18. März 1849: 175. Jahrestag von Sixt Karl Kapffs Ansprache an das Volk

Sixt Karl Kapff (1805–1879), einer der wichtigsten kirchlichen Akteure im Württemberg des 19. Jahrhunderts

Vor 175 Jahren erschien die „Ansprache evangelischer Geistlicher Württembergs an das Volk“, verfasst von Sixt Karl Kapff.  

„Nichts scheint sicher und alles in Frage gestellt. Was heute gilt, ist morgen abgeschätzt; was morgen geschehen soll, ist heute ungewiß.“ Mit diesen Worten beginnt eine „Ansprache evangelischer Geistlicher Württembergs an das Volk“, die im „Christenboten“ am 18. März vor 175 Jahren veröffentlicht wurde.

Ihr Autor war der Herrenberger Dekan Sixt Carl Kapff (1805–1879), einer der wichtigsten kirchlichen Akteure im Württemberg des 19. Jahrhunderts. Als Theologiestudent lernte er im Evangelischen Stift in Tübingen den württembergischen Pietismus kennen und wurde 1833 Pfarrer in der noch jungen freien Korntaler Gemeinde. In seinen kirchenleitenden Tätigkeiten als Dekan, Prälat und Stuttgarter Stiftskirchenpfarrer wurde er zur Leitfigur eines Pietismus, der mitten in der Kirche wirkte und in der Gesellschaft Verantwortung übernahm. Da Kapff selbst ursprünglich nicht aus pietistischem Hintergrund kam, konnte er vorbehaltlos die Schwachpunkte pietistischer Zirkel erkennen und beim Namen nennen. Insbesondere widersprach er der Gruppe um Christoph Hoffmann in Leonberg, die eine strikte Absonderung der wahren christlichen Gemeinde vom Staat und eine Übergabe der Schule in die kirchliche Obhut verlangte. Demgegenüber vertrat Kapff die Ansicht, dass Kirche und Staat zusammenwirken müssten, die Christen sich daher nicht aus dem politischen Geschehen verabschieden dürften.

Titelseite am 18. März 1849

Politische Teilhabe statt Umsturz

In diesem Sinne rief er das evangelische Volk dazu auf, das neu gewonnene Wahlrecht ernst zu nehmen: „Wahlunterlassung aus Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit gehört zu den Sünden gegen das allgemeine Beste“. Anlass für den Aufruf war die Situation ein Jahr nach der Märzrevolution 1848. Nachdem in der Paulskirche ein Verfassungsentwurf verabschiedet worden war, versuchte in Baden eine revolutionäre Regierung die Errungenschaften dieser Verfassung mit Gewalt durchzusetzen. In Württemberg, wo König Wilhelm I. schon 1819 auf die Forderungen nach einer Verfassung eingegangen war, war es nie zu einem Umsturz gekommen. Gleichwohl versuchten Revolutionäre von Baden aus, auf die Stimmung in Württemberg einzuwirken. Kapff warnte vor dem Ungehorsam gegenüber der Obrigkeit. Dies gelte „für Republiken wie für Monarchien, zwischen denen das Christenthum zunächst keinen so großen Unterschied macht, da das Reich Gottes, das unsre vornehmste Sorge sein muß, in beiden gedeihen kann.“

Von dem Grundrecht auf Religionsfreiheit, das in Frankfurt verabschiedet worden war, erhoffte er sich, dass „das Kirchliche und Religiöse nicht mehr wie bisher bei so vielen bloß äußere Form, Gewohnheit oder eigennütziger Schein sein werde, sondern Sache der inneren Überzeugung und Gesinnung.“ Zwar wünschte er sich einen christlichen Staat. Der sollte aber so entstehen, dass Menschen vom christlichen Glauben überzeugt würden. Kapff war daher ein konsequenter Förderer der Inneren Mission.

Dr. Matthias Deuschle

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