens müsse man viel Neues ausprobieren. Dass es dabei auch zu Fehlschlägen komme, sei unvermeidlich. Dies gelte es von vornherein einzukalkulieren und sich dann auch von gescheiterten Ideen zu verabschieden.
Als Barrieren für digitale Innovation nannte Horneber technologische und organisationale Hemmnisse. Aber auch die Akzeptanz in der Belegschaft sei oft eine Herausforderung. Dafür sei intensive Arbeit an einer wertebasierten Unternehmenskultur nötig. Gerade christliche Unternehmen bräuchten klare Leitbilder für den Umgang mit Mitarbeitenden und Patienten.
Auf unserem Markt der Möglichkeiten finden Sie viele Beispiele erfolgreicher Digitalisierung aus der Praxis der diakonischen Arbeit:
Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, zeigte in ihrem Eröffnungsimpuls anhand verschiedener Beispiele, wie die Menschen für die Verkündigung der biblischen Botschaft schon immer technische Innovationen genutzt hätten. So habe zum Beispiel die Entwicklung der aramäischen Schrift um das Jahr 1000 v. Chr. dazu geführt, dass die Geschichten des Judentums sich nicht mehr nur mündlich, sondern auch schriftlich ausbreiten konnten. Die Fixierung der lateinischen Schrift durch Karl den Großen habe dann die Vereinheitlichung der Liturgie im Reich erleichtert und die Erfindung des Buchdrucks schließlich die Ausbreitung des reformatorischen Gedankenguts erst möglich gemacht.
Im 19. Jahrhundert dann hätten die ersten Diakoniker, wie zum Beispiel Gustav Werner und Johann Hinrich Wichern, die Möglichkeiten der Industrialisierung dazu genutzt, auf der Basis der Idee des Reiches Gottes als friedliche und gerechte Welt gerade den Verlierern der Industrialisierung beizustehen. Darauf kommt es für Noller auch heute an: auf die Veränderungen der Gesellschaft im Interesse der Entwicklungsverlierer Antworten zu finden und dabei auch technische Innovationen zu nutzen.
Es sei wichtig, klar die ethischen Ziele im Blick zu behalten: „Wofür kann KI und Digitalisierung zum guten Leben dienen in Gesellschaft und Diakonie?“ Dafür gebe es heute schon viele gute Beispiele von der wohnortnahen Versorgung für ältere Menschen im ländlichen Raum, über KI-Unterstützung in der Pflege und Kirche im digitalen Raum, bis hin zu emanzipatorischen Erfolgen für Frauen in Afrika, die mit Hilfe einfacher Technik wirtschaftlich selbständig werden könnten.
Für Noller verlangen einige Tendenzen der Digitalisierung aber auch nach kritischer Reflexion - etwa die Idee der Selbstoptimierung, der Konflikt zwischen „Gemeinwohlorientierung und Geschäftsoptimierung“, die Gefahr übermächtiger Kontrolle und die Tendenz zur „Entscheidungs- und Zeitverdichtung“. In einem wertebasierten Verfahren müsse man klar die ethisch wertvollen Ziele herausarbeiten, die man mit Hilfe digitaler Innovation verfolgen wolle. Auch in digitalen Räumen müssten Autonomie, Verantwortung, Verlässlichkeit, Achtsamkeit, Fürsorge, Nichtdiskriminierung, Vielfalt, Fairness und Gerechtigkeit gegeben sein.
Als besonders anspruchsvolles Beispiel nannte Noller Prozesse algorithmischer Entscheidungsfindung, die man genau im Blick behalten müsse. Hier sei hohe Transparenz und Nachvollziehbarkeit gefordert, sowie eine öffentliche Kontrolle durch Politik, Zivilgesellschaft und Kirche.
Dekanin Dr. Juliane Baur aus Schorndorf stellte in ihrem geistlichen Impuls zu Beginn der Tagung die Digitalisierung der Diakonie in den Kontext der Geschichte von der Aussendung der 72 Jünger Jesu (Lukas 10). Die Jünger seien damals ins Ungewisse hinein gegangen, jeder hätte selbst seinen Weg finden müssen, um die Menschen mit der Botschaft Jesu zu erreichen. Nicht alle Wege seien vorgezeichnet gewesen, es seien Experimente nötig gewesen und immer wieder auch der Abschied von Ideen, die nicht funktioniert hätten.
Bei ihrer Rückkehr habe Jesus dann die Freude der Jünger über die eigenen Erfolge relativiert und vor der Gefahr der Selbstüberschätzung gewarnt. In den Versen 19 und 20 sagt Jesus: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden. Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Jesus stelle damit alle Bemühungen der Jünger unter die große Zusage Gottes. In diesem Rahmen möchte Baur auch alles diakonische Bemühen um die Digitalisierung sehen. Es gelte, das Neue mutig anzugehen, sich dabei aber immer auch auf den Horizont der göttlichen Zusage sowie auf den eigenen diakonischen Auftrag zu besinnen, in dessen Zentrum der Mensch stehe.
Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich am 4. März 2021 beim 7. Forum Digitalisierung mit vielen Fragen rund um die Chancen und Auswirkungen der Digitalisierung für Diakonie und Sozialwirtschaft. Neben Vorträgen im Plenum bot das Forum auch die Möglichkeit, in Teilforen eine Vielzahl praktischer Anwendungen neuer Technologien aus der Welt der diakonischen Arbeit kennenzulernen und zu diskutieren. Ein digitaler Markt der Möglichkeiten erweiterte dieses Spektrum zusätzlich. Hier finden Sie Berichte über die Plenumsvorträge und die zugehörigen Präsentationen sowie die Videomitschnitte der Vorträge.
Daran schloss Petra Nann mit ihrem Vortrag an. Nann betreibt mit #imländle ein Online-Magazin über ihre schwäbische Heimat. Sie betonte, in digitalen und vor allem in den sozialen Medien gehe es vor Allem um Beziehungsaufbau, um einen echten Dialog zwischen Institutionen und Menschen. Dieser könne aber nur funktionieren, wenn nicht die Institution im Mittelpunkt stehe, sondern der Mensch. Nach ihrer Erfahrung muss man digital vom echten Leben vor Ort erzählen, authentisch sein und sich aufrichtig und wertschätzend für die Menschen interessieren.
