Kirchlich heiraten, wie geht das? Kann man sich die Pfarrerin oder den Pfarrer aussuchen, und ist das Traugespräch eine Art Prüfung? Diese und weitere Fragen, die sich Brautpaare stellen, hat Pfarrer Dan Peter in unseren FAQ beantwortet.
Warum heiraten Paare kirchlich? Was versprechen sich die Menschen davon für ihre Ehe?
Die Bedeutung der Trauung hat in den letzten Jahren gesellschaftlich erneut stark zugenommen. Eine Trauung ist meistens das größte und wichtigste Fest im Leben. In diesen Tag investieren die Paare viel, nicht nur finanziell, sie bereiten ihn intensiv vor und beziehen Verwandten und Freunde ein. Die Feier in der Kirche ist der Höhepunkt des Festes und nimmt auch die sonst oft verborgenen religiösen Sehnsüchte auf. Viele Paare haben große Erwartungen an ihre kirchliche Trauung; sie versprechen sich von diesem feierlichen und zeremoniellen Akt, dass ihre Ehe und Partnerschaft dadurch fester und glücklicher werden. Sie möchten ihren Bund unter Gottes Segen stellen. Außerdem wird mit der Trauung die Einbindung und Geborgenheit in der größeren Gemeinschaft der Kirchengemeinde oder der Kirche insgesamt deutlich und stärkt die Paare.
Wir gehen höchstens zu Weihnachten in die Kirche, möchten aber kirchlich heiraten. Geht das?
Selbstverständlich geht das. Hier liegt auch die Chance, einen neuen Zugang zu Kirche und Glauben zu finden. Als Paar findet man noch einmal auf eine andere Weise zusammen und entdeckt neue Seiten an sich und am gemeinsamen Verständnis von der Ehe.
Welche Bedeutung hat die kirchliche Trauung im Vergleich zur standesamtlichen? Was kommt zuerst?
Die Eheschließung ist in Deutschland eine staatliche Angelegenheit mit einem klaren Rechtsrahmen. Daher geht die standesamtliche Trauung der kirchlichen voraus. In der Kirche geht es um die Bitte um und den Zuspruch von Gottes Segen. Es kommt bei der Trauung zu einem gemeinsamen Bekenntnis vor Gott und vor der versammelten Gemeinde zur Partnerin oder zum Partner. Beide werden miteinander als Paar gesegnet, in der Regel auch mit dem Zeichen der Handauflegung und einem Gebet speziell für die Getrauten.
Wir leben in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und wünschen uns eine kirchliche Trauung. Was gibt es dabei zu beachten?
Auch diesen Wunsch kann man im örtlichen Pfarramt äußern. Das Paar erhält entweder in dieser Gemeinde oder in einer Gemeinde in der Nähe die kirchliche Feier, bei der beide Partner gesegnet werden. Nicht alle Kirchengemeinden führen diese Feiern durch, aber in der Regel gibt es in nächster Nähe Gemeinden, die Menschen in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft segnen.
Worin unterscheidet sich eine evangelische von einer katholischen Trauung?
Im katholischen Verständnis ist die Trauung eines Paares ein Sakrament, das heißt, dass sie nur von einem geweihten Priester vollzogen, bzw. dieses Sakrament gespendet werden darf. Im evangelischen Verständnis ist die Trauung „ein weltlich Ding“, das aber durchaus nach dem Willen Gottes ist und deshalb auch seinen Segen und Zuspruch erhalten soll.
In einigen älteren Kirchen gibt es ein Brautportal, das einen weiteren Punkt zeigt, wie die evangelische Tradition die Trauung versteht: Das Portal zwingt die zu Vermählenden, sich kurz loszulassen und getrennt in den Kirchenraum einzutreten. Dadurch soll deutlich werden: Unabhängig voneinander und selbstständig sind wir zum Schluss gekommen, künftig miteinander durchs Leben zu gehen als Paar und unter Gottes Segen, den wir jetzt gemeinsam erhalten.
Das Hereinführen und Übergeben der Braut durch den Brautvater, wie man es aus vielen Filmen kennt, entspricht also nicht unserer Tradition. Aber selbstverständlich darf man selbst die Form wählen, die man gerne an diesem Tag hätte.
Ich bin evangelisch, aber meine Partnerin bzw. mein Partner nicht. Können wir evangelisch heiraten? Muss zwingend eine der Personen evangelisch sein?
Wenn beide Partner mit einer evangelischen Trauung einverstanden sind und auch dem jeweils evangelischen Partner zugestanden wird, seinen Glauben in aller Freiheit in der Ehe zu leben, steht dem nichts entgegen. Wenn beide Partner nicht evangelisch sind, aber Gottes Segen für ihre Partnerschaft wünschen, kann dieses unter seelsorgerlichen Erwägungen auch geschehen.
Wir haben uns für eine evangelische kirchliche Trauung entschieden: Wie läuft die Vorbereitung ab? Gibt es Wartezeiten?
Wartezeiten gibt es eigentlich keine. Allerdings kann es sein, dass es am Wunschtermin bereits so viele Belegungen in einer bestimmten Kirche oder bei der jeweiligen Pfarrerin oder dem Pfarrer gibt, dass man einen anderen Termin suchen muss. Einen Termin kann das Paar auf jeden Fall sofort erhalten, vor oder nach dem ursprünglich angestrebten Termin. Vor der Trauung lädt die Pfarrerin oder der Pfarrer zu einem gemeinsamen Traugespräch ein.
