Die Reformatoren weckten Hoffnungen auf kirchliche und gesellschaftliche Reformen, und unter anderem diese Hoffnungen führten zu einer selbstbewussten Haltung der Bauern. Sie formulierten konkrete Forderungen an die Obrigkeit und organisierten bewaffnete Aufstände. Am 12. Mai des Jahres 1525 standen sich ein Heer aufrührerischer Bauern (der „Helle christliche Haufen“) und das Heer des Schwäbischen Bundes bei Böblingen gegenüber. Die Bauern verloren diese entscheidende Schlacht und wurden von den Söldnern niedergemetzelt.
Die Forderungen der Bauern
1524 begannen sich im deutschen Südwesten die Bauern gegen die Obrigkeit zu erheben. Aus ihren 1525 verfassten Zwölf Artikeln werden ihre Forderungen deutlich: freie Pfarrerwahl durch die Gemeinde, Verwendung des Zehnten für kirchliche Zwecke, Aufhebung der Leibeigenschaft, Freigabe von Jagd und Fischerei, Rückgabe der gemeindlichen Wälder, Äcker und Wiesen, Reduzierung der Frondienste, rechtliche Normierung der Strafen. Sie beriefen sich auf das Evangelium. Die zwölf Artikel wurden in tausenden Exemplaren gedruckt. Die Bauern hofften, dass die reformatorischen Theologen die Rechtmäßigkeit dieser Forderungen bestätigen würden. Martin Luther meinte, die Herren sollten die Lasten der Bauern verringern und das reine Evangelium nicht unterdrücken. Die Bauern hingegen sollten ihre Forderungen nicht mit dem Evangelium begründen und sich nicht gegen die Herrschaft erheben. Jesus Christus sei zur Erlösung der Menschheit von ihren Sünden, nicht jedoch zur Erlösung von der Leibeigenschaft am Kreuz gestorben. Das heißt, seine Idee von der Freiheit des Christenmenschen sei nicht politisch gemeint, sondern geistlich.
Bauernkrieg und Schlacht bei Böblingen
Ab Ende März 1525 begann der gewaltsame Aufstand, der sich von Oberschwaben, Württemberg, Franken bis nach Mitteldeutschland ausbreitete. Bei der Eroberung von Weinsberg im April 1525 richtete ein Bauernheer die adeligen Verteidiger hin. Vor dem Hintergrund solcher Nachrichten änderte Luther seinen Tonfall und forderte die Niederschlagung der Bauernerhebung. Die württembergischen Bauernhaufen konnten am 8. Mai noch Herrenberg erobern, scheiterten dann jedoch bei Böblingen, wo sie von den besser bewaffneten Landesknechten des Schwäbischen Bundes besiegt wurden.
Es war verlockend, die Gedanken der Reformation weiter zu fassen und eine gerechtere Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Die Bauern hatten gehofft, eine Umsetzung ihrer Forderungen gegen die Fürsten durchsetzen zu können. Luther beschränkte sich auf die kirchlichen Verhältnisse und setzte dabei auf die Kooperation mit den Fürsten. Auf diese Weise konnte er die Reformation der Kirche erreichen.
Dr. Andreas Butz