Petra Nann ist Groß- und Außenhandelskauffrau und Personalentwicklerin. Seit Anfang 2016 betreibt sie das Blogazine #imländle mit dem Ziel, der eigenen Heimat ein Zuhause im Netz zu geben. Die Themen sind bunt wie das Leben. Alles, was die Menschen in der Region bewegt sowie die Geschichten dahinter, kommt vor (Lifestyle, Mode, Kultur, Kulinarik, Sport und Ausflugsziele bis hin zu Gemeinnützigem). Ob Text, Audio, Bild oder Video - im Mittelpunkt stehen immer die Menschen und ihre Emotionen. Dabei ist es Petra Nann und ihren Kolleginnen wichtig, dass die Beiträge authentisch sind und mehr über die Region, ihre Schätze und die Menschen erzählen. www.imlaendle.de
Uwe Habenicht, Jahrgang 1969, ist geboren und aufgewachsen in Hannover, studierte evangelische Theologie in Erlangen, Tübingen, Leipzig, Rom und Göttingen. Zunächst war er im Pfarrdienst in einem Dorf bei Bremen, dann im Auslandsdienst in Stellenteilung. Seit 2017 ist er Pfarrer in St. Gallen West mit Schwerpunkt Jugendarbeit. Er ist Vater dreier Söhne, ausgebildeter Outdoor-Guide, Initiator der St. Galler Corona-Bibel und Autor verschiedener Bücher. Uwe Habenicht ist leidenschaftlicher Wanderer und Sportler.
Auch Uwe Habenicht, Pfarrer der hannoverschen Landeskirche und zurzeit in St. Gallen im Dienst, sieht in der Corona-Krise für die Kirche „die Chance, auszumisten.“ Die Krise werde „Formen wegspülen, die nicht mehr dran sind“, sagte Habenicht in seinem Vortrag. Die Entwicklung digitaler Angebote sei wichtig, weil die Kirche damit Menschen erreichen könne, denen es immer schwerer falle, ihre Lebensrhythmen mit denen anderer Menschen und Institutionen zu synchronisieren. Digitale Angebote lösten die Festlegung auf fixe Termine in Kirche und Gemeindehaus und erlaubten so viel mehr Menschen den Zugang.
Es ist nach Habenichts Erfahrung ein großes Interesse an religiösen Themen in der Gesellschaft vorhanden, aber dem müssen die Kirche unter den Bedingungen des modernen Lebens entgegenkommen, das immer weniger von synchronen Rhythmen geprägt sei. „Oft fassen wir Gemeinde sehr eng, nur als die Gottesdienstbesucher. Wir müssen das weitherziger denken, hin zu den vielen am Rand.“ Habenicht verglich das mit dem Sport: „Nur ein Bruchteil der Sportinteressierten ist live dabei, wenn der Sport ausgeübt wird.“
Es gehe aber nicht nur darum, Angebote ins Netz zu stellen, die autonom zu beliebigen Zeiten abgerufen werden können. Ebenso wichtig sei es, in digitalen Formaten Freiräume zu bieten, in die sich die Menschen mit ihrer Individualität selbst einbringen können: „Wir engen Menschen viel zu sehr ein. Wir müssen Raum geben für die Individualität des Glaubens“.
Habenicht trat ausdrücklich der Furcht entgegen, die Digitalisierung werde die Teilnahme am kirchlichen Leben vor Ort beschädigen. Im Gegenteil sind seiner Erfahrung nach digitale Angebote gute Brücken in die analoge, physische Gemeinschaft vor Ort hinein. Dazu hält er es aber für wesentlich, dass die digitalen Angebote nicht anonym vorgefertigt sind, sondern authentisch das Leben vor Ort spiegeln: „Das Lokale, das Echte ist interessant“.
Stefan Werner ist Jurist und Direktor im evangelischen Oberkirchenrat. Er ist juristischer Stellvertreter des Landesbischofs und Leiter des Dezernats für Grundsatzangelegenheiten und Digitalisierung, die Interne Verwaltung des Oberkirchenrats, das landeskirchliche Archiv sowie die landeskirchliche Bibliothek. Er leitet die Projektgruppe Digitalisierung.
Dem stimmte die Frankfurter Journalistin Lena Ohm von evangelisch.de zu: „Jeder hat seine Gemeinde absolut gesetzt.“ Sie benannte aber auch einen positiven Effekt: „Plötzlich ist in vielen Gemeinden das Ehrenamt viel sichtbarer geworden.“
Mit Blick auf die digitalen Angebote der Kirchen und Gemeinden sieht Ohm noch viel Ausbaupotenzial. Viele Angebote seien noch sehr aus der Logik der Institutionen heraus gestaltet. Das sei oft nicht nutzerfreundlich.
Einig waren sich Ohm und Springhart darin, dass in der Digitalisierung der Gemeinden oft sehr viel von den individuellen Kompetenzen der Pfarrpersonen ab. Vieles könnten Gemeinden auch gar nicht allein leisten, sondern sie seien in vielem auf die Ressourcen der Landeskirchen angewiesen. Diese aber dürften wiederum nicht in zentralistische Überregulierung verfallen. Ohm regt an, Gemeinden sollten stärker kooperieren. Nicht jeder müsse alles können und alles anbieten.
Am Nachmittag befassten sich die knapp 300 Teilnehmer in acht interaktiven Teilforen mit praktischen Fragen rund um die Digitalisierung. Es ging dabei um die Themen Gottesdienst, Gremienarbeit, Schulseelsorge, Gebet und Glauben, Jugendarbeit, Kinderkirche, Seelsorge und neue Aufbrüche.
Der Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats, Stefan Werner, ging dann ins Detail und schlug einen Bogen von den Erfahrungen der Corona-Krise in die Zukunft. Der erste Corona-Lockdown im Frühjahr hat laut Werner auch in der Kirche zu einer „unglaublichen Beschleunigung“ der Digitalisierung geführt. Es habe sich gezeigt, dass digitale Verkündigungsformate Menschen erreichen könnten, die sonst keinen analogen Gottesdienst besucht hätten: „Menschen zuhause zu erreichen, hat vielerorts erstaunlich gut funktioniert.“
Dabei habe sich gezeigt, dass es besonders wichtig sei, Kranke und Sterbende seelsorgerlich zu begleiten, Gemeinschaft und Musik im Gottesdienst zu haben, kirchliche Bildungsangebote und das diakonische Wirken der Kirche aufrechtzuerhalten, sagte Werner. Vor diesem Hintergrund müsse die Kirche auch analysieren, wie entgegen der Tatsachen bei vielen Menschen der Eindruck habe entstehen können, dass die Kirche sich weggeduckt habe.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion erklärte die Pforzheimer Theologin Heike Springhart, die Kirchen hätten in der Hochphase der Krise im Frühjahr wesentlich mehr Seelsorge im Verborgenen geleistet als öffentlich bekannt geworden sei, manchmal auch in Grauzonen: „Es ist viel passiert, aber es bleibt immer etwas offen“. Das Dilemma zwischen Gesundheitsschutz und Seelsorge bleibe bestehen und sei schwer zu lösen. Zudem sei die Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft extrem davon abhängig gewesen, wie die einzelnen Gemeinden vor Ort jeweils agiert hätten.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July stellte in seinem geistlichen Impuls die Digitalisierung in den Horizont der Segenszusage Gottes, überall da zu sein, wo Menschen sind. July bezog sich auf Psalm 139, Vers 9 und 10: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Die digitalen Medien und Techniken eröffneten eine neue Weite, neue unbekannte Räume, neue Heimaten und Netzwerke, aber auch neue Risiken und Gefahren. Auch für diese Räume gelte Gottes Segenszusage aus Psalm 139: „Wir müssen nicht ungehalten fliegen, Gott ist immer am weitesten Horizont.“ Und weil Gott da sei, wo die Menschen sind, wolle auch die Kirche da sein und die neuen Freiheiten in Gottes Hände legen.
