Stuttgart. Eine Willkommenskultur und Teilhabemöglichkeiten für Flüchtlinge forderte der württembergische evangelische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seinem Bericht vor der Landessynode am Montag, 24. November, im Stuttgarter Hospitalhof: „Hilfe für Menschen auf der Flucht ist für uns nicht nur eine humanitäre Herausforderung“, sagte der Landesbischof: „Sie ist unser biblischer Auftrag.“
Das von ihm angeregte Bündnis für Flüchtlinge sieht Landesbischof July auf gutem Weg: Institutionen, Parteien und Bürger begegneten Flüchtlingen offen und hilfsbereit, lobte July. Er mahnte gleichzeitig: „Es ist wichtig, dass das so bleibt, wenn die Mühen des Alltags kommen.“ Die Evangelische Landeskirche in Württemberg stelle zusätzlich 2,1 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge zur Verfügung. Das sei ein Euro für jedes evangelische Gemeindeglied: „Damit wollen wir sinnbildlich zum Ausdruck bringen, dass die Hilfe für Flüchtlinge in der Landeskirche von allen mitgetragen wird“, so July. Er rief die Kirchengemeinden dazu auf, die Suche nach geeigneten Flüchtlingsunterkünften zu unterstützen und sicherte dafür finanzielle Hilfen der Landeskirche zu.
Zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe sagte Landesbischof July: „Menschenwürdiges, würdevolles Sterben hängt nicht an einem selbst festgesetzten Todeszeitpunkt.“ Wichtiger seien tragende Beziehungen, eine gute Palliativversorgung für ein schmerzfreies Leben und das Ausschöpfen der eigenen Lebenszeit, die gerade am Lebensende noch einen vertieften Sinn des eigenen Lebens erschließen könne. Er warnte dagegen vor den Konsequenzen einer Freigabe der organisierten Sterbehilfe: „Über kurz oder lang würde der gesellschaftliche Druck entstehen, dass Menschen ab einem gewissen Grad der Gebrechlichkeit nicht mehr leben wollen sollten. Dieser gesellschaftliche Klimawandel wäre unumkehrbar.“ Nach christlicher Überzeugung sei die Würde des Menschen ein Geschenk, das jedem Menschen unverlierbar zustehe, auch dem Schwächsten und Gebrechlichsten, sagte der Landesbischof. Zum menschlichen Leben gehöre nicht nur machen, agieren und bestimmen, sondern auch „die passive Seite: das Empfangen und sich Getragen-Wissen“.
Angesichts der Ebola-Epidemie in Westafrika stünden die Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes in engem Kontakt mit den Kirchen in Westafrika, berichtete der Landesbischof, der selbst Vizepräsident dieses internationalen Kirchenbundes ist. Er dankte der Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen, Dr. Gisela Schneider, für ihren persönlichen Einsatz im Kampf gegen die Epidemie: Sie habe die Menschen vor Ort besucht und sich dabei selbst in Gefahren begeben.
In seinem Ausblick auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag wünscht sich July, dass der Stuttgarter Kirchentag ein bleibendes Erlebnis wird. Er warb für eine Beteiligung der Kirchengemeinden am Abend der Begegnung. Schon jetzt freue er sich, wenn seine Landeskirche ein „fröhliches Bild“ abgebe.
Kirchenrat Dan Peter
in Vertretung von Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche
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