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Klostertour durch den Nordschwarzwald: Auf Spurensuche

Teil 3 unserer Sommerserie „Klösterliche Orte“: Bad Herrenalb, Hirsau, Klosterreichenbach und Alpirsbach.

Die vier Klöster dieser Klostertour sind in den Landkreisen Calw und Freudenstadt angesiedelt – sowohl Zisterzienser als auch Benediktinermönche haben dort Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar sind. Die ehemaligen Klöster lassen sich mit dem Auto an einem Tag besichtigen, jeweils zwei lassen sich, bei zügigem Tempo, auch an einem Tag zu Fuß besuchen.

Kloster Bad Herrenalb

Auf dem Torbogen des „Paradieses“ wächst seit rund 200 Jahren eine Kiefer.SchiDD - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,

Den Auftakt macht das ehemalige Zisterzienser-Kloster in der Kurstadt Bad Herrenalb. Die Gemeinde ist von bewaldeten Bergen umgeben, das Flüsschen Alb fließt durch den Ort.

Graf Berthold III. von Eberstein hat das Kloster 1148 gegründet. Nach und nach entwickelten sich Kloster und Gemeinde, aber im Bauernkrieg wurde die Klosteranlage 1525 stark beschädigt. Im Zuge der Reformation mussten die Mönche das Kloster verlassen, die erst 1556 gegründete Klosterschule wurde schon 1595 wieder geschlossen. Der 30-jährige Krieg hinterließ weitere Narben, und 1649 wurde das Kloster schließlich aufgegeben. Heute sind von der Klosterkirche noch Reste der Vorhalle sowie der Westgiebel zu sehen. Auch der spätgotisch erneuerte Chor blieb erhalten und dient seit über zweihundert Jahren als evangelische Kirche. Weitere Gebäude wie beispielsweise die Klosterscheuer – heute ein Restaurant – laden rund ums Kloster zum Entdecken ein. Ein besonderes Highlight ist die mächtige Kiefer, die auf dem Torbogen des ehemaligen sogenannten „Paradieses“ (einer Art Vorhalle) wächst – weit über dem Boden hat der Baum um 1820 seine Wurzeln geschlagen. Bis heute wird die Anlage für verschiedene Zwecke genutzt – in der Klosterkirche findet beispielsweise regelmäßig die Konzertreihe „Klassik im Kloster“ statt.


Kloster Hirsau

Die Aureliuskirche (links im Bild) ist eines der vollständig erhaltenen Gebäude des Klosters. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg / Andrea Rachele

Je nach Geschwindigkeit können Sie in wenigen Stunden zu Fuß das Kloster Hirsau erreichen, das ebenfalls im Landkreis Calw liegt. Die Klosterkirche wurde 1091 geweiht, viele weitere Gebäude kurz darauf fertiggestellt. Die ehemalige Benediktinerabtei war eines der bedeutendsten Klöster auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik, die Hirsauer Klosterreform nahm dort ihren Ursprung. Im Zuge der württembergischen Reformation wurde das Kloster aufgehoben, Klausur und Kirche wenige Jahre später abgerissen. Doch auch in den Überresten der Gebäude lässt sich die lange Geschichte des Klosters bis heute entdecken: Die Säulenbasilika ist im romanischen Stil gebaut, der Kreuzgang zeigt Gotik, die Marienkapelle ist spätgotisch und das verfallene Jagdschloss stammt aus Renaissance. Mehrere Nebengebäude dienen heute als Wohnhäuser, auch Teile der Stadtverwaltung haben in alten Klostermauern ihre Büros. Zudem lädt das nahegelegene Klostermuseum seit 1991 zum Entdecken der Geschichte ein. Seit 2008 findet im Kreuzgang der „Calwer Klostersommer in Hirsau“ statt.


Kloster Reichenbach

Heute nutzt die Evangelische Kirchengemeinde die ehemalige Klosterkirche. Frank Vincentz - Own CC BY-SA 3.0

Zur nächsten Station folgen wir den Spuren der Mönche zum Kloster Reichenbach, das auf eine Schenkung an das Kloster Hirsau zurückgeht. Im Frühjahr 1082 zogen Mönche und Laienbrüder von Hirsau ins Murgtal, um dort das erste Tochterkloster von Hirsau zu gründen. Drei Jahre später wurde die Klosterkirche geweiht, und bis ins 16 Jahrhundert entstanden weitere Gebäude, darunter ein Krankenhaus und eine Herberge.

Die Klosterkirche mit zwei Türmen wurde im romanischen Stil errichtet und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder renoviert. Die romanischen Säulen im Chorgang und das Taufsteinbecken tragen zum ursprünglichen Bild bei.