Beim 6. Forum Digitalisierung haben sich fast 300 Teilnehmer in einer eintägigen Online-Veranstaltung mit der Digitalisierung in der Landeskirche beschäftigt – sowohl im Hinblick auf die Corona-Krise als auch darüber hinaus im Blick auf die Zukunfts-Potenziale der Digitalisierung für Gemeindeleben, Verkündigung, Spiritualität und kirchliche Verwaltung. Die Veranstaltung fand als Video-Konferenz statt.
Die Krise birgt laut Werner auch eine große Chance: „Jetzt ist die Stunde des Experimentierens, der Kreativität … Wir können so viel ausprobieren, was wir sonst nicht im Ansatz gewagt hätten“. Jetzt gelte es, für die Zukunft zu lernen, sowohl im Hinblick auf neue Formen der Gemeinschaft, der Verkündigung und der Bindung als auch im Wissen darum, dass die verfügbaren Mittel in Zukunft geringer würden. „Eine offene Kirche bedeutet mehr als offene Gemeindehäuser“, erklärte Werner beispielhaft. Gemeindehäuser seien wichtig für eine gute Gemeindearbeit, aber das Wohl der Kirche hänge nicht von Immobilien ab. Diese Erfahrung, mit weniger auszukommen, könne Mut für notwendige künftige Sparmaßnahmen machen. Die Krise ist für Werner so auch eine gute Übung, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden.
Werner, der die Projektgruppe Digitalisierung in der Landeskirche leitet, warnte vor der Vorstellung, die kirchliche Arbeit werde nach Ende der Pandemie zu den alten Zuständen zurückkehren. Das werde weder in der Gesellschaft als ganzer noch in der Kirche geschehen. Beispielhaft nannte Werner die enormen Vorteile, die digitale Besprechungen hätten. Erst im Vergleich werde nun klar, welchen „enormen zeitlichen Tribut“ Präsenzsitzungen kosteten und wie viel Video-Konferenzen zu einer besseren Klimabilanz und niedrigeren Reisekosten beitragen könnten.
Mit Blick auf die kommenden Monate und auf Weihnachten unter Corona-Bedingungen ermutigte Werner, sich nicht so sehr auf die Einschränkungen zu konzentrieren sondern auf das, was trotzdem möglich sei.
Stuttgart. „Digitalisierung und kirchliche Bildung“: Das ist der Schwerpunkt beim fünften Digitalisierungsforum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, das am Montag im Hospitalhof in Stuttgart stattgefunden hat. Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet.
Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, betonte während der Begrüßung die zeitweilige Unsicherheit der Organisatoren, ob das Digitalisierungsforum in Zeiten des Coronavirus überhaupt stattfinden kann. Zwar hatten einige Angemeldete aus Furcht vor einer möglichen Ansteckung abgesagt.
Doch laut Werner halten die Veranstalter das Risiko für vertretbar, zumal zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden sind. So wurden die Teilnehmer gebeten, auf das freundliche Händeschütteln zur Begrüßung zu verzichten. Außerdem war eine „Wasch-Bar“ zur Hände-Desinfektion aufgebaut.
In ihrem geistlichen Impuls zum Auftakt des Forums betonte Referatsleiterin Carmen Rivuzumwami, im Oberkirchenrat zuständig für Schule und Bildung, die Bedeutung der Digitalisierung: „Die Kirche muss um Gottes willen im Internet vertreten sein."
Eine Frage sei, wieviel man von sich preisgebe, um vernetzt zu sein. Das digitale Netzwerk biete nahezu grenzenlose Möglichkeiten, aber eben auch eine Reihe von Fallstricken und Abgründen, sagte Rivuzumwami - und zeichnete die Vision einen "Friedensnetzes" ohne Fake-News und Hass.
Hype und Kritik – bei der Digitalisierung gehen sie manchmal Hand in Hand, betonte Dr. Peter Schreiner vom Comenius-Institut in Münster in seinem Keynote-Beitrag. Längst habe sich die Digitalisierung zum Teil „beherrschend in den Alltag eingeschrieben“. Bedeutend sei es, Wege zu finden, wie der Computer sinnvoll in soziale Kommunikation eingebunden werden könne.
„Die positiven Werte der Digitalisierung dürfen nicht durch eine Reihe von Werteeinbußen wieder aufgefressen werden", machte Schreiner in seinen Keynote-Thesen vor rund 250 Zuhörerinnen und Zuhörern deutlich. Die Effizienz des Internets dürfe nicht zu Respektlosigkeit und Würdelosigkeit im Umgang miteinander führen. Als Negativbeispiele nannte er unter anderem Diffamierungen und Falschinformationen.
Für Bildung in einer „mediatisierten“ Welt brauche es neben den besonderen Fertigkeiten beispielsweise einen reflektierten Mediengebrauch, die kritische Auseinandersetzung mit Chancen und Problemen sowie die Vermittlung von rechtlichen Vorgaben und Verhaltensregeln, so Schreiner. Notwendig seien Überlegungen zu einer digitalen Ethik und einem digitalen Humanismus, die zumindest die Richtung für weitere Überlegungen benennen.
In Zeiten künstlicher Intelligenz werde es zudem wichtiger, Dinge zu können, die der Computer nicht könne, etwa Kreativität und die Fähigkeit, komplexe Lösungen zu finden, auch abseits des Mainstreams.
