Als junger schweizer Pfarrer im aargauischen Safenwil beteiligt er sich 1911 an der Gründung einer Textilarbeiter-Gewerkschaft und als Bonner Theologieprofessor verfasst er 1934 im Widerstand gegen die Nationalsozialisten die „Barmer theologische Erklärung“. Karl Barth kann mit der von ihm begründeten Dialektischen Theologie und seinem 13-bändigen Hauptwerk „Die kirchliche Dogmatik“ als der wichtigste evangelische Theologe des 20. Jahrhunderts gelten. Am 10. Dezember 2018 jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.
In seinem 1919 veröffentlichten Kommentar zum Römerbrief setzt sich der junge Dorfpfarrer mit der so genannten liberalen Theologie seiner Lehrer auseinander, denen er Versagen gegenüber den Schrecken des ersten Weltkrieges vorwirft. Er entwickelt seine Wort-Gottes-Theologie, die später auch als Dialektische Theologie bezeichnet wird. Gotteserkenntnis ist demnach nicht in der Schöpfung möglich, sondern alleine in Jesus Christus.
Das neue theologische Programm macht seinen Autor so berühmt, dass er 1921 einen Ruf als Honorarprofessor an die Universität Göttingen erhält – ohne habilitiert oder auch nur promoviert zu sein. 1925 wechselt er als ordentlicher Professor für systematische Theologie an die Universität Münster, 1930 in gleicher Funktion nach Bonn. An der ersten Synode der Bekennenden Kirche am 31. Mai 1934 in (Wuppertal-) Barmen nimmt Barth als Kirchengemeinderat teil – genauso wie sein Nebensitzer, der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann. In einer Mittagspause verfasst Barth den Text der Barmer theologischen Erklärung. „Die lutherische Kirche hat geschlafen, und die reformierte Kirche hat gewacht“, erzählt er später schmunzelnd. Bereits die erste der sechs Barmer Thesen markiert nicht nur das Programm der Dialektischen Theologie, sondern auch den Widerstand gegen jede totalitäre Ideologie: Jesus Christus (…) ist das eine Wort Gottes, (…) dem wir (…) zu vertrauen und zu gehorchen haben. – Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche (…) außer und neben diesem einen Wort Gottes auch noch andere Ereignisse, Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung erkennen.
Barths Privatleben verläuft nicht so geordnet wie seine Theologie: 1913 heiratet er Nelly Hoffmann, mit der er im Laufe der folgenden Jahre eine Tochter und vier Söhne hat. 1924 lernt er Charlotte von Kirschbaum kennen, die ihm Sekretärin, Assistentin, Gesprächs- und schließlich Lebenspartnerin wird. Sie zieht 1929 mit in das Barth’sche Haus ein, ohne dass Nelly und Karl Barth sich scheiden lassen wollen. So lebt Barth mit zwei Frauen zusammen, bis Charlotte von Kirschbaum 1964 infolge einer Demenzerkrankung in ein Pflegeheim zieht.
Nachdem Barth den Beamteneid auf Adolf Hitler verweigert, verliert er im Frühjahr 1935 seinen Bonner Lehrstuhl und erhält nur drei Tage später einen Ruf als außerplanmäßiger Professor an die Universität Basel. Hier entstehen bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1968 die meisten Bände der bereits 1932 in Bonn begonnenen Kirchlichen Dogmatik.
Peter Steinle