75. Jahrestag der Kirchenkonferenz von Treysa und Gründung des Rates der EKD

EKD-Gründung im August 1945Einzig historisches Foto der sieben Sprecher des neu berufenen 12köpfigen Rates der EKD bei der Kirchenkonferenz in Treysa-Hephata vor der Hephata-Kirche. V.l.n.r.: Martin Niemöller, Wilhelm Niesel, Theophil Wurm, Hans Meiser, Heinrich Held, Hanns Lilje und Otto Dibelius.

Die Kirchenkonferenz von Treysa begann am 27. August 1945.

Das öffentliche Leben im Nachkriegsdeutschland war zusammengebrochen, die Infrastruktur desolat, die Bevölkerung demoralisiert. In dieser Situation gab es außer den Kirchen keine größere Organisation, mit denen die Besatzungsmächte beim Aufbau des öffentlichen Lebens zusammenarbeiten wollten. Aber auch die evangelische Kirche lag in Ruinen. Der Kirchenkampf hatte sie zerrissen, die Bekennende Kirche war gespalten, die Kirchenleitungen der „intakten“ Landeskirchen waren teilweise kompromittiert. 

EKD-Gruendung am 31. August 1945Vor 70 Jahren, bei der ersten "Treysaer Kirchenkonferenz" vom 27.- 31. August 1945, wurde die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründet. Als Geburtstag der EKD gilt der 31. August 1945. In den Behindertenanstalten "Hephata" im nordhessischen Treysa trafen sich zum ersten Mal nach Kriegsende mehr als 100 Kirchenführer aus Deutschland, um die Neuordnung der Kirche zu beschließen. Darin wird die EKD als ein "Bund lutherischer, reformierter und unierter Kirchen" beschrieben. Foto vor der Hephata-Kirche: Zum ersten Ratsvorsitzenden der EKD wurde der 76-jährige Theophil Wurm (li.) gewählt. Rechts sein Stellvertreter, der 53-jaehrige Martin Niemöller.

Die Bruderräte um Martin Niemöller sahen sich unter Berufung auf die Bekenntnissynoden von Barmen und Dahlem als legitime Vertretung der Kirche. Ihnen schwebte ein völliger Neuaufbau der Kirche von den Gemeinden her vor. Auf der anderen Seite standen die lutherischen Landeskirchen um den bayerischen Bischof Hans Meiser, die möglichst bald eine einheitliche lutherische Kirche gründen wollten. 

Der württembergische Landesbischof Theophil Wurm und Friedrich Bodelschwingh in Bethel genossen in den unterschiedlichen Lagern der Kirche großes Ansehen. So konnten sie für den 27. August 1945 ins einigermaßen zentral gelegene Treysa einladen. 

Wurm war daran gelegen, dass nicht vor Treysa Fakten geschaffen würden, die ein gemeinsames Vorgehen unmöglich machten. Es gelang ihm, die Bruderräte zu überzeugen, sich an der Kirchenversammlung zu beteiligen. Und durch das württembergische Veto verhinderte er auch die Gründung einer gemeinsamen lutherischen Kirche, die dann Reformierte und Unierte außen vor gelassen hätte. 

EKD-Gruendung am 31. August 1945Bruderrätliche Gespräche zwischen Hans Asmussen und Heinrich Held. Beide wurden bei der Kirchenkonferenz in den Rat der EKD berufen.

Ein Kompromiss mit dauerhafter Wirkung – die Versammlung in Treysa 

In Treysa selbst ging es um Theologie, um Recht, Macht und persönliche Beziehungen. Statt der etwa 50 Eingeladenen waren 120 Männer (Frauen waren nicht berücksichtigt) gekommen. Bei aller Zerrissenheit war allen doch klar, dass man zu einer Stimme finden müsste, wenn man den Herausforderungen der Gegenwart begegnen, in der Ökumene gehört werden und sich zu diakonischem Handeln befähigen wollte. Relativ problemlos gelang in Treysa dann die Gründung des Evangelischen Hilfswerks, aus dem später das Diakonische Werk hervorging. 

Schwieriger war es, eine gemeinsame Organisation zu schaffen. Zum ersten Mal liefen die Bemühungen um eine Kircheneinigung den staatlichen Strukturen nicht hinterher, sondern voraus. Deshalb war auch nicht mehr die Rede von einer „Deutschen Evangelischen Kirche“, sondern von einer „Evangelischen Kirche in Deutschland“. Es wurde ein politisch und konfessionell sorgsam austarierter Rat der EKD eingesetzt. 

Zu einer kritischen Betrachtung der Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus konnte man sich noch nicht durchringen, aber der in Treysa eingesetzte Rat gab schon zwei Monate später die Stuttgarter Schulderklärung ab. 

Für viele war das Ergebnis der Konferenz eine Enttäuschung, für die Bruderräte ebenso wie für den Lutherrat; das liegt freilich in der Natur von Kompromissen. Anders aber war ein gemeinsames Auftreten der Evangelischen in der Situation nicht zu haben, und letztlich hat sich das in Treysa angebahnte Konstrukt im Lauf der Zeit dann doch als erstaunlich flexibel und tragfähig erwiesen. 

Prof. Dr. Hermann Ehmer

Meldungen, die Sie interessieren könnten

Zum 350. Jahrestag der Veröffentlichung der "Pia desideria" von Philipp Jakob Spener

Am 24. März 1675 wurde die Schrift “Pia desideria” des Pfarrers Philipp Jakob Spener veröffentlicht. Speners Ideen darin haben den Pietismus innerhalb der lutherischen Kirche angeregt und sind bis heute wirksam.

Weiterlesen

Zum 450. Todestag von Matthias Flacius

Am 11. März 1575 starb der Theologe und Universalgelehrte Matthias Flacius. Er hatte den Anspruch, die „echte“ Lehre Luthers zu vertreten. Bleibende Bedeutung gewann Flacius vor allem wegen seiner Verdienste um die Kirchengeschichtsschreibung und die Schriftauslegung.

Weiterlesen

Paul Lechler: Ausstellung im Hospitalhof Stuttgart

Im April 2025 jährt sich der Todestag des christlich geprägten und sozial engagierten Unternehmers Paul Lechler zum 100. Mal. Aus diesem Anlass findet im Hospitalhof Stuttgart vom 18. März bis zum 16. April eine Ausstellung des Evangelischen Archivs Baden und Württemberg (EABW) statt.

Weiterlesen

27.02.2025 Zum 50. Todestag von Hermann Diem

Hermann Diem war ein Theologe aus Leidenschaft und mit fester Haltung gegen das NS-Regime. Er engagierte sich in der Bekennenden Kirche, kritisierte den Kurs der württembergischen Landeskirche und forderte die Kirchen auf, gegen die Judenverfolgungen Zeugnis abzulegen.

Weiterlesen

Zum 200. Geburtstag von Johannes Zimmermann

Johannes Zimmermann zählt zu den bedeutenden Missionaren, die in Gerlingen geboren und aufgewachsen sind. Als er mit Catherine Mulgrave eine Afrikanerin heiratete, riskierte er seine Entlassung aus dem Missionsdienst.

Weiterlesen

Bibelverse rund um die Liebe

14. Februar, Valentinstag, der Tag der Liebe! Die Liebe zwischen den Menschen, die Liebe zum Nächsten, zum Notleidenden, die ewige Liebe zwischen Gott und den Menschen - das ist ein großes Thema in der Bibel. Im Folgenden finden Sie ausgewählte Bibelverse rund um die Liebe. Kleiner Tipp: Es müssen nicht immer Blumen sein - ein gutes Bibelwort sagt…

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y