Auf der Tagesordnung standen unter anderem ein Bericht zur Milieustudie Baden und Württemberg, der 1. Nachtragshaushalt 2015 sowie das Themenfeld "Landschaften statt Inseln". Dabei beschäftigten sich die Synodale mit den Konsequenzen aus der Statistik 2013 für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Landeskirche.
Zu Beginn der Tagung trafen sich die Synodalen zu einem gemeinsamen Gottesdienst. Die Predigt hat der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack gehalten.
Heute steht ein besonderes Jubiläum an: Landesbischof July ist seit zehn Jahren Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Synodalpräsidentin Inge Schneider ließ die vergangenen Jahre in Kürze Revue passieren und dankte ihm für sein Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Die Württembergische Landeskirche sei etwas Besonderes und Wunderbares, wurde bei einer Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland einmal gesagt, so July. Es sei schön, Christ zu sein und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, aber man sollte nie vergessen: "Wir sind nicht die, die die Kirche tragen, sondern Jesus Christus."
Dr. Carola Hoffmann-Richter brachte den Antrag 4/15 zu Top 2 ein. Dieser fordert die Landeskirche auf, einerseits Ihre Position zur Nutzung der Atomkraft zu klären, eine Stellungnahme zu erarbeiten sowie den Stand der bei Energieeinsparungen und der Nutzung von erneuerbaren Energie in der Landeskirche darzustellen sowie Maßnahmen zu ihrer Umsetzung anzuregen. Zur Begründung wird auf den „Aufruf zum Handeln“ Bezug genommen, der im Rahmen der Internationalen Konferenz zur Katastrophe in Ost-Japan vom März 2014 in Sendai formuliert wurde und hier zu finden ist.
Vor fast genau vier Jahren kam es im japanischen Fukushima zu einer Dreifach-Katastrophe. Ein Erdbeben vor der Küste Japans löste damals eine Tsunamiwelle aus, die wiederum unter anderem ein Atomkraftwerk nahe der Stadt Fukushima traf. Die Evangelische Landeskirche Württemberg richtete nur wenige Tage danach einen Hilfsfond mit einer Million Euro ein. Außerdem sendete die Landeskirche Pfarrerin Sabine Kugler nach Japan um die Gemeinden vor Ort zu Unterstützen. Mit dem Geld konnten Projekte der japanischen Kirchen finanziell unter die Arme gegriffen werden. Im letzten Jahr wurde nun das letzte Geld aus dem Hilfsfonds zweckgebunden beschlossen. Die Mittel der Landeskirche werden über die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) an Partner in Japan weitergeleitet. Um die Hilfen sinnvoll und Nachhaltig einzusetzen, wurden die Gelder gezielt in verschiedenen Abschnitten beschlossen und ausgegeben. Ein eigens dafür eingerichteter Arbeitskreis in der EMS hat über die Anträge aus Japan beraten.
So wurden beispielsweise 110.000 Euro für Seelsorge in Notunterkünften und Neubaugebieten zur Verfügung gestellt. Des Weiteren beteiligt sich die Landeskirche mit 15.000 € an der Finanzierung einer internationalen Konferenz zur Nuklearenergie. Diese Konferenz soll 2016 in Japan stattfinden und sich mit dem Thema „Gegen den Glauben sicherer Nuklearenergie“ auseinandersetzen. Auch direkt im Krisengebiet Fukushima konnte ein Indoor-Spielplatz für Kinder, die aufgrund der erhöhten Radioaktivität nur sehr selten draußen spielen können, mit 20.000€ gefördert werden. Und auch die Folgen und Spätfolgen der nuklearen Katastrophe waren im Blick der Hilfsgelder. So wurden Schulen mit Geigerzählern ausgestattet oder Schilddrüsenkrebs-Vorsorgeuntersuchungen finanziert werden.
Trotz aller Hilfen treiben die Menschen in der Krisenregion noch immer große Sorgen und Ängste um. Frau Kato vom YWCA, dem Christlichen Verein junger Frauen, berichtete der Landessynode direkt vom „Second House Projekt“. Der YWCA bietet Familien mit Kindern die Möglichkeit eine Zeit lang der ständigen radioaktiven Bedrohung zu entkommen. Frau Kato dankte für die Unterstützung der Landeskirche und sagte, dass die Unterstützung als Zeichen von Solidarität und Anteilnahme aufgenommen wurde.
