Der vor 250 Jahren geborene Johann Friedrich Bahnmaier wirkte als Pfarrer, Theologe, Liederdichter und Professor in Marbach, Ludwigsburg, Tübingen und Kirchheim und widmete sich vor allem der Musikerziehung und der Predigtausbildung der Studierenden. Der in Oberstenfeld bei Ludwigsburg geborene Pfarrerssohn besuchte die Klosterschulen in Maulbronn und Denkendorf und studierte anschließend in Tübingen. Nach Stationen als Vikar (1798), Repetent (1802) und Diakon in Marbach (1806), wurde er 1810 Stadtpfarrer und Dekan in Ludwigsburg.
Professor in Tübingen
1815 wurde Bahnmaier als Professor für praktische Theologie, Pädagogik und Homiletik an die Universität Tübingen berufen. Schon seit seiner Jugend dichtete er politische, patriotische und religiöse Lieder. Kurz nach seiner Berufung erwirkte er beim Kultusminister und beim Senat der Universität die Einrichtung der Stelle eines Musikdirektors zur Verbesserung der Musikerziehung der Theologiestudierenden am Evangelischen Stift und der Universität, auf die auf Betreiben Bahnmaiers 1817 Friedrich Silcher berufen wurde. Aus dem Amt des Universitätsmusikdirektors ging schließlich das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Tübingen hervor, als dessen Ahnherr Bahnmaier folglich gelten darf.
Bahnmaier kannte Silcher bereits seit seiner Zeit 1810 in Ludwigsburg, wo er auch die Supervision der Lehrer an der Ludwigsburger Mädchenschule ausübte, an der Silcher 1809 die Stelle des 1. Provisors erhalten hatte. Er stand dem Komponisten sehr nahe, nahm ihn in den Musikkreis in seinem Hause auf und förderte seine Karriere. In Tübingen veröffentlichte Bahnmaier 1817/1818 auch frühe Liedkompositionen Silchers in der von ihm redigierten Zeitschrift "Caecilia ein woechentliches Familienblatt für Christensinn und Christenfreuden". Sie enthält auch Bahnmaiers Gedicht "Die Traubenblüthe", das Silcher 1822 auf einem Albumblatt mit Widmung an Bahnmaiers Tochter Luise als Klavierlied vertonte.
Versetzung als Dekan nach Kirchheim
Als Bahnmaier, seit 1819 Rektor der Universität, in einem Bericht über den ehemaligen Tübinger Studenten Carl Ludwig Sand, der 1819 August von Kotzebue aus politischen Motiven erstochen hatte, und die Stimmung der Tübinger Studierendenschaft angeblich Sympathien für den Attentäter bekundete, wurde er seiner Ämter in Tübingen enthoben und als Dekan nach Kirchheim versetzt. Auch dort war er sehr um die Sittlichkeit der aus seiner Sicht verwahrlosten Jugend bemüht und betätigte sich weiterhin auf dem Gebiet der Kirchenmusik. In seinem Todesjahr war er Mitarbeiter am neuen württembergischen Gesangbuch und sein Lied "Walte, walte nah und fern, allgewaltig Wort des Herrn" mit der Melodie von Georg Christoph Strattner ist noch heute im Regionalteil des evangelischen Kirchengesangbuchs enthalten.
Bahnmaier starb am 18. August 1841 mit 67 Jahren in Owen an den Folgen eines Schlaganfalls.
Prof Dr. Stefan Morent