Von Gerlingen in die Welt

Johannes Rebmann beim Eintritt in die Basler Mission.

200. Geburtstag von Johannes Rebmann (1820 - 1876)

Entdecker des Kilimandscharo, Erforscher mehrerer ostafrikanischer Sprachen, Geograf und Missionar: Das Leben und Wirken des am 16. Januar 1820 in Gerlingen geborenen Johannes Rebmann würde sich gut als Stoff für einen Abenteuerroman eignen.

Sohn eines Weingärtners

Johannes Rebmann stammte aus einfachen Verhältnissen, war Sohn eines Bauern und Weingärtners. In der Schule fiel er als begabter und in der Bibel belesener Schüler auf. Der Drang nach geistiger und geistlicher Betätigung führte ihn nach der Konfirmation in die pietistischen Privatversammlungen am Ort.

Höhere Bildung wie auch soziale und räumliche Mobilität gab es für die bäuerliche Bevölkerung damals nicht. Für einen aufgeweckten jungen Mann wie Johannes Rebmann bot daher der Weg in die Mission die große und wohl auch einzige Chance, in die weite, herausfordernde Welt zu kommen.

Das Geburtshaus von Johannes Rebmann in Gerlingen.

Aufnahme im Missionshaus Basel

Als 19jähriger wurde er zur Ausbildung in das Missionshaus in Basel aufgenommen, fünf Jahre später übersiedelte er nach London zur Church Missionary Society (CMS). Von dort aus wurde er 1846 zur Unterstützung des aus Derendingen stammenden Missionars Johann Ludwig Krapf nach Ostafrika in die Gegend um Mombasa gesandt, wo Rebmann schließlich ohne Unterbrechung nahezu 30 Jahre blieb.

Vom Missionar zum Entdecker

Ausgezogen war Rebmann, um das Evangelium zu verkündigen. Doch bald musste er feststellen, dass die Umstände auf dem Missionsfeld überaus schwierig waren. Das Klima war für Europäer strapaziös. Viele erlagen tropischen Krankheiten oder kamen gewaltsam zu Tode. Sein unmittelbares Umfeld war geprägt von Sklaverei und innerafrikanischem Sklavenhandel unter arabischem Einfluss.

Landkarte des Kikuyu-Gebietes im heutigen Kenia, gezeichnet 1848 von Johannes Rebmann.

Unbekanntes Land

Plünderungen und Raubzüge durch umherziehende Stämme waren keine Seltenheit. Die Kulturen und Lebensweisen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die politischen Verhältnisse wie auch die geografische und geologische Situation in diesem Landstrich waren nahezu unbekannt.

So beschlossen Rebmann und seine Mitstreiter, sich zuallererst die notwendigen Grundkenntnisse anzueignen. Sie erlernten Sprachen, die bis dahin niemand erfasst hatte und unternahmen ausgedehnte Erkundungsreisen, um das Missionsfeld erschließbar zu machen.

Erster Europäer am Kilimandscharo

Auf einer Reise ins Dschaggaland im Jahr 1848 sah Johannes Rebmann als erster Europäer den Kilimandscharo. Einheimische hatten ihm von dem „Mondglanz“ des Gebirges erzählt, dessen Geister jeden töten, der sich seinem Gipfel nähere.

Der Kilimandscharo: Zeichnung aus dem Jahr 1911.

Rebmann erkannte, dass es sich bei dem „Mondglanz“ um Schnee handelte und berichtete von dem überwältigenden Anblick nach Europa. Während die englischen Geografen seinem Bericht von dem Schneeberg aufgrund der Nähe zum Äquator jahrzehntelang keinen Glauben schenkten, erhielt er von der Geografischen Gesellschaft in Paris eine Ehrenmedaille.

Grundlage für weitere Entdeckungen

Rebmann hatte sprachlich Zugang zu den Einheimischen und nahm ihre Erzählungen ernst. Durch Beschreibungen und Skizzen schuf er so wichtige Grundlagen für weitere geografische Entdeckungen – wie etwa die der großen Seen im Quellgebiet des Nils . Auch als Sprachexperte leistete er mit seinen Wörterbüchern und Grammatiken in mehreren ostafrikanischen Sprachen wichtige Voraussetzungen für spätere Missionare und Forscher.

Schwierige Missionsarbeit

Bei allen Verdiensten in der Forschung war die Mission doch Rebmanns Herzensangelegenheit geblieben. Große Mühe und Ausdauer hatte es erfordert, bis es endlich gelang, in der Missionsstation Rabai eine kleine christliche Gemeinde aufzubauen – darunter befanden sich auch ehemalige Sklaven.

Mit vielen Problemen hatte er fertig werden müssen. Schwer getroffen hat ihn 1866 der Verlust seiner Frau und Gefährtin Emma Tyler, mit der er 15 Jahre verheiratet war. Probleme machte ihm schließlich auch sein schwindendes Augenlicht.

Johannes Rebmann und Isaak Nyondo 1875 in Gerlingen.

Rückkehr nach Gerlingen

1875 kehrte er nahezu erblindet nach Gerlingen zurück, geführt und betreut von Isaak Nyondo, einem der ersten Christen in Rabai. Ein Jahr später, am 4. Oktober 1876, starb Johannes Rebmann in Korntal an einer Lungenentzündung - im Alter von 56 Jahren. Sein Grab in Korntal ist bis heute erhalten.

Auf dem Kilimandscharo wurde im Jahr 1900 Rebmann zu Ehren ein Gletscher nach ihm benannt.  In seinem Elternhaus in Gerlingen hat die Rebmann-Stiftung 2004 ein Museum eingerichtet. Im Internet stellt sie sein Tagebuch, Karten und weitere Quellen zur Verfügung.

Andrea Kittel

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