Die Mitglieder der evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden gehören zu mehr als 70 Prozent den traditionell oder bürgerlich orientierten Milieus der Ober- und Mittelschicht an. Dort sind sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch überdurchschnittlich repräsentiert.
In den postmodern-experimentell orientierten oder prekären Milieus sind die beiden Landeskirchen dagegen deutlich unterrepräsentiert. Dies ist eines der Ergebnisse der Sinus-Milieustudie "Evangelisch in Baden und Württemberg“, die von beiden Landeskirchen in Auftrag gegeben worden war. Professor Heinzpeter Hempelmann hat die Studie im Auftrag der württembergischen Landeskirche als wissenschaftlicher Mitarbeiter begleitet und die wichtigsten Ergebnisse vor der Synode vorgestellt, bevor die Studie im Juli vollständig veröffentlicht wird.
In allen drei Oberschicht-Milieus entspreche der Anteil der Evangelischen dem Bevölkerungsdurchnitt, die Landeskirche sei hier „also gar nicht so schlecht aufgestellt“, sagte Hempelmann. Deutlichen Nachholbedarf sah er dagegen in den postmodern-experimentell orientierten Milieus der Unter- und Mittelschicht, also in „Bereichen, in denen heute gesellschaftlich die Musik spielt.“ Dass dem so genannten prekären Milieu zwar acht Prozent der Gesamtbevölkerung, aber nur ein Prozent der Evangelischen angehören, sei einer „ganz besonderen Reflexion wert“, so Hempelmann: „Die Kirche der Armen – fast ohne Arme?“
In einer Typisierung zeige sich, dass ziemlich genau die Hälfte der Kirchenmitglieder sich einem von fünf Typen zuweisen lasse, die grundsätzlich eine positive Beziehung zu Glaube, Gemeinde, Gott oder Religion haben, führte Hempelmann weiter aus. Die andere Hälfte verteile sich auf drei Typen, die Glaube, Gemeinde und Kirche kritisch gegenüber stünden. Hempelmann nannte es alarmierend, dass rund ein Fünftel der Kirchenmitglieder keine substanziellen Gründe dafür angeben könnten, warum sie noch in der Kirche sind.
Fehlende inhaltliche Passung, mangelnde Relevanz oder „enttäuschte Liebe“ seien die drei Hauptgründe für eine Distanz von Mitgliedern zu ihrer Kirche, erklärte Hempelmann. Den solchermaßen Betroffenen müsse man ganz unterschiedlich begegnen, doch liefere die Sinus-Studie dafür „phantastisches Material“.
Zwar hätten 39 Prozent der Befragten „am Sonntagvormittag Besseres zu tun als in den Gottesdienst zu gehen“, doch hätten 44 Prozent erklärt, regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen. Hempelmann sah hier eine besondere Bedeutung von Gottesdiensten zu Kasualien und zu kirchlichen Hochfesten.
Drei Viertel der Kirchenmitglieder wollen der Studie zufolge „nie“ und weitere 16 Prozent „wahrscheinlich nicht“ aus ihrer Kirche austreten. Nur zwei Prozent seien dagegen zum Austritt entschlossen. „Das sind Werte, die noch nicht einmal von der katholischen Kirche erreicht wurden“, freute sich Hempelmann.
Oberkirchenrat Ulrich Heckel hatte zuvor begründet, warum die württembergische Landeskirche zusammen mit der badischen diese EKD-weit bislang einzigartige Studie in Auftrag gegeben hat: Die Lebensweltdiskussionen innerhalb der Landeskirche seien ein Grund dafür ebenso wie die Fragen, wie man mit neuen Formen kirchlichen Lebens umgehen solle, wie man auf religiöse Veränderungen innerhalb der Gesellschaft reagieren solle und wie man Zugang zu bestimmten Milieus gewinnen könne. Heckel kündigte die Veröffentlichung der Studienergebnisse in einem über 300-seitigen Handbuch an, das in einem externen Verlag erscheinen solle.
Franziska Stocker-Schwarz beantragte als Vorsitzende des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit, die Studienergebnisse „in geeigneter Form als Bericht der Synode sowie den weiteren Personen und Institutionen, die sich mit Lebensweltbezügen, Milieufragen, Kirchenmitgliedschaftsstudien befassen, bereitzustellen.“
Es sei „der schönste aller Synodal-Ausschüsse“, man lerne interessante Projekte kennen, entdecke den Reichtum an Ideen und Innovationen in der Kirche und könne noch Geld verteilen. Das sagte der Vorsitzende des Verteilausschusses für den Fonds „Einladung zu Kirche und Glaube - Innovationsfonds“, Hans Veit. Allerdings müsse man am Bekanntheitsgrad dieses Fonds noch arbeiten. Denn er sei bisher vor allem den Bezirksjugendwerken, freien Werken und Einrichtungen bekannt, weniger den Gemeinden.
