In seiner Weihnachtsbotschaft erinnert der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl daran, dass Jesus, Gottes Sohn, nicht in einem Palast, einer Metropole, einem Machtzentrum zur Welt gekommen sei, sondern in Bethlehem, einem „Ort, der weit draußen liegt. Ein Ort, der nichts gilt. Heil ist hier nichts.“ Das Licht Gottes scheine „in eine Welt, die uns gerade in diesen Wochen dunkel und finster vorkommt. Unsere Sorgen legen sich wie Schatten auf diese Erde.“ Die Hoffnung von Weihnachten aber sage: „Die Dunkelheit, die Du jetzt erlebst, hat nur das vorletzte Wort. Es gibt noch eine andere Wirklichkeit. Und sie scheint hell. Gott kommt genau hier zur Welt. Das verändert alles.“
Beispielhaft macht Gohl in seiner Weihnachtsbotschaft auf das Leben von Strafgefangenen aufmerksam. Auch für sie sei Weihnachten eine ganz besondere Zeit, gerade der Heiligabend: „An Feiertagen, ohne die Alltagsroutine, hat man noch mehr Zeit zum Nachdenken und Erinnern. Da kommen dann auch schwere Gedanken.“ Landesbischof Gohl feiert den Gottesdienst an Heiligabend mit den Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Heilbronn.
Durch Gitterstäbe scheint das Licht
Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu. Geboren wurde er in einem Stall in Bethlehem. Mit seiner Geburt scheint das Licht Gottes in eine Welt, die uns gerade in diesen Wochen dunkel und finster vorkommt. Unsere Sorgen legen sich wie Schatten auf diese Erde. Die Weihnachtsgeschichte mit den Hirten, dem Engel, Ochs und Esel, Maria und Josef erzählt von der Menschwerdung Gottes in dieser Welt. Das Kind in der Krippe steht dabei im Zentrum.
Aber wenn Gott zur Welt kommt, sucht er sich keine prunkvollen Paläste. Gott kommt in einem schäbigen Stall in Bethlehem zur Welt. Wer also in den Metropolen und Machtzentren nach dem Kind in der Krippe sucht, der wird es nicht finden. Der Stall von Bethlehem ist anders. Es ist ein Ort, der weit draußen liegt. Ein Ort, der nichts gilt. Heil ist hier nichts. Und gerade hier kommt Gott zur Welt.
Mir macht das Mut, Gott heute gerade dort zu suchen, wo die Welt nicht heil ist. Z.B. in einer Haftanstalt. Es ist ein Ort, in dem deine Freiheit extrem eingeschränkt ist. Wo dir auffällt, was dir alles fehlt. Da kommen Erinnerungen hoch. Überhaupt die Sehnsucht nach einer heilen Welt. Und deshalb ist es ein ganz besonderer Tag, gerade Heiligabend. Auch für die Gefangenen. An Feiertagen, ohne die Alltagsroutine, hat man noch mehr Zeit zum Nachdenken und Erinnern. Da kommen dann auch schwere Gedanken.
Das Weihnachtsevangelium bei Johannes macht die Hoffnung stark: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“.
Die Lebenssituation der Gefangenen ist dunkel – auch wenn sie meist selbstverschuldet ist. Man ist ja nicht ohne Grund im Gefängnis. Die Hoffnung von Weihnachten sagt: Die Dunkelheit, die du jetzt erlebst, hat nur das vorletzte Wort. Es gibt noch eine andere Wirklichkeit. Und sie scheint hell.
Gott kommt genau hier zur Welt. Das verändert alles.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl
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