12.12.2018

„Zum Wohle und Nutzen der Menschen“

Ministerpräsident Kretschmann beim Jahresempfang der evangelischen Kirchen

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) spricht sich für einen europäischen Weg der Digitalisierung aus. Während in den USA der Einsatz neuer Techniken ausschließlich kommerziell ausgerichtet sei, entwickle China mit digitaler Hilfe einen „Überwachungsstaat, wie man ihn sich kaum vorstellen kann“, sagte Kretschmann am Dienstagabend beim Jahresempfang der evangelischen Landeskirchen in Stuttgart. Die europäische Variante der Digitalisierung müsse sich am Gemeinwohl orientieren und den Menschen dienen. 

Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Edeltraut July, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh (vlnr).
Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh aus Baden beim Podiumsgespräch (rechts).
Landtagspräsidentin Muhterem Aras

Der Grünen-Politiker forderte, sich den neuen Möglichkeiten nicht zu verweigern und auch nicht nur mit Bedenken zu begegnen. „Künstliche Intelligenz wird die menschliche Vernunft nicht überholen“, sagte er. Im Prozess der Digitalisierung hoffe er auf die „gute Begleitung“ durch die Kirchen.

Die evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg machen sich für eine bessere Verfügbarkeit des Internets für alle Bevölkerungsschichten stark. Württembergs Landesbischof Frank Otfried July sagte: „Digitale Teilhabe ist Teilhabe am sozialen Leben und somit wesentlicher Teil der Inklusion, die wir uns in Staat und Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben haben.“ Barrierefreiheit müsse schon bei der Entwicklung von Angeboten mitbedacht werden.

July sprach sich für den zügigen Ausbau einer zentralen Plattform zur Vermittlung sozialer Dienstleistungen aus. Die Würde des Menschen, der laut der Bibel nach dem Bild Gottes geschaffen wurde, sei der Prüfstein in der gesellschaftlichen Debatte zum Thema Digitalisierung, betonte er. Innerhalb seines Vortrags wurde ein Projekt vorgestellt, das biblische Bücher in animierten Videos erklärt, sowie ein von der württembergischen Landeskirche mitfinanziertes professionelles Computerspiel, das auf Inhalten der Bibel basiert.

Der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh forderte gesetzliche Regelungen, die vor einem Missbrauch digitaler Informationen schützen. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) warnte vor überzogenen Ängsten und vor überzogenen Erwartungen an technische Innovationen. „Die Welt wird mit der Digitalisierung weder erlöst werden noch untergehen“, sagte sie. 

Musikalisch wurde der Abend von den Hanke Brothers begleitet, hier im Bild David Hanke
YouTuberin Jana Highholder
Comedian Dominik Kuhn alias Dodokay
Moderatorin Stephanie Haiber (SWR)
Podiumsgespräch mit Comedian Dominik Kuhn alias Dodokay, Jana Highholder, Moderatorin Stephanie Haiber, Dr. Aleksandra Sowa, Kryptologin und Leiterin des Horst-Görtz-Instituts für Sicherheit in der Informationstechnik sowie Landesbischof Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (vlnr)

Die YouTuberin Jana Highholder bekannte in einem Podiumsgespräch, dass sie auf ihrem Smartphone keine Social-Media-Apps habe. Zur Freiheit eines Christen gehöre auch, bestimmte Lebensbereiche wie gemeinsame Mahlzeiten vom Internet frei zu halten. Sie wolle nicht einer Generation angehören, "die überall nur zur Hälfte da ist", weil sie sich parallel mit Medien beschäftige. Der Comedian Dominik Kuhn alias Dodokay sagte, er finde die Digitalisierung super, doch werde sie schon viel zu lange unkritisch betrieben.

Der Jahresempfang der Landeskirchen hatte das Leitthema "Zum Wohle und Nutzen des Menschen - Digitalisierung in Baden-Württemberg". Unter den Gästen waren der katholische Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, mehrere Landesminister, Vorsitzende der Landtagsfraktionen sowie Vertreter von Religionsgemeinschaften, Verbänden und anderen gesellschaftlichen Organisationen.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

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