Gefördert würden Initiativen von Kirchengemeinden, -bezirken und Werken, die die Themen „Was wir glauben“ oder „Evangelisch aus gutem Grund“ aufnehmen und auf neue, ungewohnte Weise vom Glauben reden. Die Projekte „Neu anfangen“ und bezirksweite Angebote „Kurse zum Glauben“ würden grundsätzlich genehmigt und erhielten einen festgesetzten Zuschuss.
Dem Fonds seien in den vergangenen beiden Jahren jeweils 37.000 Euro zugeführt worden. Der Fondsbestand liege bei 210.000 Euro. Pro Projekt könnten bis zu einem Drittel der förderungsfähigen Mittel genehmigt werden, maximal 10.000 Euro.
Nach den Worten Veits variiert die Anzahl der Anträge. Im Jahr 2013 hätten 18 Antragsteller einen Zuschuss erhalten, 2014 seien es acht gewesen. Die einzelnen Projekte hätten zwischen 500 und 10.000 Euro bekommen. 2013 seien so insgesamt 52.560 Euro ausgegeben worden, 23.400 Euro im Jahr 2014. Der Ausschuss habe Kunstobjekte, musikalische und diakonische Projekte gefördert, erklärte Hans Veit. Um deren Vielfalt zu verdeutlichen, nannte er unter anderem den Sinnenpark „Menschen begegnen Jesus“, das Projekt QR-Codes und „Mobile Landingpages“ einer Kirchengemeinde, ein Theaterstück zur Reformation und das Projekt „Dorfmusical“.
Der Protestantismus solle ein gemeinsames, europäisches Denken entwickeln, um seine Anliegen besser vertreten zu können. Das war das Ziel der zweiten Begegnungstagung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) für evangelische Synodale, die Anfang des Jahres in Budapest stattfand. „Höchste Zeit, dass dieser Prozess beschleunigt wird“, forderte der stellvertretende Synodalpräsident Werner Stepanek, der dort zusammen mit Beate Keller (Süßen) die Landessynode vertrat.
„Die Landeskirche kann eine starke Stimme in den Reihen der GEKE-Kirchen sein“, betonte er. Dies sei als Überzeugung und Bitte mehrfach vorgetragen worden. Stepanek wies darauf hin, dass evangelische Christen in Europa meist in der Diaspora lebten. Kirchen, die im eigenen Land kaum Gehör fänden, bräuchten Partner, mit denen sie sich austauschen könnten. Immer wichtiger werde auch ein gemeinsames Auftreten gegenüber den politischen Institutionen.
Stepanek und Keller betonten, dass die Landeskirche mit der ersten Tagung europäischer Synodaler vor drei Jahren in Bad Boll den Impuls dafür gegeben habe, Laien stärker für das Anliegen einer europäischen evangelischen Kirchengemeinschaft zu interessieren. Nächste Ziele seien eine Folgetagung in der Schweiz und ein internationaler evangelischer Kirchentag.
Vom 6. bis 7. Februar fand die Klausurtagung des Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung im Ökumenischen Institut in Straßburg statt. Dieses Institut entstand 1965 und entwickelte für die Ökumene Zugänge wie die „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“.
Das Institut sei ein Ort der Kommunikation, an dem sich Menschen verschiedener Konfessionen treffen und austauschen können, so Dr. Viola Schrenk in ihrem Bericht vor der Synode. In der Vergangenheit sei dies zum Beispiel auch bei der Annäherung an die Mennoniten geschehen. Derzeit werde der Dialog mit den Pfingstkirchen vorbereitet, bei denen die Herausforderung erstmal darin besteht zu klären, was die „Pfingstbewegung“ überhaupt ausmacht.
„Der wichtigste Dialog und größte Arbeitsbereich war und blieb über die Jahrzehnte der Dialog mit der Katholischen Kirche, aber auch der Dialog mit den Orthodoxen Kirchen“, so Schrenk weiter. Von evangelischer Seite sei oftmals nicht im Blick, dass der von den Protestanten überaus positiv belegte Begriff der Reformation von katholischer Seite negativ konnotiert und abgewehrt wird.
