Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl feiert an Heiligabend einen ökumenischen Gottesdienst mit Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Hier finden Sie ein Video über einen vorbereitenden Besuch des Landesbischofs in der JVA sowie den Text seiner Heiligabendpredigt.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl feiert an Heiligabend 2023 einen ökumenischen Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt in Heilbronn und hält dort auch die Predigt. „Mir ist wichtig, dass an Heiligabend deutlich wird, dass Gott auf unsere Erde kommt, so wie es ist: Mit dem Licht und mit den Schattenseiten. Bethlehem steht dafür, dass es eben kein Palast ist, sondern wirklich ein Stall, weil es keinen anderen Ort gab. Da geschieht Weihnachten. Deshalb war mir immer wichtig, Orte zu suchen, wo die Welt nicht ganz so heil ist“, so Landesbischof Gohl bei einem Besuch der Chorprobe in der JVA Heilbronn im Vorfeld von Heiligabend.
Gerade Heiligabend sei für die Gefangenen eine Zeit, in der auch schwere Gedanken kämen. Landesbischof Gohl sei in dieser Situation das Wort im Weihnachtsevangelium bei Johannes eingefallen, wo es heißt: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“. Trotz der schwierigen Situation der Gefangenen, die durchaus selbst verschuldet sei, werde erfahrbar, dass diese Dunkelheit, die die Gefangenen erlebten, nicht das letzte Wort habe: „Es gibt eine andere Wahrheit“, sagt Landesbischof Gohl.
In seiner Predigt widmet sich Gohl vor Allem der Rolle der Hirten, die zur Zeit Jesu am Rand der Gesellschaft lebten: „Die Hirten galten als raue Gesellen. Der Normalbürger mied sie.“ Und trotzdem hätten die Hirten eine zentrale Aufgabe: „Ohne sie würden wir heute nicht Weihnachten feiern. In der Weihnachtsgeschichte sind die Hirten die einzigen Menschen, die sprechen. Und das ist entscheidend. Denn sie sind es, die diese gute Nachricht weitererzählen. Sie übernehmen die Aufgabe der himmlischen Boten.“ Und weiter sagt Gohl: „Erstaunlich, dass der Engel an Heiligabend zu den Hirten spricht und nicht zuerst zu Maria und Joseph. In diesem Stall unter diesen armen Umständen spricht nichts dafür, dass Maria eben den Heiland geboren hat. Auch sie hätten die Engelsbotschaft gut brauchen können. Doch die Engel gehen zu den Hirten.“
Gohl betont in seiner Predigt, Grund der Weihnachtsfreude sei nicht der Zustand der Welt, sondern, dass Gott Mensch werde – „eine Wahrheit, die quer zu unseren Erfahrungen“ stehe: „Wir reden uns die Welt nicht schön. Wir feiern Weihnachten, dass wir in dieser Welt standhalten. Gott ist in diese Welt gekommen, damit alles, was uns in Angst und Schrecken versetzt, was uns lähmt oder wütend macht, dass all‘ dies nicht das letzte Wort behält. Das letzte Wort hat Gottes Liebe. Sie verändert unser Leben – nicht nur für heute Nacht, sondern für immer und ewig.“
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