Herzog Christoph von Württemberg war der maßgebliche Gestalter des evangelischen Württemberg, dessen Spuren Land und Landeskirche noch heute prägen. In die Wiege war ihm dies allerdings nicht gelegt. Am 28. Dezember 2018 vor 450 Jahren ist er gestorben.
Herzog Christoph von Württemberg wurde am 12. Mai 1515 im Schloss Urach geboren und hatte eine schwierige Kindheit: Vier Tage vor seiner Geburt ermordete sein Vater Herzog Ulrich den Ehemann seiner Geliebten, Ritter Hans von Hutten. Seine Mutter, Sabine von Bayern, floh daraufhin mit den Kindern Anna und Christoph nach München. Christoph kam unter Vormundschaft der kaiserlichen Habsburger und wuchs am Hof in Innsbruck auf. Vieles von dem, was ihn später an Bildung und Charakter auszeichnete, vermittelte ihm sein genialer Erzieher Michael Tiffern aus Slowenien. 1532 floh Christoph vom Kaiserhof, um seinen Anspruch auf Württemberg geltend zu machen. Das Haus Bayern wollte in der Zeit der Vertreibung Ulrichs Christoph einsetzen: Württemberg wäre bayrisch geworden und damit auch katholisch geblieben! Aber inzwischen hatten sich im Land reformatorische Ideen ausgebreitet. Der politische Schacher verursachte eine tiefe Kluft zwischen dem argwöhnischen Ulrich und seinem Sohn, den er 1534 weit weg an den französischen Hof schickte. Es kommt jedoch zu einem bayrisch-württembergischen Ausgleich, und Ulrich übertrug 1542 Christoph die Statthalterschaft in Mömpelgard, wo er bereits die lutherische Ausrichtung der Reformation beförderte.1544 wurde Christoph mit der siebzehnjährigen Anna-Maria von Brandenburg-Ansbach verheiratet, die 12 Kinder gebar und nach einer unglücklichen Liebschaft belastet im Schloss Nürtingen lebte.
Nach dem Tod seines Vaters trat Christoph 1550 die Regierung an und erbte große Schwierigkeiten, etwa den Prozess um die Rückgewinnung des Landes aus kaiserlicher Hand, dazu noch einen riesigen Schuldenberg. Christoph machte sich an die innere Neuordnung des Landes im Geist der Reformation, gemeinsam mit und nicht mehr gegen die Ländestände. Mit Johannes Brenz als Propst an der Stiftskirche Stuttgart und Reformator Württembergs nahmen die Veränderungen im Land 1553 an Fahrt auf. Gemeinsam schufen sie ein evangelisches Gemeinwesen, das 1559 in der „Großen Kirchenordnung“ gipfelte, die Kirche, Schule und Sozialwesen gestaltete. Daneben standen der Aufbau einer modernen Verwaltung und die Ausgestaltung des württembergischen Landrechts. So schuf Christoph mit seinen Beratern die Grundlagen eines neuzeitlichen Staates.
Er verstand sich als Schutzherr der lutherischen Bewegung und Garant des Augsburger Religionsfriedens von 1555. So nahm er Glaubensflüchtlinge wie Primus Truber im Land auf. Seine Residenz, das Alte Schloss in Stuttgart, ließ er im Stil der Renaissance prächtig ausbauen. Dem Essen und Trinken war er so zugetan, dass es seiner Gesundheit nicht zuträglich war. Christoph starb am Geburtstag seiner längst getrennt von ihm lebenden Frau, dem 28. Dezember 1568. Bestattet wurde er in der Stiftskirche zu Tübingen.
Dr. Wolfgang Schöllkopf