Wegbereiter des Pietismus, Schriftsteller und Dichter

Bei seinen Amtskollegen stieß Johann Arndt mit seinem Andachtsbuch „Vom Wahren Christenthum“ nicht auf Wohlwollen.

400. Todestag Johann Arndt

Pfarrer Johann Arndt geriet als Anhänger Melanchthons zwischen alle theologischen Fronten. In der Mitte des 16. Jahrhunderts erstarrte die Reformation in dogmatischen Schulstreitigkeiten und die theologische Diskussion vermischte sich mit gnadenlosem Hass auf den jeweils anders Denkenden. Arndt war der Meinung, dass das Luthertum in Klärung und Verteidigung steiler theologischer Dogmen gefangen war und sich nicht mehr dafür interessierte, wie der einzelne evangelische Christ sich seines persönlichen Glaubens vergewissern und leben sollte. Schon mit dieser Fragestellung wurde er zum Wegbereiter des aufkommenden Pietismus.

Erstes lutherisches Andachtsbuch

1605 erschien sein erstes Buch „Vom wahren Christenthum“ – es war das erste lutherische Andachtsbuch und wurde ein Bestseller. Es schien, als ob die Menschen darauf gewartet hätten – allerdings nicht seine Amtsbrüder. Mehrmals musste er auf Grund von Anfeindungen die Pfarrstelle wechseln.

1612 erschien seine zweite Schrift „Paradiesgärtlein aller christlicher Tugenden“ – es wurde ein weiterer Bestseller seiner Zeit.

Seine insgesamt sechs Bücher „Vom wahren Christenthum“ wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, erleben bis heute immer neue Auflagen und gehören zu den bekanntesten Werken der christlichen Erbauungsliteratur.

Ein beispielhafter Text von Joahnn Arndt:

Vom wahren Christenthum

Ein Christ soll wenigstens des Tages einmal von allen äußeren Dingen sich abwenden und in den Grund seines Herzens einkehren:

Unsere Seele ist wie ein Wachs,

was man hineindrucket, des Bilde behälts:

Also soll man Gottes Bilde in deiner Seele sehen

wie in einem Spiegel,

wo man ihn wendet, das siehet man darinnen.

Wendest du einen Spiegel um gegen den Himmel,

so siehest du den Himmel darinnen;

wendest du ihn gegen die Erde,

so siehest du die Erde darinnen:

Also deine Seele,

wohin du dieselbige wenden wirst,

dessen Bild wird man darinnen sehen.

 

Ach mein lieber himmlischer Vatter

von welchem alle Weisheit kommt

und alle Erkenntnis!

Gib mir Weisheit

daß ich mich selbst recht erkenne

wer ich von Natur sey

woher ich sey

und was ich seyn werde?

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