16. April 1824: 200. Todestag von Beata Regina Hahn

Beata Regina Hahn wuchs in Münchingen auf und verbrachte dort ihre letzten Lebensjahre. Die Abbildung von Münchingen stammt aus der Forstkarte von Andreas Kieser, die in den Jahren 1680 bis 1687 entstand.

Vor 200 Jahren starb Beata Regina Hahn. Sie war die zweite Ehefrau des Mechanikerpfarrers Philipp Matthäus Hahn (1739-1790), Tochter des Pfarrer-Originals Johann Friedrich Flattich (1713-1797) und Mutter der Pietistin und Schulgründerin Beate Paulus (1778-1842).

Hahns Eintrag ins Taufregister

Reibungsvolles Eheleben

„Die Beata ist noch ungebildet, jung, heiter, nimmt nichts schwer, steht noch in jugendlicher Unschuld (…) hat Freude an meinen mechanischen Sachen (…).“ So begründet Hahn in seinem Tagebuch, dass seine Wahl nach intensiver Brautschau auf die jüngere von zwei Flattichtöchtern fiel. Doch einfach sollte die Ehe für beide Seiten nicht werden. Ständig gibt es Reibereien um die Haushaltsführung, hauptsächlich aber wegen Beata Reginas mangelndem Gehorsam. In seinem Tagebuch notiert Philipp Matthäus: „Frau war wieder eigensinnig, widersprach mir unablässig und gab mir nicht nach.“ Schließlich beklagt er, dass sie „von Jugend auf mehr zu den Sprachen erzogen worden war“ und eben nicht zur Hausfrau. Sie hingegen wünscht sich von ihrem Ehemann „mehr zärtliche Liebe und Karesie“. Wenn sie mit ihren Einwänden nicht durchdringt, wird sie still, „melancholisch“.

Beata Regina Hahns Familienalltag ist schwer. Da gibt es den großen Haushalt mit Mägden, Gehilfen und vielen Besuchern. Aus Hahns erster Ehe sind vier Kinder zu versorgen. Sie selbst bekommt acht Kinder, von denen fünf früh sterben. Ständig grassieren im Haus Krankheiten – mal sind es „Hitz und Kopfweh“, mal die „Blattern“.

Hahns Eintrag ins Totenregister

Herausgeberin von Hahns Schriften

Als Philipp Matthäus Hahn 1790 stirbt, sieht sie sich erstmals in der Lage, selbständig zu wirken. Gemeinsam mit ihrer noch jugendlichen Tochter Beate bemüht sie sich um die Weiterverbreitung von Hahns geistlicher Lehre, indem sie aus seinen nachgelassenen Manuskripten Druckvorlagen erstellt. 1795 gibt sie die „Erbauungsstunden über die Offenbarung des Johannes“ heraus. Für Darstellungen von Hahns Leben entwerfen Mutter und Tochter das Idealbild eines pietistisch-frommen Heiligen. Beata Regina merzt die Ehekonflikte aus den Tagebüchern, tilgt heterodoxe Äußerungen aus Predigtentwürfen und befördert damit ein Hahn-Bild, das das gesamte 19. Jahrhundert über Wirksamkeit behält.

Bei allem Eigensinn bleibt Beata Regina Hahn in der damals für Frauen bestimmten Rolle der „Gehilfin“. Sie selbst tritt mit eigenen Glaubensäußerungen nicht in Erscheinung. Doch legt sie den Grundstein für das Werk ihrer Tochter, die später als Beate Paulus die weibliche Symbolfigur des württembergischen Pietismus wird.

Am 16. April 1824 stirbt Beata Regina Hahn in Münchingen.

Andrea Kittel

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