Die weiteren Schritte bei der Umsetzung der „Digital Roadmap“ in der evangelischen Landeskirche schilderte Stefan Werner – und zwar schwerpunktmäßig anhand einiger Meilensteine. Zugleich machte er deutlich: „Grundsätzlich laufen viele Projekte parallel, und die Zeit hier würde nicht reichen, um alles vorzustellen.“
Beim ganzheitliches Kommunikationskonzept sei die Neuordnung des Evangelischen Medienhauses weiter vorangegangen. Zur Optimierung der Zusammenarbeit gebe es inzwischen Pilotprojekte. Auch in anderen Bereichen, etwa beim Gemeindemanagement, in der Pflege und der Behindertenarbeit, gehe es voran.
An der Entwicklung eines Leitbildes für die Digitalisierung werde ebenfalls weitergearbeitet. „Das ist einer der herausfordernsten Meilensteine“, sagte Werner. Bei der Gelegenheit stellte er das Instrument des „Ethic Design Sprints“ vor, mit dem hier Prototypen entwickelt werden sollen.
In 16 Teilforen haben die Anwesenden die Möglichkeit, Themen vertieft zu behandeln und zu diskutieren. Beispielsweise galt ein Teilforum der „Kon-App“, die Jugendliche durch die Konfirmandenzeit begleiten soll. Entwickelt wurde die App von der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart. Die Initiative zur Entwicklung kam aus dem Pädagogisch-Theologischen Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
„Ihr Handy haben die Konfirmanden immer dabei“, sagt Steffi Stich im Workshop zur „KonApp“. Das Tool soll Gemeinden den Austausch mit und in Konfirmandengruppen leichter machen. „Sie ist so konzipiert, dass es keine Konflikte mit dem Datenschutz gibt“, erklärt Maximilian Naujoks.
Neben einer Plattform für den Austausch gebe es unter anderem Bibelübersetzungen; auch seien Texte zum Auswendiglernen hinterlegt.
Noch stecke das Angebot in den Kinderschuhen. Naujoks spricht von einem „minimal viable Produkt“, einem gerade erst lebensfähigen Produkt. Mit den Rückmeldungen, die jetzt nach und nach hereinkommen, werde die App weiter verfeinert.
Ziel sei, dass bis Sommer noch einige Schwächen behoben sind und das Angebot breiter bekannt gemacht werden kann. Zuhörer des Teilforums regten unter anderem an, weiter zu denken und mit der App später auch eine Brücke zur Jugendarbeit zu bauen.
„Schon allein das Spiel zwischen Licht und Dunkelheit schafft eine spirituelle Atmosphäre. Es gibt ja einen Grund, warum Kirchen so oft mit Kerzen arbeiten." Thomas Ebinger, Pfarrer in Kemnat, hat während einer Fortbildung selbst gelernt, wie Lightpainting geht - und war sofort begeistert.
Lightpainting - das Licht-Malen mit Langzeitbelichtung - brachte er auch am Montag im Teilforum während des fünften Digitalisierungsforums den Interessierten näher: Jeder und jede bekam ein bunt leuchtendes Lämpchen, mit dem kontinuierlich Buchstaben in die Luft geschrieben wurden. Durch eine einfache Einstellung in der Belichtungssteuerung der Kamera und ein bisschen Bildbearbeitung war auch schon - zur Begeisterung von allen Beteiligten - ganz passend das Wort „Ostern“ in Licht geschrieben. Als Lichtquelle können zum Beispiel auch Wunderkerzen genommen werden.
Pfarrer Ebinger hat mit seinen Konfirmanden schon ganz viel mit Licht gemalt: „Jugendliche sind sowieso total an Bildern interessiert. Durch das Lightpainting kommt dann noch so eine technische Komponente dazu, die sie einfach cool finden. Die Ergebnisse werten alles auf."
„Lernen mit Medien muss mit Lernen über Medien eng verzahnt sein.“ Das betonte Religionslehrerin Friederike Wenisch. Ihre Idee war es, gemeinsam mit ihren Siebtklässlern verschiedene Gotteshäuser und deren Besonderheiten virtuell darzustellen. Erprobt hat sie das Konzept zuerst im Norden: Das Projekt „Lebendige Steine“ der Nordkirche lädt Schulen, Gemeinden und Konfi-Gruppen dazu ein, ihre Kirche ebenfalls zum VR-Erlebnis zu machen.
In einem Teilforum des Digitalisierungsforums stellte Friederike Wenisch VR-Brillen vor und gab Einblicke in die pädagogische Arbeit mit Virtual Reality. Diese bedeute für sie eine „Verlangsamung der Wahrnehmung von Gotteshäusern“.
Außerdem sei es dadurch möglich, ins Gespräch zu kommen mit anderen Gläubigen oder gar einen interreligiösen Dialog zu starten: „Wie sehen andere Gotteshäuser aus? Wo finde ich Gott dort? Wie wird er dargestellt?“
Auch sei es wichtig, nicht nur mit den modernen Medien zu lehren, sondern auch über sie: „Wenn die Schüler dann mit einer 360-Grad-Kamera Häuser und Straßen und Kirchen, Moscheen oder Synagogen filmen, dann kommt oft von selbst die Frage nach dem Persönlichkeitsrecht und wem man mit einer Aufnahme schaden könnte.“
Auch das Thema Sucht und das Sich-Verlieren in der virtuellen Welt wird in ihrem Projekt angesprochen. Ebenso die körperlichen Auswirkungen einer VR Erfahrung: „Manchen wird da ganz schön schlecht." Es sei besser, wenn dies in einem geschützten Rahmen wie dem Unterricht geschehe - und nicht, „wenn die Jugendlichen im Spiel mit Freunden das nicht zugeben wollen, um cool zu bleiben“.
Nicht nur Kinder sind ein dankbares „Trickfilm-Publikum“. Wenn man Playmobilfiguren „lebendig“ machen darf, seien auch Erwachsenen gleich dabei, sagte Susanne Zeltwanger-Canz, die im Evangelischen Medienhaus für Medien und Pädagogik zuständig ist und deshalb aus Erfahrung sprechen kann.
Der Trickfilm sei eine kreative Methode, Themen wie zum Beispiel Bibelgeschichten umzusetzen: „Die Methode motiviert die Kinder und Jugendlichen, es macht einfach Spaß, und es gibt am Ende ein Produkt. Sie lernen indem sie sich ja auch schon bei der Vorbereitung mit den Inhalten auseinander setzen."
