Teil 4 unserer Sommerserie „Klösterliche Orte“: Wie und wo Sie heute klösterliche Spiritualität erleben können.
In ehemaligen Klöstern lässt sich nicht nur im Außen, sondern auch im eigenen Inneren Neues entdecken. Beten Sie das Stundengebet mit, wandeln Sie auf Pfaden der Stille, oder feiern Sie einen Gottesdienst in der Klosterkirche: Einige der ehemaligen Klöster auf dem Gebiet der evangelischen Landeskirche laden auf verschiedene Weise dazu ein, selbst klösterliche Spiritualität zu erleben. Ein Überblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Im Kloster Kirchberg gibt es die Möglichkeit, Tagzeitengebete mitzubeten. Giftzwerg 88, CC BY-SA 3.0
Tagzeitengebete und Meditationen im Kloster
Das Tagzeitengebet, auch Stundengebet genannt, wird in vielen Kirchen praktiziert. Es folgt dem Zyklus des Tageslaufs und dient unter anderem dazu, die einzelnen Tageszeiten vor Gott zu bringen und das Gebet nicht abreißen zu lassen.
Es gibt verschiedene Typen des Tagzeitengebets, verbreitet sind vier Gebetszeiten: am Morgen (Laudes), am Mittag (Sext), zum Abend (Vesper) und zur Nacht (Komplet). Psalmen, Schriftlesungen, Gesang, Gebet und ein Segen sind feste Bestandteile.
Ruhe und Kraft schöpfen aus dem Tagzeitengebet
In ehemaligen Klöstern auf dem Gebiet der Landeskirche wird unter anderem im Stift Urach, Einkehrhaus der Evangelischen Landeskirche, das Tagzeitengebet drei Mal täglich mit einer eigenen Liturgie praktiziert. Videos zum Mitbeten je eines Morgen-, Mittags- und Abendgebets sind auf der Website des Stifts verfügbar, ebenso eine wöchentliche Gebetszeit.
Kirchenrätin Elke Maihöfer, die zusammen mit Kirchenrat Conrad Maihöfer das Stift Urach leitet, wird oft von Gästen gefragt, was das Tagzeitengebet ausmacht. Dann verweist sie auf die alte klösterliche Tradition des „ora et labora“, an die das Stift damit anknüpft. „Es geht darum, sich unterbrechen zu lassen - was sonst zum Leben gehört, liegenzulassen, und sich Gott zuzuwenden", erklärt sie. „Die Menschen schöpfen daraus Ruhe, Kraft und immer wieder Orientierung." Als Beispiel nennt sie eine Textzeile des Mittagsgebetes: „Zeig uns deinen Willen für unser Tun und Lassen", heißt es dort. Dies könne ein Anstoß sein, das „Hamsterrad“ anzuhalten und sich im Alltag einmal zu fragen: „Muss ich das tun, oder kann ich es lassen?“ Für Elke Maihöfer ist das Tagzeitengebet damit heute so aktuell wie vor 1000 Jahren. Die Texte der Gebete im Stift Urach seien bewusst so gehalten, dass interessierte Menschen eine Ahnung von der Tradition bekämen, aber nicht überfordert würden.
Die digitalen Angebote, die mit Beginn der Corona-Pandemie eingestellt wurden, kommen gut an, eine Aktualisierung ist geplant. Ein Video, auf dem man Betende sieht, gebe es bewusst nicht, so Elke Maihöfer. „Es geht nicht darum, anderen beim Beten zuzuschauen, sondern sich gemeinsam vor Gott einzufinden“, erklärt sie die andere Ausrichtung als etwa bei einem Gottesdienst.
Neben dem Stift Urach gibt es im Kloster Kirchberg vier Mal täglich die Möglichkeit, am Tagzeitengebet teilnehmen.
Zu einem Gebet an verschiedenen Stationen in der Marienkapelle lädt das Kloster Hirsau ein. Auch in Hirsau kann man am Tagzeitengebet teilnehmen - es ist digital verfügbar und kann vor Ort oder zu Hause gebetet werden. 2022 findet wieder das 72-Stunden-Gebet statt.
Das Kloster Maulbronn bietet donnerstags eine christliche Schweigemeditation in der Brunnenkapelle und im Kalefaktorium (= ehemalige Wärmestube) des Klosters an, außerdem ein liturgisches Mittags- und Abendgebet.