Was passiert beim Traugespräch? Ist das wie eine Prüfung?
Nein, im Gegenteil. Das Traugespräch soll das Paar bei der Vorbereitung auf die Trauung unterstützen, eventuell auch beiden Partnern helfen, sich mit ihrem jeweiligen Glauben, ihren Werten und Erwartungen besser zu verstehen und anzunehmen. In diesem Gespräch bespricht der Pfarrer oder die Pfarrerin auch den Ablauf der Trauung mit dem Paar und geht auf dessen Wünsche ein.
Kann ich mir den Pfarrer oder die Pfarrerin für die Trauung selbst aussuchen? Wenn ja, wie mache ich das?
Natürlich kann man sich die Pfarrerin oder den Pfarrer für die Trauung auch selbst aussuchen. Vielleicht kennt das Paar schon eine andere Pfarrperson als die am Ort, oder es hat sich bei einer anderen Trauung in besonderer Weise angesprochen gefühlt. Diese Pfarrperson darf man direkt kontaktieren oder ansprechen. Es gibt in unserer Landeskirche aber keine Liste dafür, denn eigentlich sind die Ortspfarrerinnen und -pfarrer verantwortlich.
Aber man darf auch gerne und ungeniert im örtlichen Pfarramt anfragen, wenn man bestimmte Vorstellungen in Bezug auf den Trauort und damit verbunden auch auf die Trauperson hat.
Wieviel Spielraum habe ich bei der Gestaltung der Feier? Gibt es feste Pflichtelemente? Gibt es No-Gos?
Am besten bringt das Paar beim ersten Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer seine Vorstellungen ein. In der Regel findet sich rasch das, was für einen passt. In jedem Gottesdienst, auch bei einer Trauung, wird gebetet, gesungen und es gibt eine Ansprache. Unbedingt zur Trauung gehört das Traubekenntnis, also das Ja-Wort.
Für diesen Teil gibt es zwei Möglichkeiten: Die eine ist die der „Fragen“, die der Pfarrer oder die Pfarrerin stellt, und auf die das Brautpaar mit „Ja, mit Gottes Hilfe" antwortet. Die andere Form ist die der „Erklärung“, bei der die Brautleute einander ein Versprechen geben. Der Wortlaut dieser Fragen bzw. der Erklärung kann variieren. Dann folgt der Zuspruch des Segens und ein besonderes Gebet für das Paar.
Was nicht hineinpasst, wären Elemente, die nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar sind.
Viele meiner Gäste waren noch nie in einer Kirche. Wie kann ich sie vorbereiten? Gibt es Regeln?
Die Grundregel lautet: Alle sind willkommen, ob Gottesdienst-erfahren oder zum ersten Mal dabei. Weil bei Trauungen häufig Gäste dabei sind, die nicht alle Abläufe kennen, werden gerne Programmblätter mit Liedern und Hinweisen ausgelegt. Diese darf das Brautpaar nach eigenen Vorstellungen fertigen und auch alles andere Wichtige darauf notieren. So können sich alle schnell orientieren und beteiligen.
Was kostet eine kirchliche Trauung?
Grundsätzlich werden für Trauungen in der eigenen Kirchengemeinde keine Gebühren verlangt, auch nicht für den Gottesdienst und die Kirche. Wenn aber eine Trauung nicht am Wohnort geschehen soll oder in einer speziellen Kapelle oder an einem anderen eingeführten Ort, verlangen die Gemeinden oder Besitzer einen Kostenersatz für die Nutzung, Reinigung oder anderen Aufwand. Wenn Pfarrerin oder Pfarrer für eine Trauung extra anreisen müssen, sollte man ihnen auch die Fahrtkosten ersetzen.
Falls es später einmal schwierige Zeiten in unserer Ehe gibt – wie kann uns die Kirche dann helfen?
Fast in jeder Kirchengemeinde oder im Kirchenbezirk gibt es Paarberatungen, Veranstaltungen oder Angebote, die speziell für Paare gedacht sind und auch die häufigsten Themen in Partnerschaften behandeln. Jederzeit kann man aber auch aktiv um Hilfe und Unterstützung, um Gespräche oder Gebet anfragen. Bei bestimmten Problemen vermitteln die Gemeinden auch den Kontakt zu Fachstellen.
Wie sieht die evangelische Kirche eigentlich eine Scheidung? Hat man dann in den Augen der Kirche versagt, und darf z.B. nicht mehr am Abendmahl teilnehmen?
Eine Scheidung wünscht sich niemand, ist manchmal aber die einzige oder sogar die bessere Möglichkeit, wenn andere Versuche im Miteinander nicht mehr greifen. Scheitern gehört auch zum Leben und schließt uns nicht von der Liebe und Zuwendung Gottes aus. Daher schließt auch die Kirche niemanden von ihrer Gemeinschaft und vom Abendmahl aus.
Darf man nach einer Scheidung oder nach dem Tod eines Ehegatten ein zweites Mal kirchlich heiraten?
Der Tod eines Ehegatten hebt ohnehin die erste Ehe auf („…bis dass der Tod euch scheidet“). Daher ist eine erneute Trauung immer möglich. In der evangelischen Kirche darf man auch nach einer Scheidung nochmals kirchlich heiraten. Vielleicht hilft es, sich vorher klarzumachen, weshalb man es erneut versuchen will. Auch hierbei möchte die Kirche das Paar unterstützen.
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Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.