Im Teilforum wurde außerdem deutlich, wie einfach es sein kann, einen Trickfilm selbst herzustellen. Alles, was man braucht, ist ein Smartphone und eine Stop-Motion-App: „Egal, ob Playmobil oder Legebilder oder Essen, man muss es nur bewegen, ein Foto machen, bewegen, ein Foto machen... und schon hat man einen Trickfilm. Das begeistert Jung und Alt", betont Susanne Zeltwanger-Canz.
Nicht alles, was im Netz ärgerlich ist, ist gleich Fake-News. Das betont Saskia Nakari, pädagogische Referentin am Stadtmedienzentrum Stuttgart.
Nicht dazu gehörten etwa Satire, schlechter Journalismus, Clickbaiting oder die klassische „Zeitungsente“. Es gehe vielmehr um Desinformation, Fehlinterpretationen, manipulierte Inhalte und frei erfundene Inhalte, die nicht selten gezielt gestreut würden.
Jugendlichen und Erwachsenen rät Nakari dazu, wachsam zu bleiben. Ein hilfreiches Tool, um Fake-News aufzuspüren, sei die Bilder-Rückwärtssuche von Google. Zudem gebe es verschiedene Plattformen, die sich neben anderem auch der Enttarnung von Fake-News widmen. Dazu zählten beispielsweise Mimikama, Hoaxmap, Tagesschau und das Correctiv.
Die Möglichkeiten des Internets sind vielseitig. Ein paar nützliche Tools stellte Sharon Kazaz in einem Teilforum vor. Dazu gehörten Umfragetool „Mentimeter“, die Informations-Plattform „LearningApps“, das digitale Pinnbrett „Padlet“ und das Brainstorming-Tool „Tricider“.
Die Aufforderung zu Beginn der Keynote von Dirk von Gehlen war herausfordernd: „Die Verwirrung, die sie jetzt vielleicht fühlen, sollten Sie noch versuchen zu stimulieren.“ Überforderung sei der Standardmodus unserer Zeit, sagte der Autor und Journalist der Süddeutschen Zeitung. Ziel sei, die Überforderung zu bewältigen.
Sein Tipp für Menschen, die sich mit Digitalisierung und Bildung befassen: Öfter mal mit den Schultern zucken und gelassen bleiben. „Bildung ist die Fähigkeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten“, machte er deutlich. Ratsam sei: erst zu verstehen, dann zu bewerten; sich verstören zu lassen; Fehler zu machen; strategisch zu scheitern; „kulturpragmatisch zu werden“.
Menschen würden gern alles das als normal betrachten, was bereits existierte, als sie geboren wurden. Was bis zum jeweiligen Erreichen des 30. Lebensjahrs erfunden worden sei, gelte als „Chance und Job-Option“. Aber vieles, was danach erfunden wird, werde häufig als Angriff auf die natürliche Ordnung der Dinge betrachtet. „Um auf neue Ideen zu kommen, sollte man seinen eigenen Wahrheiten mit einem Schulterzucken begegnen.“
Was rät von Gehlen? Fünf Tipps hat er im Gepäck: „Werde ratloser! - Übe das Vuja-De, die neue Idee im bekannten Umfeld. - Lass das Gegenteil zu. - Lass Dich von Hoffnung leiten. - Tue etwas, das Du hasst.“
Sie können die öffentliche Veranstaltung auf unserem Livestream auf www.elk-wue.de/vernetzt mitverfolgen.
Das Hashtag zur Veranstaltung lautet „#elkwuedigital“.
Die Teilnahme am „Forum - Digitalisierung in der Landeskirche“ ist kostenlos inkl. Getränke und Pausenverpflegung. Fahrtkosten können nicht übernommen werden.
Tagungsort: Hospitalhof Stuttgart, Büchsenstraße 33, 70174 Stuttgart
Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da Parkplätze nicht zur Verfügung stehen.
Dr. Peter Schreiner (@PeterComenius) ist seit 2015 Direktor des Comenius-Instituts (Evangelische Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V., Münster) und wirkt mit an Projekten und Publikationen in den Bereichen Bildungsforschung, Europäisierung von Bildung, vergleichende Religionspädagogik, interkulturelles und interreligiöses Lernen.
Mit Digitalisierung und Bildung beschäftigt er sich u.a. durch „rpi-virtuell“, der religionspädagogischen Internetplattform am Comenius-Institut und dem thematischen Schwerpunkt am Institut „Digitalisierung und Bildung“.
Dirk von Gehlen(@dvg) ist Autor, Journalist und Vortragsredner. Bei der Süddeutschen Zeitung leitet er die Abteilung Social Media/Innovation, in der er unter anderem das Longreads-Magazin „Süddeutsche Zeitung Langstrecke“ entwickelt hat.
Der Diplom-Journalist plädiert für einen kulturpragmatischen Umgang mit dem Neuen („Das Pragmatismus-Prinzip“). Er zählt zu den Crowdfunding-Pionieren in Deutschland („Eine neue Version ist verfügbar“) und befasst sich seit Jahren mit den gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung.
Stefan Werner ist Jurist und Direktor im Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er ist juristischer Stellvertreter des Landesbischofs und Leiter des Dezernats für Grundsatzangelegenheiten und Digitalisierung, die Interne Verwaltung des Oberkirchenrats, das landeskirchliche Archiv sowie die landeskirchliche Bibliothek.
Er leitet die Projektgruppe Digitalisierung.
Joachim Stängle moderiert das 5. Forum Digitalisierung am 2. März 2020 im Stuttgarter Hospitalhof.
Er ist selbstständig als Unternehmensberater, berät und begleitet Unternehmen zu Themen der Digital-Strategie und koordiniert die Projektgruppe Digitalisierung der Württembergischen Landeskirche.
Wie verändert Künstliche Intelligenz das Zusammenleben der Menschen? Wie wirkt sich das auf das Gemeindeleben aus? Was bedeutet das für die Theologie der Kirche? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das 3. Forum Digitalisierung der Evangelischen Landeskirche am Donnerstag, 7. Februar, im Stuttgarter Hospitalhof.
Wie verändert sich Gemeindearbeit durch Digitalisierung? Diese Frage stellte Dan Peter, Geschäftsführer der Evangelisches Medienhaus GmbH, bei seiner Podiumsrunde. Facebook-Posts zu Gottesdienstzeiten oder Verkündigungsthemen, Terminabsprachen über Messenger-Dienste, der kollegiale Austausch mit anderen Pfarrerinnen und Pfarrern – drei Pfarrerinnen Jennifer Berger, Sabine Löw und Bereinke Brehm berichteten beim Podiumsgespräch von der selbstverständlichen Nutzung sozialer Medien in ihrer Arbeit. Sie sehen das auch nicht als ein zeitliches Problem, denn meist handele es sich nur um ein paar Klicks.