Der Besuch endete im Europaparlament. Dort ergab sich für die Besuchenden eine interessante Beobachtung aus der Betrachtung der Europaflagge mit unmittelbarem Bezug zum biblischen Buch der Offenbarung 12,1: "Eine Frau erscheint am Himmel mit einer Krone von zwölf Sternen auf dem Kopf."
Mit diesem Bezug ist einst die Einheit der EU im christlichen Kontext ausgedrückt worden. Zunehmend gäbe es aber Überlegungen, sagte Dr. Schrenk, die Fahne zu ändern, da die Symbolik in der heutigen Zeit zu ausschließlich christlich scheine.
TOP 8 - Die Selbstständigen Anträge wurden in die zuständigen Ausschüsse verwiesen. Interessieren Sie sich für einen Antrag? In unserem Downloadbereich werden Sie fündig.
Auf die Förmliche Anfrage 04/15, mit welchen Zielen und für welche Verwendung die in den Pfarrämtern erhobenen, zeitaufwändigen statistischen Daten genutzt werden - und ob der Aufwand durch den Ertrag gerechtfertigt sei - antwortete Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup, dass es dafür zum einen eine gesetzliche Verpflichtung der Landeskirche und der EKD gebe. Es sei notwendig, in Zeiten von Intransparenzvorwürfen die gesellschaftliche Relevanz von Kirche durch solides Zahlenmaterial nach EKD-einheitlichen Standards dokumentieren zu können, außerdem dienten diese Kennzahlen zur internen Steuerung, indem kirchliche Zusammenhänge und Entwicklungen sichtbar gemacht werden.
Veröffentlicht würden diese Zahlen dieser EKD-Statistik „Äußerungen kirchlichen Lebens“ u. a. in der EKD-Broschüre „gezählt – Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“ mit einer Auflage von ca. 35.000 Exemplaren sowie im Internet. Das amtliche Ergebnis derselben EKD-Statistik für Württemberg wird im Dienstleistungsportal des Oberkirchenrats veröffentlicht. Zudem gibt der Oberkirchenrat einmal jährlich die wichtigsten Informationen über unsere Landeskirche kommentiert und aufbereitet in einem Rundschreiben an die Kirchenbezirke und Kirchengemeinden heraus. Ebenso werden die wichtigsten Informationen im Jahresbericht der Landeskirche veröffentlicht.
Auch Kirchengemeinden nutzen die Zusammenstellung ihrer eigenen Daten, um die Inhaltliche Planung zu unterstützen. Schließlich gibt es zu besonderen Themen umfassendere Aufarbeitungen in einzelnen Dienstbereichen oder zu wissenschaftlichen Zwecken. Die aus der statistischen Erhebung gezogenen Rückschlüsse fließen in den unterschiedlichsten Veröffentlichungen und Aktivitäten auf allen kirchlichen Ebenen ein. Landeskirchliche Beispiele sind: Das Nachhaltigkeitsniveau, die Gemeindegliedervorausberechnung für die Personalstrukturplanung, die Taufagende, die Förderung des Ehrenamtes oder die Stärkung der kirchenmusikalischen Arbeit. Außerdem greifen Dezernate oder andere Interessierte innerhalb der Landeskirche gerne auf bereitgestellte Informationen zu und ziehen ihre eigenen Rückschlüsse.
Eine zentrale weitere Aufarbeitung der erhobenen statistischen Informationen kann aus personellen Gründen nicht geleistet werden.
„Reichtum braucht ein Maß, Armut eine Grenze“ - mit diesem Schwerpunktthema beschäftigte sich die Synode bei ihrer Sommertagung im Jahr 2010. Der Oberkirchenrat wurde in der Förmlichen Anfrage 03/15 gebeten über den Stand der Dinge zu berichten.
„Armut und Reichtum war und ist und wird es auch zukünftig sein müssen, ein zentrales Thema in der Diakonie unserer Landeskirche“, sagte Geschäftsführer des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann vor der Landessynode. Die Projektstelle „Armut und Teilhabe“ habe zusammen mit anderen Fachreferentinnen und -referenten im Diakonischen Werk verschiedene Maßnahmen initiiert und koordiniert. Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg und der Landesverband Tageseinrichtungen für Kinder habe das Thema Kinderarmut in Veröffentlichungen und Schulungen aufgegriffen. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Seniorinnen und Senioren habe sich mit Altersarmut beschäftigt und dieses Thema in alle Kirchengemeinden und in ihre Netzwerke kommuniziert. Die Evangelischen Frauen in Württemberg und die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen haben Armut im Blick auf Familien und Alleinerziehende aufgegriffen. Auch der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt beschäftigte sich mit der Thematik: „Arm trotz Arbeit“. Auf diese Weise konnten Multiplikatoren in der Landeskirche für diese Thematik sensibilisiert und profund informiert werden, so Kaufmann.
