Christian Friedrich Spittler war ein begnadeter Netzwerker, ein Organisationsgenie und Meister im Sammeln von Spenden. In seinem Glauben und Handeln geprägt vom württembergischen Pietismus, gab er Anstoß zu mehr als 20 wohltätigen und missionarischen Einrichtungen. Am 8. Dezember vor 150 Jahren ist er gestorben.
Der Pfarrerssohn arbeitete zunächst als Stadtschreiber in Schorndorf. Er war erst 19 Jahre alt, als ihn im Jahr 1801 sein Freund Karl Friedrich Adolf Steinkopf als Sekretär der Christentumsgesellschaft nach Basel rief. Unter Spittler entwickelte sich die Gesellschaft zu einem Mittelpunkt des religiösen Lebens weit über Basel hinaus.
Beharrlich suchte Spittler nach Antworten auf die Not seiner Zeit. Französische Revolution und Aufklärung hatten Machtverhältnisse und Traditionen radikal infrage gestellt. Soziale Umbrüche brachten den Ärmsten leibliche und geistige Verelendung. Neue Verkehrswege machten unbekannte Weltregionen erreichbar, deren Kolonisierung zeigte sich unter anderem in Ausbeutung und Sklaverei.
„Nicht jammern, Hand anlegen!“ soll Spittlers Motto gewesen sein. Nachdem er mit seinem Kollegen und Mitstreiter Christian Gottlieb Blumhardt bereits 1804 eine Bibelgesellschaft ins Leben gerufen hatte, folgte 1815 die Gründung der Basler Missionsgesellschaft. Nicht aus Profitgier sollten christliche Europäer in fremde Kontinente vordringen, die ausgesandten Missionare sollten vielmehr Überbringer einer „wohltätigen Zivilisation und eines Evangeliums des Friedens“ sein – wie es das Missionskomitee bereits bei der Gründung formulierte.
Um der zunehmenden Verwahrlosung armer Kinder und Jugendlicher entgegen zu wirken, gründete Spittler mit dem Pädagogen Christian Heinrich Zeller ab 1820 die Armenschullehrer- und Kinderrettungsanstalt in Beuggen. Ab 1838 entstand die Taubstummenanstalt in Riehen mit angegliederter Kleinkinderschule, später noch ein Kinderspital. Sein Lieblingswerk wurde die 1840 gegründete Pilgermission St. Chrischona in Bettingen. Junge wandernde Handwerker sollten eine biblisch-theologische Ausbildung erhalten, um missionarische Aufgaben in Europa und Nordamerika zu übernehmen – so etwa die Arbeit mit deutschen Auswanderern in Texas.
Spittlers Einsatz für Benachteiligte war unermüdlich. Selbst sein Haus in Basel stand im Dienst des Reiches Gottes. Es war nicht nur Treffpunkt vieler Gleichgesinnter im Hauskreis, sondern auch Herberge für Studenten und betagte alleinstehende Frauen. Seine Frau Susanna (geb. Gölz) war ausgebildete Lehrerin und führte neben dem großen Haushalt noch eine Mädchenschule und sorgte für die beiden Adoptivkinder Susette und Markus.
Bis ins hohe Alter bewahrte sich Spittler eine erstaunliche Schaffenskraft. Antrieb war ihm sein Glaube und die Überzeugung, sich vorbehaltlos Gott zur Verfügung zu stellen, damit Gott durch ihn Außerordentliches bewirken könne.
Andrea Kittel