An vielen Orten in Franken und Hohenlohe wirkten Zisterzienser und Zisterzienserinnen – ihre ehemaligen Klöster zeugen noch heute davon. Auf dem Gebiet der evangelischen Landeskirche liegen vier dieser Klöster, die man – je nach Geschwindigkeit - auf einer Tour besichtigen kann. Begleiten Sie uns heute zu den Klöstern Frauental, Schöntal, Lichtenstern und Gnadental. In den kommenden Wochen werden wir Sie in unserer Sommerserie zu vielen verschiedenen klösterlichen Orten führen - lassen Sie sich überraschen!
Unsere Klostertour durch Hohenlohe und Franken beginnt ganz im Norden Württembergs, in der Nähe von Creglingen. Hier, in der weiten Landschaft der Hohenloher Ebene, liegt das ehemalige Kloster Frauental. Davon sind heute nur noch die Klosterkirche St. Marien und ein Flügel des Abteigebäudes erhalten; sie erinnern an das Klosterleben, das im 13. Jahrhundert in diesem Seitental der Tauber begann - idyllisch an einem Bach gelegen, der wenige Kilometer weiter in die Tauber mündet.
Die Klosterkirche besteht, wie bei den Zisterzienserinnen üblich, aus einer Ober- und einer Unterkirche. Die Nonnen verfolgten zu ihrer Zeit von der Nonnenempore aus den Gottesdienst in der Oberkirche. Dort sind heute der Chorraum im romanisch-gotischen Übergangsstil sehenswert sowie in der hochgotischen Unterkirche das Kreuzgewölbe - die Unterkirche diente früher als Grablege. Eine Besonderheit in der Unterkirche sind die wohl einzigen Mumien in württembergischen Kirchen: Drei Leichname einer Familie, deren Mitglieder vermutlich zwischen 1742 und 1749 starben, fand man 1879 in der Gruft unter der Kirche. Sie sind durch Kieselsäuregas mumifiziert.
1232 wurde dieses Kloster der Zisterzienserinnen gegründet, gestiftet von den Herren von Hohenlohe. Nach der Säkularisierung wandelte man das Gebäude 1548 in ein markgräfliches Kastenamt (= Güterverwaltung) um. Ab 1670 entstand das Dorf Frauental, als die ehemaligen Klostergüter an Bauern verkauft wurden. Der Hochaltar sowie die anderen Gebäude wurden im Bauernkrieg 1525 zerstört.
In der Oberkirche, die für ihre hervorragende Akustik bekannt ist, finden ab und zu Konzerte statt. In der Unterkirche feiert die evangelische Kirchengemeinde Frauental ihre Gottesdienste.
Es gibt zwar kein Klosterleben mehr in Frauental, aber das Museum auf der ehemaligen Nonnenempore der Klosterkirche erzählt, wie sich das Kloster und der Ort entwickelten. Der Museumsverein Kloster Frauental e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Klosteranlage zu erhalten. Im ehemaligen Ostflügel des Klosters gibt heute das „Projekt Chance“ des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) straffällig gewordenen Jugendlichen eine neue Chance.
Das nächste Kloster unserer Tour, ca. 60 Kilometer von Frauental entfernt, hat eine wechselvolle Geschichte: Kloster Schöntal war zunächst katholisch, dann evangelisch, heute ist es ein Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart – und eine evangelische Gemeinde feiert ihre Gottesdienste mitten auf dem Klostergelände.
Kloster Schöntal liegt im Jagsttal, umgeben von der Hohenloher Landschaft, in der Wald, Wiesen und Täler zu Wanderungen und Radtouren einladen – auch der Jakobsweg berührt Schöntal. Das Kloster gilt als besterhaltene Klosteranlage Nordwürttembergs: Die barocke Klosterkirche und die Abtei sowie die Heiliggrabkapelle auf dem Kreuzberg sind zu besichtigen. Eine Ausstellung im Informationszentrum informiert über die Geschichte des Klosters.
Die ehemalige Zisterzienserabtei wurde 1153 als Filialkloster des Klosters Maulbronn gegründet, zunächst in Neusaß. 1157 bis 1163 zog das Kloster nach Schöntal um. Die Herren von Berlichingen stellten dafür das Gelände zur Verfügung. Im Gegenzug erhielten sie das Recht der Grablege im Kreuzgang; in dessen Ostflügel ist Götz von Berlichingen begraben.
Wie das Kloster Frauental blieb auch Schöntal nicht von Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 verschont; es wurde mehrmals ausgeraubt. Gegen die Aufhebung im Zuge der Reformation wehrte es sich mit Erfolg, aber es war inzwischen unbewohnbar geworden.
Die barocke Abteikirche, geplant von Architekt Leonhard Dientzenhofer, stammt aus der Blütezeit, die das Kloster danach unter Abt Benedikt Knittel von 1683 bis 1732 erlebte. Er ließ außerdem die Neue Abtei, den Konvent, die Kreuzbergkapelle und einige Wirtschaftsgebäude errichten.
1802 beendete die Säkularisierung das klösterliche Leben in Schöntal. Die St. Josephskirche wurde 1807 zur katholischen Pfarrkirche. Von 1810 bis 1975 hatte das Evangelisch-theologische Seminar seinen Sitz im Kloster Schöntal. 1975 übernahm die Diözese Rottenburg-Stuttgart das Kloster. Sie nutzt die Gebäude seit 1979 als Tagungshaus. Die Torkapelle St. Kilian ist nach einer grundlegenden Renovierung seit 1977 evangelische Pfarrkirche.