Auch die Kirchengemeinden haben die Impulse vielfältig aufgegriffen. So sei beispielsweise die Preisgestaltung bei Angeboten, Gemeindefesten und Veranstaltungen häufig reflektiert worden. Zudem gebe es zahlreiche Orte der Begegnung wie Mittagstische, Vesperkirchen sowie Diakonie- und Tafelläden. Hier biete das Diakonische Werk regelmäßig Fortbildungen für haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende an. Fortbildungen für Behördenbegleiter und Sozialführerscheine werden von Diakonischen Bezirksstellen angeboten.
Wie diese Arbeit in den Kirchengemeinden aufgenommen wurde, sei schwer zu beantworten, erklärte Kaufmann, da dies nicht an Zahlen festgemacht werden könne. Es sei ein Ziel, keine stigmatisierenden Angebote für alle zu entwickeln und auch keine gesonderten Angebote für arme Menschen. Armut habe neben der materiellen auch soziale und psychische Auswirkungen. In vielen Kirchengemeinden und Kirchenbezirken könne eine Sensibilisierung für arme und ausgegrenzte Menschen beobachtet werden. Dies sei allerdings von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Kirchengemeinden seien in gewisser Weise mittelschichtsorientiert. Es brauche daher einen anhaltenden Prozess der Bewusstseinsbildung, zu dem alle Gemeindeglieder beitragen können.
Im Rahmen des Projekts Beschäftigungsgutscheine und der Kampagne „Pro Arbeit/öffentlich geförderte Beschäftigung“ seien derzeit gerade Langzeitarbeitslose Menschen besonders im Blick. Dass die Landeskirche sich für Langzeitarbeitslose Menschen einsetzt, sei in Politik und Gesellschaft deutlich wahrgenommen worden. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried und der Landessynode sei es wichtig Inklusion in einem weiten Sinn zu verstehen und neben Menschen mit Behinderung auch arme, alte, arbeitslose, psychisch kranke und sonst von Ausgrenzung betroffene Menschen in den Blick zu nehmen. Im Projekt „Teilhabeorientierte Gemeindearbeit“ im Rahmen des Reformationsjubiläums gehe es um Zugänge für arme und benachteiligte Menschen zu Angeboten der Gemeinden. Hier werde die Projektstelle im Diakonischen Werk auf die Diakoniebeauftragten in den Gemeinden zugehen und mit ihnen zusammen Konzepte entwickeln.
„In den vergangenen Jahren wurden vielfältig Impulse gesetzt und Angebote entwickelt, damit Kirchengemeinden arme Menschen wahrnehmen und diese ‚ihren selbstverständlichen Platz‘ im Leben der Gemeinde finden“, so Kaufmann.
TOP 9 - Die Förmlichen Anfragen und deren Beantwortung stehen in unserem Downloadbereich zum Ansehen und Herunterladen bereit.
Welche Konsequenzen lassen sich aus der Statistik 2013 für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ziehen? Dieses Thema beleuchten Oberkirchenrat Werner Bauer, Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Lehrstuhlinhaber Praktische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik an der Universität Tübingen sowie Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen. Grundlage dieser Auseinandersetzung ist die im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie „Jugend zählt“. In der Studie wurden vier Felder der kirchlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen untersucht: die Kinder- und Jugendarbeit, die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Kindergottesdienst und die Konfirmandenarbeit. Die Grenzen zwischen diesen Arbeitsbereichen verschwimmen zunehmend, es kommt zu immer mehr Überschneidungen. Schweitzer regt deshalb eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Handlungsfeldern an. „Bei Kinder- und Jugendarbeit geht es immer auch um das Selbstverständnis der Kirche. Für wen ist die Kirche da? Wie stark dreht sich die Kirche um sich selbst, inwiefern ist sie ‚Kirche für andere‘?“, betont Schweitzer.
