Der Pfarrer und Bienenzüchter Simeon Friedrich Wurster, wurde als achtes Kind und jüngster Sohn des Pfarrers Christoph Friedrich (1719 bis 1804) und seiner Gattin Maria Catharina geb. Rues (1716 bis 1797) geboren. Seine Eltern hatten 1744 in Tübingen geheiratet, lebten anfangs in Mühlen am Neckar, zogen 1749 nach Grüntal, wo Simeon Friedrich geboren wurde, und 1761 weiter nach Wittendorf . Dort war der Vater bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1799 als Pfarrer tätig.
Simeon Friedrich wurde am 19. Dezember 1756 in Grüntal im damaligen Oberamt Freudenstadt im Schwarzwald geboren. Da er aus einer Pfarrerdynastie stammte, war seine Laufbahn schon fast vorbestimmt. Er nahm sein Theologiestudium an der Universität Tübingen am 10. Dezember 1773 auf und beendete es mit Erlangung der Magisterwürde im Oktober 1777. Sein Vater traute ihn 1780 in Wittendorf mit Heinrike Catharine geb. Wagner (*1763), die ihm im Laufe ihrer Ehe sechzehn Kinder schenkte.
Ein griechisches Wörterbuch
Zunächst war er von 1780 bis 1786 als Präzeptor in Münsingen tätig. Während dieser Zeit stellte er für den Schulgebrauch einen griechischen Wortschatz der vier Evangelien zusammen. Diese wissenschaftliche Arbeit wurde 1784 unter dem Titel: Vocabularium graecum in IV Evangelistas in usum scholarum veröffentlicht. Anschließend bekleidete er acht Jahre lang eine Präzeptorenstelle in Heidenheim an der Brenz. Seine erste Pfarrstelle trat er 1794 in Zainingen (heute ein Ortsteil der Gemeinde Römerstein Kreis Reutlingen) an, um ab 1802 bis zu seinem Tod über zwanzig Jahre als Pfarrer in Gönningen auf der Schwäbischen Alb zu wirken.
Vom Bienenkorb zum hölzernen Kasten
Schon früh setzte er sich mit landwirtschaftlichen Problemen auseinander. Sein besonderes Augenmerk galt der Bienenzucht. In seinem 1785 in Tübingen veröffentlichten Werk: Anleitung zu einer nützlichen und dauerhaften Bienenzucht bot er eine Anleitung – weg vom traditionellen, aus Stroh geflochtenen Bienenkorb hin zu einem hölzernen Bienenkasten, in den Waben eingehängt werden konnten. Umfassend beschreibt er Bienenstand, Bienenkönigin, Drohnen und im Schlusskapitel Honig- und Wachsernte. Der Band ist illustriert mit Abbildungen der von ihm entwickelten hölzernen Stöcke und Methoden der Honiggewinnung. Das Werk erfuhr schon wenige Jahre später eine überarbeitete Neuauflage. Wurster erwarb sich namhafte Verdienste zur Hebung der Landwirtschaft besonders in Württemberg, erlangte jedoch auch überregionale Bedeutung, so dass er 1802 zum Ehrenmitglied der Sächsischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft zu Leipzig ernannt wurde. In Württemberg zählte er nach den Napoleonischen Kriegen zu den Gründungsmitgliedern des „Landwirtschaftlichen Vereins“.
Seiner Zeit um ein halbes Jahrhundert voraus"
In seiner Gönninger Zeit veröffentlichte er sein letztes Werk: Von der Weisellosigkeit und die Rauber der Bienen. Im Familienregister Gönningen findet sich ein Nachtrag, der seine Bedeutung für die Bienenzucht würdigt: “Er war auf diesem Gebiet seiner Zeit um ein halbes Jahrhundert voraus.“
Simeon Friedrich Wurster starb laut Totenregister am 9. Mai 1823 nach „2jähriger schmerzvoller Unterleibskrankheit“ in Gönningen. Seine Ehefrau wird dort als Witwe genannt. Ihr Sterbedatum ließ sich nicht ermitteln. Vermutlich verbrachte sie ihren Lebensabend bei einem ihrer Kinder.
Verbindung ins Heilige Land
Durch einen seiner Großneffen, Jakob Immanuel Wurster (1832-1874), fanden Wursters Erkenntnisse zur „moderne Bienenzucht“ Einzug ins Heilige Land. Der Großneffe war 1872 dorthin ausgewandert und betätigte sich als Weinbauer und Bienenzüchter. So wurden später in den württembergischen Landwirtschaftlichen Kolonien Haifa, Sarona und Wilhelma nach den beschriebenen Methoden Bienen gezüchtet und das Land konnte mit Recht den Titel tragen: Das Land in dem Milch und Honig fließt…
Dr. Jakob Eisler