Die beiden sind fast zwei Meter groß, und sie wollen Profi-Football-Spieler in den USA werden: Jay Leon Raymond (17) und Joshua Lewis (18) besuchen das evangelische Schulzentrum in Michelbach südlich von Schwäbisch Hall. Das Schulzentrum wird von der Schulstiftung der württembergischen Landeskirche getragen. Eine Akademie - vor über acht Jahren gegründet von der Schwäbisch Haller Football-Mannschaft „Unicorns“ und dem Evangelischen Schulzentrum - will den beiden auf diesem Weg in den Olymp des American Football helfen.
39 Schüler und 4 Schülerinnen nehmen derzeit an der Akademie teil. Ihr Schulalltag dreht sich in weiten Teilen um den Sport mit dem braunen Leder-Ei. An zwei Tagen pro Woche fahren sie mit dem Bus nach Schwäbisch Hall, um auf dem 100-Yard-Feld der „Unicorns“ zu trainieren. An den anderen Tagen gibt es Trainingseinheiten, Muskelübungen im Kraftraum und Theorie-Unterricht.
Football bedeutet viel an dieser Schule, aber nicht alles. Die Schüler wissen genau, dass sie auch gute Noten erzielen müssen. Denn der Weg in den Profi-Football führt sehr häufig über ein amerikanisches College, weil deren Football-Mannschaften wiederum das Reservoir für den Nachwuchs der National Football League (NFL) in den USA bilden. Und die Colleges interessieren sich nicht für Schüler mit schlechten Noten. Also zielen die Michelbacher Sportler notgedrungen auf ein gutes Abitur ab.
Schulleiter Ralph Gruber erinnert sich mit einem Schmunzeln an den Start der „Unicorn Academy“ vor gut acht Jahren. Die Frage sei aufgetaucht, ob die ruppige Sportart Football für eine „zartbesaitete evangelische Schule“ passend sei, berichtet er. Immerhin sei die Michelbacher Bildungseinrichtung mit ihren über 580 Schülerinnen und Schülern - davon rund 45 im Internat - bis dahin in erster Linie für ihren musikalischen Zug bekannt gewesen. Unterstützung für das Football-Projekt, das von den „Unicorns“ initiiert worden sei, habe er aber nach dem Start vom damaligen Bildungsdezernenten im Evangelischen Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche, Norbert Lurz, bekommen.
Er selbst gehe inzwischen zu allen Heimspielen ins Schwäbisch Haller Stadion, sagt Gruber. Nur mit dem vielen Englisch, das beim American Football gesprochen wird, hat der Religions- und Französischlehrer anfangs gefremdelt, räumt er ein. Am christlichen Profil ändert der Sportschwerpunkt nichts. Religion spielt eine wichtige Rolle im Schulalltag, die jungen Leute absolvieren etwa alle ein Diakonie-Praktikum. Jay berichtet, dass der Andachtsraum der Schule gut genutzt werde: „Viele beten hier.“
Beim Football kann man nach den Worten der beiden Nachwuchstalente Joshua und Jay ebenfalls viel fürs Leben lernen. „Wir üben hier Disziplin und hören zu, was der Coach sagt. Im Team kann man nicht machen, was man will“, hebt Joshua hervor. Und Jay ergänzt: „Wir lernen hier, nicht aufzugeben. Es gibt immer einen Weg, auf dem man sich hocharbeiten kann.“
Material von epd
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