Die Entwicklung der Ganztagsschule und die damit verbundene zeitliche Gebundenheit der Kinder stellt eine große Herausforderung für die Kinder- und Jugendarbeit dar, erläuterte Schweitzer in seinem Vortrag weiter. Die schulbezogene Kinder- und Jugendsozialarbeit gewinnt deutlich an Bedeutung und sollte als ein eigenes Handlungsfeld weiterentwickelt werden. Schweitzer sieht die Entwicklung kritisch, außerschulische Angebote für Kinder und Jugendliche zunehmend nach ihrem „Nutzwert“ zu bewerten. „Wir brauchen klarerer Antworten auf die Frage, wozu evangelische Jugendarbeit gut ist und warum gerade ‚unverzweckte‘ Lebensräume für junge Menschen wichtig sind“, so Schweitzer. Es gelte nicht vom Angebot, sondern von den jungen Menschen her zu denken. Weitere Herausforderungen für die Kinder- und Jugendarbeit sieht Schweitzer in der nachhaltigen Bindung von älteren Jugendlichen, die nach der Konfirmation vielfach wegbleiben, im demographischen Wandel, im Umgang mit der zunehmenden gesellschaftlichen und religiösen Vielfalt.
Auf die Bedeutung der schulbezogenen Jugendarbeit wies auch der Leiter des Evangelischen Jugendwerks, Pfarrer Gottfried Heizmann, hin. „Wenn wir wollen, dass Kinder und Jugendliche die beste Nachricht der Welt hören, müssen wir dorthin, wo sie sich aufhalten.“ Die Arbeit an Schulen stelle die Jugendarbeit vor besondere Herausforderungen. Zum einen verkünden die Mitarbeiter das Evangelium nicht im geschützten Raum eines Gemeindehauses, sondern im quasi öffentlichen Raum einer Schule. Hier sei Respekt und Wertschätzung auch für Kinder und Jugendliche anderer Religionszugehörigkeit gefragt. Zum anderen müsse man sich in neue Strukturen einfinden, mit der Schulleitung kooperieren, sich ggf. um Drittmittel-Finanzierungen für Hauptamtliche bemühen. Auf Ebene der Gemeinden und Bezirke regte Heizmann Kooperation und Wertschätzung zwischen den verschiedenen Trägern der Jugendarbeit an. Nur so könne eine Gesamtperspektive auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gelingen.
„Musikarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist eine Form der Jugendarbeit“, betonte Landeskirchenmusikdirektor Bernhard Reich. „Sie wirkt sich stark auf den Gemeindeaufbau aus.“ Er wies auf die verstärkte Zusammenarbeit von Kirchenmusikern mit den evangelischen Kindertagesstätten hin, um das Singen im Kindergarten zu fördern. Ein verstärkter Ausbau der pädagogischen und didaktischen Kompetenz – wie sie mittlerweile auch an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen gelehrt werde – sei hier erforderlich. Generell sei auffallend, dass der Anteil der Kinder unter 6 Jahren in den Chören steigt, während die Zahl der 13- bis 16-Jährigen leicht zurückgeht. In diesem Zusammenhang wies Reich auf die Überlegungen hin, sich auch mit der Kirchenmusik als Kooperationspartner für Ganztagsschulen anzubieten.
In 90 Prozent aller württembergischen Kirchengemeinden gibt es Kindergottesdienste. Allerdings nimmt die Zahl der gefeierten Gottesdienste und der teilnehmenden Kinder ab. Laut Frank Widmann, Landespfarrer für Kindergottesdienst, reagierten die Gemeinden mit neuen Kindergottesdienst-Modellen, die stark mit spielerischen und erlebnishaften Elementen arbeiten. „Es gibt viele Mischformen“, erklärt Wiedmann, etwa Kinderkirche am Freitagnachmittag oder Projekttage, Kirchenübernachtungen für Kinder usw. Die Zahl der Mitarbeitenden im Kindergottesdienst sei allerdings seit Jahren stabil und ermögliche es, intensive Beziehungen zu den Kindern aufzubauen.
Laut Dr. Thomas Ebinger, Dozent für Konfirmandenarbeit am Pädagogisch-Theologischen Zentrum in Stuttgart, steht die Konfirmandenarbeit in Zukunft vor großen Herausforderungen. Sie müsse sich immer stärker um eine „Alphabetisierung in Glaubensfragen“ kümmern, da Grundformen christlichen Lebens bei Jugendlichen nicht mehr vorausgesetzt werden können. Viele Jugendliche bewegen sich in gemischtreligiösen Gruppen, sie erleben Gemeinschaft in sozialen Netzwerken. Darauf müsse Konfirmandenarbeit eingehen. Ebinger plädierte zudem dafür, angesichts kleiner werdender Gruppen für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden, aber auch im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit.