„Wenn man als Pfarrer in den sozialen Medien unterwegs ist, sehen die Leute, dass man sich kümmert und ansprechbar ist“, sagte Jennifer Berger. Sie poste oft ihre Gottesdienstzeiten. „Es ist erstaunlich, wer dann alles kommt.“ Die Frage, wie viele private Informationen ein Facebook- bzw. Instagram-Account enthält, müsse jeder selber für sich beantworten, erklärte Berenike Brehm. Sabine Löw nutzt Social Media auch zur Verkündigung. „Auch wenn ich die Tageslosung teile, ist das schon Verkündigung“, ist sie überzeugt.
Von der Landeskirche wünschen sich die Pfarrerinnen vor allem ein Tool zur internen Kommunikation, um Hauptamtliche besser zu vernetzen, sowie Planungs- und Kalender-Tools. Außerdem sei es wichtig, Digitalisierung in der Kirche größer zu denken, so Berger. Es gebe auch in anderen Landeskirchen und von Einzelpersonen gute Initiativen. „Wir müssen uns besser vernetzen.“ Berenike Brehm wünschte sich eine stärkere Präsenz der Kirche und christlicher Inhalte im digitalen Leben der Menschen.
Am 1. März beginnt Dr. Nico Friederich seine Tätigkeit als Verantwortlicher für Digitalen Wandel im Evangelischen Oberkirchenrat. Im Rahmen des 3. Forums Digitalisierung hat er sich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung und den Zuschauerinnen und Zuschauern des Livestreams vorgestellt. Er wird das breit angelegte Digitalisierungsprojekt der Landeskirche vorantreiben und koordinieren. Im Rahmen dieses Projektplans ist Friederich zuständig für die Beratung und Begleitung der Kirchenbezirke, Referate sowie Werke und Einrichtungen der Landeskirche in Hinblick auf die Modernisierung und Digitalisierung der verschiedenen Bereiche. Dazu gehört unter anderem auch, neue Entwicklungen und Trends zu beobachten und daraus innovative Ideen und Lösungen zu entwickeln, die die Landeskirche auf dem Weg der Digitalisierung weiter voranbringen.
Die Gemeindeglieder suchen nach theologischer Orientierung und Handlungskompetenz in der digitalen Revolution. Davon ist Pfarrer Dr. Gernot Meier überzeugt. Der Religionswissenschaftler Studienleiter an der Evangelischen Akademie Baden mit Schwerpunkt Wissenschaft, Kultur und digitale Medien sprach beim 3. Forum Digitalisierung über „Über das Glück eine missionarische Kirche in einer Übergangszeit zu gestalten, das Evangelium zu kommunalisieren und über die lauernde Sünde vor der Tür zu herrschen.“ Hinter dem langen und blumigen Titel verbarg sich eine vielschichtige Analyse von Chancen und Risiken der Digitalisierung sowie Fragen der Ethik, die damit verbunden sind.
Meier rief die Kirchen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gemeindeglieder dazu auf, die Digitalisierung anzunehmen, sich sichtbar in die Diskurse in den sozialen Medien einzumischen und ein „Narrativ eines geglückten Lebens“ angesichts der digitalen Revolution zu entwickeln. „Wir sind es, die meines Erachtens die Aufgabe haben, fröhlich und mit Mut neue Technologie zu nutzen und zu fördern, aber auch daran zu erinnern, dass Leben, Gefahr und Fragmentarität zusammenhängen“, so Meier. Er sieht die Menschen heute, die die Anfänge der digitalen Revolution erleben und gestalten, in einer besonderen Verantwortung: „Wir sind es, die beispielhaft Geschichten erzählen müssen, wie wir keinen vorauseilenden Datengehorsam leisteten, wie wir die Macht der Algorithmen beschränkten, beispielhaft Institutionen verteidigen und Verantwortung für die digitale Welt übernehmen in einer biblischen bzw. theologischen Ethik der Kommunikation.“
„Es lohnt sich, die Menschen nach Ideen zu fragen“, sagte der Direktor Stefan Werner. Er berichtete vom Stand der Umsetzung der Digitalen Roadmap der Landeskirche. Im Bereich der Landeskirche gebe es viel Potential im Bereich Digitalisierung. Als Beispiele für geförderte Projekte nannte er das „Bibel Projekt“, ein Computerspiel mit biblischen Inhalten, das derzeit entwickelt wird, sowie verschiedene technische Entwicklungen, die im diakonischen Bereich zum Einsatz kommen sollen.
Außerdem würden 32 IT-Projekte umgesetzt, die für die kirchliche Verwaltung von entscheidender Bedeutung seien, so Werner weiter, etwa die Erarbeitung eines ganzheitlichen Kommunikationskonzepts mit Neuausrichtung der Evangelisches Medienhaus GmbH, die AG E-Learning und die Entwicklung einer Buchungsplattform für Tagungshäuser und Einrichtungen. Dazu komme ein Mentalitätswandel innerhalb der kirchlichen Strukturen. „Digitalisierung verändert die Zusammenarbeit in der Kirche, die Abläufe im Oberkirchenrat“, erklärte Werner. Das Delegationsprinzip würde gestärkt, Hierarchien durchlässiger gestaltet, der Einsatz von agilen Methoden forciert.
Über das Thema Ethik der Digitalisierung sprachen Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July und Prof. Dr. Petra Grimm, Leiterin des Instituts für Digitale Ethik und Ethikbeauftragte der Hochschule der Medien in Stuttgart. „Die Kirche kann eine Lücke füllen, indem sie die Frage nach der Sinnhaftigkeit der neuen Technologien stellt“, betonte Grimm. „Sie kann helfen, eine Haltung für den Umgang mit der Digitalisierung zu entwickeln.“ Sie sieht vor allem dann ethische Probleme in Bezug auf den digitalen Wandel, wenn soziale Beziehungen betroffen sind, weniger wenn es um die Automatisierung in der Industrie geht. „Technik nur zur Überwachung, die Autonomie unterminiert und diskriminiert: Da wollen wir nicht hin“, betonte sie. Grimm sieht gute Chancen, auf europäischer Ebene eine Ethik der Digitalisierung zu entwickeln. „Europa ist stark werteorientiert aufgrund seiner Geschichte“, betonte Grimm. Als Beispiel nannte sie die europäische Datenschutzgrundverordnung, die mittlerweile anderswo auf der Welt als Vorbild diene.