In vielen Klosterkirchen kann man, wie hier im Kloster Bebenhausen, Gottesdienste mitfeiern. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Christoph Hermann
In Klosterkirchen Gottesdienste und Andachten feiern
In vielen der ehemaligen Klöster in Württemberg werden regelmäßig evangelische Gottesdienste oder Andachten in der besonderen Atmosphäre der Klosterkirche gefeiert.
Das Hauptportal der Klosterkirche in Alpirsbach. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Arnim Weischer
Im ehemaligen Kloster Adelberg – hier die Ulrichskapelle – gibt ein Kräutergarten Einblicke in die Vielfalt der Heilpflanzen. Mandes Rupp, CC BY-SA 4.0
Klostergärten: Zeugnisse klösterlicher Heilkunde
Viele Klöster praktizierten zu ihrer Zeit so weit wie möglich Selbstversorgung – die Klostergärten hatten dabei eine besondere Bedeutung. Mit den Kräutern erwarben Mönche und Nonnen zudem Erfahrungen in der Heilkunde. Heute noch kann man in einigen der ehemaligen Klöster die Kräutergärten besuchen: Im Kloster Adelberg gibt es Führungen durch den Heilkräutergarten oder Heilkräuterkurse. Das Kloster Herrenalb bietet in seinem Klostergarten einen Einblick in die Kräuter der damaligen Zeit.
Im Kloster Maulbronn gibt ein Stationenweg mit Impulsen Denkanstöße. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Günther Bayerl
Spirituelle Pfade und geistliche Führungen
Wer sich spirituell auf den Weg machen möchte, kann eines der Angebote für spirituelle Pfade nutzen:
Für die ehemaligen Klöster Bebenhausen, Gnadental, Hirsau, Maulbronn und Schöntal bietet die Website www.klosterorte.de Stationenwege an. Unter dem Stichwort „Lebensräume“ findet man dort einen Weg durch das jeweilige Kloster mit Impulsen und Fragen zum Innehalten. Die Flyer liegen auch vor Ort aus.
Rund um das Kloster Gnadental lädt ein „Kulturlandschaftspfad“ zu einem Rundweg auf den Spuren der Zisterzienserinnen ein.
Verschiedene „Pfade der Stille“ um das Kloster Schöntal möchten ein meditatives Wandererlebnis vermitteln.
Das Einkehrhaus der Evangelischen Landeskirche, Stift Urach, bietet ein vielfältiges Programm. Andreas Praefcke, CC-BY 4.0
Angebote für Auszeiten
Für längeres Verweilen in einer klösterlichen Umgebung bieten das Stift Urach und das Berneuchener Haus Kloster Kirchberg in ihren Einkehrhäusern ein umfangreiches Jahresprogramm zu geistlichen Themen an.
„Kloster auf Zeit“
Wer eine Zeitlang in einer geistlichen Gemeinschaft leben möchte, kann dies bei den Christusträger-Schwestern, der Evangelischen Bruderschaft Kecharismai oder im Lebenszentrum Adelshofen tun.
„Orte, die zum Glauben einladen“ - mehr über Klosterorte in Württemberg
In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg beschäftigt sich die Arbeitsgemeinschaft Klöster seit November 2012 mit den Klosterorten auf dem Gebiet der Landeskirche. Ausgangspunkt waren die Visitationen von Prälat Prof. Dr. Christian Rose (seit Juni 2021 im Ruhestand), bei denen er auf die ehemaligen Klöster in seiner Prälatur aufmerksam wurde.
Es folgten eine Einladung an die Gemeinden, ein gemeinsames Konzept, um die Klöster sichtbarer zu machen, und die Website www.klosterorte.de, sowie Flyer zu ausgewählten Klöstern, die vor Ort ausliegen oder unter www.klosterorte.de als PDF heruntergeladen werden können.
„Grundgedanke war, die Klosterorte in Württemberg als Stätten geistlichen Lebens neu ins Bewusstsein zu rücken“, erklärt Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. „Diese Orte sind nicht nur für den Tourismus interessant, sondern laden als Räume der Stille und der Nachdenklichkeit, als Orte des Gebets und des Gottesdienstes zum Glauben ein.“
Bildquellen:
Kloster Kirchberg: Giftzwerg 88, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kloster Adelberg: Mandes Rupp, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stift Bad Urach: Andreas Praefcke, Lizenz: CC BY 4.0
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