Wir fahren etwa 40 Kilometer weiter Richtung Süden, in die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge mit ihren vielen Bach- und Flusstälern und Seen. Dort liegt, abgeschieden am Rand der Löwensteiner Berge im Landkreis Heilbronn, das ehemalige Kloster Lichtenstern. Es ist heute Standort der Evangelischen Stiftung Lichtenstern; dort leben Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in einer der Einrichtungen der Stiftung. Nach Anmeldung sind Rundgänge möglich. Am Sonntagsgottesdienst der Bewohner Lichtensterns in der gotischen Klosterkirche kann jeder und jede teilnehmen.
Im 13. Jahrhundert, im Jahr 1242, gründete Gräfin Luitgard aus Weinsberg das Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern. Das Areal stifteten die Herren von Weinsberg und von Heinriet. Die Anlage mit der Klosterkirche, dem Kreuzgang, dem Konvent und verschiedenen Nebengebäuden entstand bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Über 300 Jahre lang, von 1242 bis 1554, bestand das Kloster. Im Bauernkrieg 1525 wurd es geplündert und fast zerstört, 1554 folgte die Auflösung.
Danach verwaltete ein Klosteroberamt bis 1806 die Liegenschaften des Klosters. In dieser Zeit errichtete man die Oberamtei als Anbau der Kirche und das Bandhaus, die heute mit der Kirche, dem Forsthaus und dem Binderhaus das Kloster Lichtenstern bilden. Nach Ende der Verwaltung durch das Klosteramt verfielen die Gebäude, bis 1836 ein Verein das Gelände kaufte und dort eine Kinderrettungsanstalt mit einer Einrichtung zur Lehrerbildung einrichtete.
Es folgten wechselvolle Jahre für Lichtenstern: Zwischen 1922 und 1946 beherbergten die Gebäude ein Kinderheim, im Krieg den Reichsarbeitsdienst, nach dem Krieg boten sie Flüchtlingen ein Zuhause. 1946 eröffnete eine Oberschule für Mädchen im Klostergebäude, die 1954 als Lichtenstern-Gymnasium nach Sachsenheim übersiedelte. Bis 1963 lernten in Lichtenstern noch die unteren Klassen des Aufbaugymnasiums für Jungen Michelbach (heute: Evangelisches Schulzentrum Michelbach), parallel bestand hier ein kirchliches Erziehungsheim.
1963 begann die Evangelische Stiftung Lichtenstern mit dem Umbau zur Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, die in den folgenden Jahren erweitert wurde.
Die letzte Etappe der Klostertour durch Hohenlohe und Franken führt uns nach weiteren ca. 25 Kilometern zum Kloster Gnadental in der Nähe von Schwäbisch Hall. Hier, am Rand der Waldenburger Berge in einem ruhigen Seitental des Flusses namens Bibers finden wir die Abgeschiedenheit, die charakteristisch für ein Kloster des Zisterzienserordens ist.
Erhalten sind bis heute das Spitalgebäude und die frühgotische Klosterkirche. Beim Gemeindefriedhof kann man noch Reste des ummauerten Klosterbezirks und des Kreuzgangs erkennen. Ein Teil der ehemaligen Klosterkirche – der Chorraum und die Nonnenempore - dient heute als evangelische Kirche. In der früheren Laienkirche und einem anderen Teil der Nonnenempore befindet sich das evangelische Gemeindehaus von Gnadental.
Zunächst hatten Konrad von Krautheim und Kunigunde von Eberstein einen Konvent in der Nähe ihrer Burg Krautheim im Jagsttal gestiftet. 1237 folgte die Einbindung in den Zisterzienserorden und der Umzug an den heutigen Standort. 1245/1246 zogen die ersten Zisterzienserinnen dort ein. Das Kloster diente zeitweise als Grablege für die Grafen von Hohenlohe.
Mit der Reformation wurde das Kloster Gnadental 1551 säkularisiert und in eine evangelische Pfarrkirche umgewandelt. Der erste evangelische Pfarrer trat sein Amt 1557 an. Die Nonnen, die nicht zum neuen Glauben übertraten, wohnten weiterhin in Gnadental; die letzte Priorin starb 1578. Danach erlebte das Kloster ab 1589 eine Nutzung als Gestüt, ab 1622 als Münzstätte und ab 1696 als Spital.
In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg beschäftigt sich die Arbeitsgemeinschaft Klöster seit November 2012 mit den Klosterorten auf dem Gebiet der Landeskirche. Ausgangspunkt waren die Visitationen von Prälat Prof. Dr. Christian Rose (seit Juni 2021 im Ruhestand), bei denen er auf die ehemaligen Klöster in seiner Prälatur aufmerksam wurde.
Es folgten eine Einladung an die Gemeinden, ein gemeinsames Konzept, um die Klöster sichtbarer zu machen, und die Website www.klosterorte.de, sowie Flyer zu ausgewählten Klöstern, die vor Ort ausliegen oder unter www.klosterorte.de als PDF heruntergeladen werden können.
Auch zu dem Heft „Evangelische Klosterorte in Württemberg“, das in der Reihe „Spuren“ erschien, gab die Arbeitsgemeinschaft den Anstoß.
„Grundgedanke war, die Klosterorte in Württemberg als Stätten geistlichen Lebens neu ins Bewusstsein zu rücken“, erklärt Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. „Diese Orte sind nicht nur für den Tourismus interessant, sondern laden als Räume der Stille und der Nachdenklichkeit, als Orte des Gebets und des Gottesdienstes zum Glauben ein.“
Bildquellen:
Kloster Frauental: JonathanWinarske at de.wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kloster Lichtenstern: Rosenzweig, Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Kloster Gnadental: Matthias Süßen (www.matthias-suessen.de), Lizenz: CC BY-SA via Wikimedia Commons