Landesbischof July sieht die Struktur der Kirche als Chance an, das Thema Digitalisierung zu diskutieren. „Kirche ist immer noch ein Querschnittsraum, in dem junge und alte Menschen in Stadt und Land zusammenkommen“, betonte er. „Ich wünsche mir, dass wir diesen Kommunikationsraum nutzen.“ Er sieht gerade die Geschwindigkeit, in der die Digitalisierung voranschreite, als Herausforderung an. Die Kirche müsse schneller werden, um nicht den Anschluss in diesem Bereich zu verlieren. Andererseits brauche es Räume, um diese Entwicklungen angemessen zu reflektieren und sprachfähig zu sein.
„Unser Auftrag ist die Verkündigung des Evangeliums“, so July. Die Digitalisierung diene dem Auftrag der Kirche und dem Menschen. In diesem Zusammenhang beantwortete der Landesbischof die Frage danach, ob die künstliche Intelligenz (KI) eine gute Gabe Gottes sei, folgendermaßen: „Unstrittig ist: Intelligenz ist eine gute Gabe Gottes! KI ist eine gute Aufgabe des Menschen. Sie braucht ein klares ethisches Fundament. Daran Mitzuwirken ist unsere Aufgabe.“
Prof. Dr.-Ing. Klaus Henning hält die Entwicklung von künstlicher Intelligenz für „die größte Revolution seit Gutenberg (1470)“. Sie schaffe ein neues Miteinander von Menschen, Maschinen und digitalen Schatten, sagte der Wissenschaftler beim 3. Forum Digitalisierung der württembergischen Landeskirche im Stuttgarter Hospitalhof. Henning leitete viele Jahre lang das Institut für Kybernetik der RWTH Aachen und ist heute u.a. Mitglied des Vorstands des Instituts für Unternehmenskybernetik der Universität.
Künstliche Intelligenz werde die Strukturen von Staaten, öffentlichen Ordnungssystemen, Unternehmen und Institutionen wie Kirchen und Vereinen dramatisch verändern, erklärte Henning. Deshalb müssten demokratische Kontrollstrukturen nach dem Vorbild der sozialen Marktwirtschaft entwickelt und in die Systeme der künstlichen Intelligenz Eingang finden. „KI-Algorithmen brauchen eine Ethik.“ Hier sieht er die Kirche in der Verantwortung. „Wir sind dazu berufen diese Welt immer wieder verantwortlich neu zu gestalten“, erklärte Henning. „Künstliche Intelligenz ist eine gute Gabe Gottes, die es verantwortlich zu gestalten gilt, bevor es andere verantwortungslos tun“.
Zum dritten Mal hat die Evangelische Landeskirche in Württemberg Mitarbeitende und Interessierte zu einem ‚Forum Digitalisierung‘ eingeladen. Diesmal ging es neben ethischen Gesichtspunkten auch darum, wie Digitalisierung im Kontext der Gemeindearbeit geschieht. Seit der Erarbeitung einer „Digitalen Roadmap“ im Jahr 2017, dem strategischen Fahrplan für die Digitalisierung in der Landeskirche, sind die Foren ein wichtiger Austauschort über verschiedenste Aspekte der Digitalisierung. Die Landeskirche will die gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung mitgestalten und deren Chancen für die Kommunikation des Evangeliums nutzen. Dieser strategische Fahrplan wird bereits umgesetzt und umfasst auch ethische Fragestellungen der Digitalisierung.
Miriam Hechler ist seit drei Jahren Gemeindepfarrerin in Stuttgart-Vaihingen mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Davor war sie in enger Zusammenarbeit mit Pfarrerin Lucie Panzer beim Landespfarramt für Rundfunk und Fernsehen sowie im Südsterne-Team beim Deutschen Evangelischen Kirchentag beschäftigt.
Florian Härer ist zertifizierter Design Thinking Coach, Scrum Master und Business Trainer und verantwortet den Kreativbereich eines Innovations-Hubs der Daimler AG. Parallel dazu ist er Lehrbeauftragter bei der lokalen Universität für Kreativitäts- und Innovationsmanagement. Begonnen hat er seine Karriere bei der Daimler AG als Doktorand in der Forschungsvorentwicklung.
Joachim Stängle moderiert das 2. Forum Digitalisierung im Stuttgarter Hospitalhof. Er ist selbstständig als Unternehmensberater, berät und begleitet Unternehmen zu Themen der Digital-Strategie und koordiniert die Projektgruppe Digitalisierung der Württembergischen Landeskirche.
Stefan Werner hat Jura studiert, als Rechtsanwalt gearbeitet und war Personaljurist im Dienst der badischen Landeskirche. Seit Juli 2017 ist er Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart und Leiter des Dezernat 5: Grundsatzangelegenheiten Landeskirche, Geschäftsleitung.
Prof. Dr. Robert Lehmann vertritt an der TH Nürnberg an der Fakultät Sozialwissenschaften das Lehrgebiet Theorien und Handlungslehre der Sozialen Arbeit. Er ist Mitglied der akademischen Leitung des Instituts für E-Beratung und forscht zu verschiedenen Formen digitaler Lehr- und Beratungsprozesse.
Einen Überblick über den Tag finden Sie in unserer News zum Forum:
Dr. Winfried Klein hat in Heidelberg Rechtswissenschaft studiert und war in einer Rechtsanwaltskanzlei beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe beschäftigt. Seit 2016 leitet er das Referat Allgemeines Recht im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart, in dessen Zuständigkeit das Datenschutzrecht und das Medienrecht fällt. 2018 hat er zusätzlich die Leitung des Referats Strukturfragen und Digitalisierung übernommen.
Dr. Martin Kastrup ist seit 2004 Leiter des Dezernats 7 und für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Oberkirchenrat in Stuttgart verantwortlich. Zuvor war der promovierte Forstwissenschaftler für das Finanzministerium des Landes Baden-Württemberg tätig.
Digitale Roadmap? Vernetzte Landeskirche? Wie wird das, wie kommen wir da hin? Und hat jemand auch an die Risiken und Nebenwirkungen gedacht? Das und mehr haben am 19. Januar mehr als 300 kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Synodale und weitere Interessierte beim Forum Digitalisierung im Hospitalhof in Stuttgart diskutiert.
Ingo Dachwitz kommt aus Berlin und arbeitet als Redakteur bei www.netzpolitik.org. Er ist Mitglied der sozialethischen Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und berät verschiedene Gliedkirchen der EKD zum Thema Digitalisierung.