Wo der Schwarzwald seinem Namen alle Ehre macht

Mitten im Schwarzwald gelegen, waren Bäume und Holz ein wichtiger Bestandteil des Lebens in und um das Kloster, Wilhelm Hauff schrieb über Klosterreichenbach einst: „Hier standen die Bäume so dicht und so hoch, dass es am hellen Tag beinahe wie Nacht war und selbst die Vögel diese Tannennacht zu meiden schienen.“

1603 wurde das Kloster reformiert, während des 30-jährigen Kriegs wieder römisch-katholisch – aber 1649 mussten die Mönche Reichenbach wieder verlassen.

Die Geschichte des Klosters kann auch auf dem Baiersbronner Erlebnispfad auf einer Strecke von rund neun Kilometern erlebt werden. In der Klosterkirche feiert die evangelische Kirchengemeinde ihre Gottesdienste, für Besucher ist sie tagsüber geöffnet – auf Wunsch werden auch Führungen angeboten.


Kloster Alpirsbach

Das Kloster Alpirsbach ist noch nahezu vollständig erhalten - eine Besonderheit in Deutschland. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg / Achim Mende

Die letzte Station unserer Klostertour bildet das Benediktinerkloster Alpirsbach, im Kinzigtal rund 30 Kilometer südlich von Klosterreichenbach. Das Kloster wurde im 11. Jahrhundert in einer abgelegenen Lage errichtet und 1095 geweiht – ganz im Geiste der Hirsauer Reform. In Alpirsbach ist die gotisch und romanisch geprägte Anlage nach dem Schema der Hirsauer Reform noch weitestgehend erhalten: eine kleine Besonderheit in Deutschland.

1099 wurde die erste steinerne Klosterkirche geweiht, deren Torturm bis heute erhalten ist. Im 13. Jahrhundert kam die noch heute bestehende Klosterkirche aus rotem Sandstein hinzu. 1534 reformiert und aufgehoben, fiel das Kloster dann vorübergehend wieder zurück an die Benediktiner, wechselte aber wenige Jahre später wieder auf die protestantische Seite. Bis heute nutzen beide Konfessionen die Klosteranlagen: die evangelische Gemeinde feiert in der Klosterkirche Gottesdienste, ein Saal an der Südseite wird von der katholischen Gemeinde als Kapelle genutzt.

In die Vergangenheit eintauchen

In der Klausur, dem Lebens- und Arbeitsbereich der Mönche, sind viele Zeugnisse der Baugeschichte zu sehen: Immer wieder wurde erneuert oder renoviert. Der Turm der Klosterkirche zeugt von Veränderung, er vereint Baustile von der Romanik bis zur Frührenaissance. Im Klostermuseum kann man in die Vergangenheit eintauchen. So sind etwa Briefe, Zeichnungen und Kleidungsstücke von Klosterschülern zu sehen, die unter dem östlichen Kreuzgangflügel gefunden worden sind und vor allem aus dem 15. und 16. Jahrhundert datieren.  

Zwar leben auch in Alpirsbach heute keine Mönche mehr – doch die Klosteranlage wird noch regelmäßig genutzt. Sei es für Gottesdienste, für die Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte, die im spätgotischen Kreuzgang stattfinden, oder für Konzerte in der Klosterkirche. Auch abseits dieser Veranstaltungen können Sie das Kloster besichtigen. Auf eigene Faust die Anlage und das Museum zu erkunden ist ebenso möglich wie die Teilnahme an allgemeinen oder thematischen Führungen.

Alpirsbach liegt am Jakobsweg und am Schwarzwald-Querweg, viele Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete finden sich in der näheren Umgebung.


„Orte, die zum Glauben einladen“ - mehr über Klosterorte in Württemberg

In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg beschäftigt sich die Arbeitsgemeinschaft Klöster seit November 2012 mit den Klosterorten auf dem Gebiet der Landeskirche. Ausgangspunkt waren die Visitationen von Prälat Prof. Dr. Christian Rose (seit Juni 2021 im Ruhestand), bei denen er auf die ehemaligen Klöster in seiner Prälatur aufmerksam wurde.

Es folgten eine Einladung an die Gemeinden, ein gemeinsames Konzept, um die Klöster sichtbarer zu machen, und die Website www.klosterorte.de, sowie Flyer zu ausgewählten Klöstern, die vor Ort ausliegen oder unter www.klosterorte.de als PDF heruntergeladen werden können.

Auch zu dem Heft „Evangelische Klosterorte in Württemberg“, das in der Reihe „Spuren“ erschien, gab die Arbeitsgemeinschaft den Anstoß.

„Grundgedanke war, die Klosterorte in Württemberg als Stätten geistlichen Lebens neu ins Bewusstsein zu rücken“, erklärt Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. „Diese Orte sind nicht nur für den Tourismus interessant, sondern laden als Räume der Stille und der Nachdenklichkeit, als Orte des Gebets und des Gottesdienstes zum Glauben ein.“



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elk-wue.de

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