Henri Arnaud war 1670-1698 Pfarrer der Waldenserkirche, einer kleinen protestantischen Minderheit im Piemont, das heute zu Italien gehört. Er ist umstritten, weil er die Waldenser dazu bewegte, sich mit Waffen zu wehren, als ihre Obrigkeit ihnen mit Gewalt ihre Religionsfreiheit nahm.
Arnaud kannte Verfolgungen von Kind auf an. Er wurde 1643 in Embrun in Frankreich geboren, als Ludwig XIV. König von Frankreich wurde. Dessen Motto war „Ein König, ein Gesetz, ein Glaube“. In seiner 70jährigen Regierungszeit war es sein Ziel, die protestantischen Minderheiten mit Gewalt in die katholische Kirche zurückzuführen, nicht nur in Frankreich, sondern auch in angrenzenden Staaten wie der Kurpfalz und Savoyen-Piemont.
Arnauds Leben wurde durch diese intolerante Religionspolitik geprägt. Seit 1670 war er Pfarrer in der Waldenserkirche. Diese kleine protestantische Kirche lebte in einigen Tälern im Piemont, das damals den Herzogen von Savoyen gehörte. Unter dem Druck Ludwigs des XIV. stellte der Herzog 1686 die Waldenser vor die Wahl sich zu bekehren oder ins Exil zu gehen. Die Waldenser folgten Arnauds Rat und leisteten bewaffneten Widerstand, jedoch vergeblich. Viele Waldenser wurden umgebracht oder starben in Gefängnissen. Die Überlebenden gingen 1687 ins Exil in die Schweiz und weiter nach Deutschland.
Arnaud gab jedoch nicht auf. 1689 kehrten die Waldenser bewaffnet in ihre Täler zurück. Sie begannen dort eine Guerilla, die den Herzog von Savoyen dazu bewegte, den Waldensern wieder Religionsfreiheit zuzugestehen. Arnaud spielte eine wesentliche Rolle in dieser von ihm so benannten „Glorreichen Rückkehr“. Für ihn selbst wurde es kein dauerhafter Erfolg. Er musste 1698 mit etwa 2700 Waldensern wieder ins Exil gehen, weil sie gebürtige Franzosen waren und Ludwig XIV. solche „Rebellen“ nicht an der Grenze duldete.
Aus diesem Grund verhandelte Arnaud über ihre Aufnahme als Glaubensflüchtlinge in Württemberg. Er war beteiligt an der Gründung und dem Aufbau von Waldenserkolonien. Arnaud wurde Pfarrer im Dürrmenz, wohnte jedoch in Schönenberg bei Ötisheim. 1718 ließ er dort eine Kirche erbauen, wo er 1721 auch begraben wurde. Gegenüber der 1883 neu erbauten Henri-Arnaud-Kirche befindet sich sein ehemaliges Wohnhaus. Dort ist neben dem Sitz der DWV ein aufschlussreiches Waldensermuseum untergebracht.
Die Deutsche Waldenservereinigung (DWV) bereitet für das Henri-Arnaud-Gedenkjahr 2021 zahlreiche Projekte, Veröffentlichungen und Veranstaltungen vor.
Näheres über das Museum und die Angebote der DWV unter www.waldenser.de.
Albert de Lange