Unter der Überschrift „Landschaften statt Inseln“ diskutierte die Frühjahrssynode in insgesamt neun Arbeitsgruppen darüber, wie sich die verschiedenen Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit in der Landeskirche besser miteinander verknüpfen lassen. „Wir brauchen nicht weniger als einen Mentalitätswechsel“, erklärte Tabea Dölker (Holzgerlingen), weg von den einzelnen Säulen der Kinder- und Jugendarbeit hin zu den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Wichtig sei, nicht zu vereinheitlichen, sondern sich inhaltlich miteinander auseinanderzusetzen und gemeinsame Ziele zu entwickeln. Kurt Schatz (Schwäbisch Hall) rief die Kirche auf, sich in der Jugendarbeit an den Schulen zu engagieren. Dr. Karl Hardecker (Stuttgart) wies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Jugendarbeit für die Persönlichkeitsbildung. „Schule darf nicht alles sein. Wir müssen in der Öffentlichkeit vermitteln, dass kirchliche Jugendarbeit auch Bildung ist und einen Eigenwert hat.“ Die Anregungen aus den Arbeitsgruppen sollen nun in die Arbeit des Ausschusses Bildung und Jugend einfließen. In der Sommersynode sollen über weitere Schritte berichtet werden.
Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel stellte dar, dass die bundesweite Kampagne ERWACHSEN GLAUBEN, die 2008 startete, auch in der württembergischen Landeskirche eine willkommene Chance war, die Gestaltung von Glaubenskursen mit neuen Impulsen zu versehen. „Zu diesem Zweck wurde eine Lenkungsgruppe eingesetzt, die die Durchführung einschlägiger Kursprojekte in Württemberg anregen, unterstützen, koordinieren und begleiten sollte. Mit der Leitung wurden das Amt für Missionarische Dienste und die Evangelische Erwachsenenbildung beauftragt, so Heckel.
Prof. Dr. Friedrich Schweizer, von der Universität Tübingen führte an seinem Institut eine Studie zur Erhebung von Glaubenskurse durch. Die Erfahrungen mit den Kursen werden insgesamt positiv und als Bereicherung wahrgenommen, so Schweitzer. Viele Anbietende zeigten sich motiviert auch in Zukunft Kurse durchzuführen. Kurse zum Glauben und zur religiösen und theologischen Erwachsenenbildung werden in ca. 10 Prozent der Gemeinden der Landeskirche angeboten. Dabei falle auf, dass trotz des breiten Angebots an Kursen, die etwa in der Arbeitshilfe der Landeskirche oder im Handbuch der EKD dargestellt werden, am Ende nur sehr wenige Kurse bekannt sind und tatsächlich durchgeführt werden. Nach Auskunft der Anbietenden richteten sich die Kurse vor allem an vier Zielgruppen: Ehrenamtliche und regelmäßige Gottesdienstbesucher einerseits und Kirchendistanzierte sowie Konfessionslose andererseits. Erreicht werden aber vor allem Ehrenamtliche und regelmäßige Gottesdienstbesucher, nicht hingegen Kirchendistanzierte sowie Konfessionslose. "Die Werbewege für die Kurse sowie die Veranstaltungsorte sprechen eher kirchlich engagierte und gebundene Menschen an, während Kirchendistanzierte sowie Konfessionslose auf diese Weise weniger zu erreichen sind", so Schweitzer. In der Durchführung seien die Kurse fast durchweg stark sprachorientiert. Dadurch entstehe ungewollt eine Milieubindung und Milieueinschränkung.
Die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für religiöse und theologische Erwachsenenbildung und Kurse zum Glauben für die Landeskirche sei wünschenswert. "Eine besondere Chance ergibt sich auch dabei aus der Zusammenarbeit zwischen Erwachsenenbildung und dem Amt für Missionarische Dienste", so Schweitzer.
