18. Oktober 1724: 300. Todestag von Johann Osiander

Johann Osiander (1657-1724), Bild von Johann Georg Dramburg

Osiander ist derjenige, nach dem man gesagt hat, dass man aus einem württembergischen Magister alles machen kann. In der Tat war er nicht nur Theologe und gelangte als solcher in wichtige kirchliche Ämter. Als sprachbegabter Mann war er viel mit diplomatischen Aufträgen unterwegs. Außerdem diente er als Verbindungsmann zu den Kommandeuren fremder Truppen, die in jener kriegerischen Zeit das Land durchzogen.

Osiander wurde am 22. April 1657 in Tübingen geboren. Der Vater war zuletzt Professor der Theologie und Kanzler der Universität. Nach dem Theologiestudium begleitete Johann Osiander den Sohn Bengt des schwedischen Feldmarschalls Horn als Hofmeister auf dessen Kavaliersreise fünf Jahre lang durch Europa. Dabei hielt man sich zwei Jahre in Paris auf. Zurückgekehrt, wurde Osiander nach einer kurzen Lehrtätigkeit an der Universität in unmittelbare herzogliche Dienste gezogen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688-1697 hatte er als „Oberkriegskommissär“ die fremden Truppen durch das Land zu begleiten. 1688 gelang es ihm durch seine diplomatische Gewandtheit und die in Paris geknüpften Verbindungen, Tübingen vor der Plünderung durch französische Truppen zu bewahren.

Das schlimmste Kriegsjahr 1693, bei dem vor allem das württembergische Unterland verheert und sieben Städte und 37 Dörfer eingeäschert wurden, erlebte Osiander als Leiter („Magister domus“) des Tübinger Stifts. Der ihm 1694 verliehene Titel eines Abts von Königsbronn und die 1699 erfolgte Ernennung zum Abt von Hirsau waren nicht mit amtlichen Aufgaben verbunden und sind als Gratifikationen für seine Dienste zu betrachten. Königsbronn hatte schon lange keine Klosterschule mehr und Hirsau war 1692 durch Mélac zerstört worden. Osianders diplomatische Aufträge führten ihn in viele Länder Europas, wodurch er 22 „gekrönten Häuptern“ persönlich bekannt geworden sein soll. Die Ernennungen zum sächsischen und zum schwedischen Kirchenrat sind deshalb als Ehrungen zu betrachten.

1708 wurde Osiander Direktor des Konsistoriums, der württembergischen Kirchenleitung. Als solcher hat er 1717 die Reise von August Hermann Francke durchs Land veranlaßt und organisiert. Außerdem hat Osiander für die 1722 erfolgte Einführung der Konfirmation in Württemberg gewirkt. Auch als Dichter ist Osiander hervorgetreten. Die Herzoginwitwe Eleonora Juliana (1663-1724) nahm das von ihm gedichtete Lied „Herr, geh nicht mit deinem Knecht in das strenge Strafgericht“ in ihre Sammlung auf, die 1700 unter dem Titel „Betrübter Seelentrost“ erschien. Johann Osiander starb in Tübingen am 18. Oktober 1724.

Hermann Ehmer

Meldungen, die Sie interessieren könnten

Das Gebäude des Landeskirchlichen Archivs und der Zentralbibliothek in Stuttgart-Möhringen (Archivfoto)

Archive und Bibliotheken der beiden Evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg fusionieren

Die Archive und Bibliotheken der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Evangelischen Landeskirche in Baden (Ekiba) werden nach dreijähriger Planung und Vorbereitung zum 1. Januar 2025 fusionieren. Ziel ist es, durch die Fusion langfristig Kosten zu sparen und dabei das Angebot aufrechterhalten zu können.

Weiterlesen

Neues Buch über Conrad Schick

Am 26. November 2024 um 17:00 Uhr stellt Dr. Jakob Eisler in den Räumen der EHZ-Bibliothek und des landeskirchlichen Archivs der Landeskirche sein neues Buch über Conrad Schick vor.

Weiterlesen

500 Jahre Reformation in Montbéliard (Mömpelgard)

Vor 500 Jahren setzte Herzog Ulrich von Württemberg im linksrheinischen Teil des damaligen Herzogtums Württemberg, in Mömpelgard, dem heutigen Montbéliard, mit Guillaume Farel erstmals einen reformatorischen Prediger in sein Amt ein. Damit war Mömpelgard dem heutigen Gebiet der württembergischen Landeskirche um zehn Jahre voraus.

Weiterlesen

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Pfarrer Jochen Maurer weisen zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November darauf hin, dass der 9. November auch hochaktuelle Fragen berührt.

Weiterlesen

Dr. des. Jonathan Schilling erhält Johannes-Brenz-Preis

Dr. des. Jonathan Schilling erhält den Johannes-Brenz-Preis des Vereins für württembergische Kirchengeschichte für seine Dissertation über Ottilie Wildermuth. Wildermuth lebte in Tübingen und war eine der meistgelesenen deutschsprachigen Autorinnen des 19. Jahrhunderts.

Weiterlesen

25 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung

Am Reformationstag vor 25 Jahren wurde die ökumenische Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigung unterzeichnet. Aus diesem Anlass erinnert Oberkirchenrat Dr. Jörg Schneider an die Bedeutung der Erklärung und weist auf die bleibende Aufgabe ökumenischer Gemeinschaft hin.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y