Theo Eißler führt die Agentur Bär Tiger Wolf, die für nationale und internationale Marken und Unternehmen arbeitet und die für ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet worden ist. Als Kommunikationsprofi unterstützt er Führungskräfte und Entscheider. Zusammen mit seiner Familie ist er ehrenamtlich in der Evangelischen Landeskirche aktiv.
Der Direktor des Oberkirchenrats, Stefan Werner, stellte die „Digitale Roadmap“ zur vernetzten Landeskirche zur Diskussion. Werner betonte: „Die Digitalisierung bedarf kirchlicher Mitgestaltung.“ Was bedeutet Digitalisierung in der Gemeindearbeit, der Öffentlichkeitsarbeit oder in der Verwaltung? In Diskussionsgruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums Digitalisierung über die unterschiedlichen Bereiche der Roadmap aus.
In seinem Schlusswort kündigte Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup an, dass es künftig eine Digitalverantwortliche bzw. einen Digitalverantwortlichen direkt beim Direktor des Oberkirchenrats geben soll. Sie oder er soll "alle Digitalprojekte der Landeskirche koordinieren, überwachen und ihre Umsetzung durchsetzen", so Kastrup. Dafür sie die Roadmap der Rote Faden. Ihre Meilensteine können ab sofort in einer neuen Diskussionsplattform digital diskutiert werden.
Theo Eißler von der Agenur Bär Tiger Wolf, die die Landeskirche in ihrem Digitalisierungprozess begleitet, betonte: „Die Digitalisierung sorgt für einen Machtwechsel: Sie ermächtigt jeden von uns." Der Weg führe weg von den digitalen Sendeanstalten hin zu jedem einzelnen. Dank dieser neuer Möglichkeiten könnte die Kirche mehr Menschen und Herzen erreichen. Eine gelungene Kommunikation, die die Menschen bewegt, müsse „relevant, nützlich, wertvoll, einfach, authentisch, inspirierend und unterhaltsam“ sein.
Bei der Digitalisierung gehe es nicht nur um eine Haltung, sondern auch um eine Änderung von Strukturen, erklärte Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org und Mitglied der sozialethischen Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland. „Viele Pfarrer sind mit ihren Aufgaben schon so voll, dass sie kaum dazu kommen, ihre E-Mails zu beantworten. Die kommen gar nicht mehr dazu, das Evangelium ins Netz zu tragen“, kritisierte er. Zudem hätten viele Angst vor einem Kontrollverlust. Es bestehe die Furcht, „Leute können meine Kommunikation nehmen und in ganz andere Kontexte setzen oder widersprechen."
Wer nicht selbst dabei war oder den Livestream nicht live verfolgen konnte, findet alle Videos der Veranstaltung hier zum Ansehen.
Joachim Stängle hat die Veranstaltung moderiert. Stängle ist selbstständig als Unternehmensberater, unterstützt und begleitet Unternehmen und Organisationen auf dem Weg in die digitale Gegenwart. Unter anderem koordiniert er die Projektgruppe Digitalisierung der Württembergischen Landeskirche.
Die Projektgruppe Digitalisierung im Evangelischen Oberkirchenrat hat sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt und aus verschiedenen Blickrichtungen erörtert, was die relevanten Aspekte der Digitalisierung für die Landeskirche, für ihre Mitglieder und Mitarbeitenden, ihre Kirchengemeinden sowie für die die verbundenen Einrichtungen sind. Dieser Prozess hatte u.a. die Entwicklung einer ‚Roadmap Digitalisierung‘ für die Landeskirche in Württemberg zum Ziel. Jetzt liegt diese Roadmap vor. Dabei geht es nicht nur um IT-Projekte und Apps, sondern darum, neu zu denken und zu verstehen, was Digitalisierung generell und konkret für die Kirche bedeutet.
„Es geht bei Digitalisierung um viel mehr als um ein IT-Projekt“, sagte Landesbischof Frank Otfried July zum Auftakt des Forums Digitalisierung. „Die Technik ist wichtig, aber entscheidend ist, wie wir sie nutzen. Mein Kriterium: Digitalisierung soll dienen, nicht herrschen.“ Die Württembergische Kirche biete im Rahmen ihrer Roadmap Digitalisierung Erprobungsräume, um neue Technologien zur Vermittlung des Evangeliums und zu einer beschleunigten Verwaltungsarbeit zu nutzen.
Landeskirchenübergreifendes Fortbildungs- und Austauschangebot für haupt- und ehrenamtlich Engagierte sowie Digital-Interessierte in Gemeinden und kirchlichen oder diakonischen Einrichtungen:
Webinar-Reihe zu digitalen Verkündigungsformaten
Zwischen dem 16. März und 7. September 2022 gab es Praxisimpulse zu einzelnen Themen rund um digitale Gottesdienste und Veranstaltungen, u.a. Medienrecht, Interaktion und Partizipation, Multikanal Streaming, Social Media, Kirchenmusik oder digitales Beten.
Digitaltag zu digitalen Verkündigungsformaten
Am 17. September 2022 fand ein Digitaltag mit dem Schwerpunkt digitale und hybride Verkündigungs- und Gottesdienstformate statt – dabei ging es um Formate, Technik, Rechtsgrundlagen, inhaltliche Gestaltung und ebenfalls die Frage, wie Abendmahl digital gestaltet werden kann.
Viele Veranstalungen wurden aufgezeichnet. Zudem stehen die Präsentationsmaterialien zur Verfügung.
Empfang der Landeskirchen in Stuttgart
Unter dem Leitsatz 'Zum Wohle und Nutzen des Menschen' fand der Jahresempfang der Landeskirchen im Dezember 2018 in Stuttgart statt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach sich für einen europäischen Weg der Digitalisierung aus. Die europäische Variante der Digitalisierung müsse sich am Gemeinwohl orientieren und den Menschen dienen.
Am 13.-14. November 2020 ging das Barcamp Kirche Online Süd in die nächste Runde. Diesmal fand die Veranstaltung ausschließlich digital statt: Im Konferenzraum suchen sich zur virtuellen Andacht Cowgirls, Raumfahrer und Clowns einen Platz, bevor der Gottesdienst beginnt.
Neue Ideen sind willkommen und dürfen ausprobiert werden.
Vom 8.-10. November 2019 fand erstmalig das Barcamp Kirche Online Süd statt. Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus Kirche und Diakonie haben sich hier zum Austausch von digitalen Themen vernetzt. Jeder konnte eigene Ideen einbringen und vom Wissen anderer zum Thema #digitalekirche profitieren.