Steigende Umbau- und Modernisierungskosten für das Mütterkurheim in Bad Wurzach sowie Schwankungen bei der Teilung der Versorgungslasten für Pfarrer, die in den Landesdienst wechseln, hätten den Nachtragshaushalt nötig gemacht, betonte Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup. Die Kosten für das Mütterkurheim hätten sich verteuert, weil der Bund seine Bedingungen für die Mitfinanzierung präzisiert habe und höhere Anstrengungen bei der Generalsanierung der sanitären Anlagen und der Wärmedämmung fordere. Die Mehrinvestitionen würden sich auf 664.400,00 Euro belaufen. Der Gesamtbeitrag der Landeskirche für Bad Wurzach steige damit auf 2.315.900,00 Euro. Bei Theologen, die in den Landesdienst wechseln, müsse die Landeskirche aufgelaufene Pensionslasten erstatten. Weil im Laufe des vergangenen Jahres mehr Theologen in den Landesdienst gewechselt seien als im Haushalt 2015 vorgesehen führe das zu Mehrkosten in Höhe von 330.863,17 Euro. Sie könnten jedoch aus der Rücklage Religionsunterricht finanziert werden könnten.
Der Finanzausschuss empfehle einstimmig die Zustimmung, erklärte dessen Vorsitzender Michael Fritz. Eine Nichtgenehmigung der Mehrkosten für das Mütterkurheim in Bad Wurz-ach würde das Bauvorhaben weiter verzögern und wäre problematisch. Beim Mehrbedarf für die Pfarrer, 2014 in den Landesdienst wechselten, handele es sich um eine „rechtlich zwingende Zahlung“, die vertraglich vereinbart sei.
Diskussionen gab es um die Frage, wie weit die die Landeskirche den Verteilbetrag an die Kirchengemeinden erhöht. Bisher bekommen die Kirchengemeinden aufgrund der höheren Kirchensteuereinnahmen rund 20 Millionen Euro mehr. Der Gesprächskreis Offene Kirche wollte den Betrag um zusätzliche 30 Millionen Euro aufstocken.
Der Antrag des Gesprächskreises wurde in den Finanzausschuss überwiesen. Der Gesprächskreis hätte gerne sofort darüber abgestimmt, damit das Geld den Gemeinden möglichst bald zufließt. Dagegen hatten der Vorsitzende des Finanzausschusses, Michael Fritz, und weitere Synodale argumentiert, über einen Betrag in Höhe von 30 Millionen Euro sollte im Finanzausschuss beraten werden. Außerdem gelte es, eine langfristige Verlässlichkeit für die Gemeinden sicher zu stellen. Fritz sieht zudem die Chance, bis zur nächsten Synode im Sommer zu einer gemeinsamen Linie zwischen Oberkirchenrat und Finanzausschuss zu kommen.
Dieter Kaufmann berichtete über den aktuellen Stand der Landeskirchlichen Flüchtlingsarbeit. Die Anzahl der Asylbewerber ist jetzt im siebten Jahr in Folge gestiegen. Zeitgleich lobte Kaufmann auch einen deutlichen Anstieg bei den Neugründungen von Asylarbeits- und Freundeskreisen. Dies geschehe vor allem im direkten Umfeld neu entstehender Flüchtlingsunterkünfte. In den einzelnen Arbeitskreisen engagieren sich Menschen aus allen gesellschaftlichen Kreisen. Ihnen zur Seite stehen neben zwei Flüchtlingspfarrämtern in Stuttgart und Reutlingen, sowie die zwei neu geschaffenen Flüchtlingsdiakonate in Heilbronn und Ulm.
Um diese ehrenamtliche Arbeit vor Ort auch in Zukunft zu gewährleisten brauche es eine intensive Betreuung und eine Kultur der Anerkennung, so Kaufmann. Dabei helfen die zwölf neu geschaffenen 50%-Stellen im Bereich der Kirchenbezirksdiakonie. Insgesamt hat die Evangelische Landeskirche Württemberg bislang 3,55 Millionen Euro für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Dies sei ein sichtbares Zeichen für Flüchtlinge und die Gesellschaft.
Derzeit erreichen die Landeskirche sehr viele Anfragen zur Finanzierung von Kleinprojekten und Aktionen von Kirchengemeinden. Mit 350.000€ ist der dafür zur Verfügung stehende Fonds, jedoch sehr begrenzt. Dieser Mittel sollten in Zukunft weiter ausgebaut werden. Weitere Ziele für die Arbeit mit Flüchtlingen ist ein Ausbau der Versorgung von Traumatisierten, sowie eine Aufstockung der Kirchenbezirksstellen.
Für das bislang herausragende Engagement bei der Arbeit mit Flüchtlingen dankt Dieter Kaufmann allen Ehren- und Hauptamtlichen, sowie der Synode herzlich.