Bad Urach. „Unsere Struktur- und Planungsdebatten, die Überlegungen zu Kirchenbezirken und Gemeindegrößen, Pfarrplänen und Immobilien, Personalplanung und Nachwuchsförderung sind nie Selbstzweck“, betonte der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seiner Predigt anlässlich der Fusion der Kirchenbezirke Bad Urach und Münsingen am Sonntag, 12. Januar, in der Bad Uracher Amanduskirche. „All unser Instrumentarium, unsere Finanzen, unsere Organisationsabläufe, unsere Gesetze und Zukunftsüberlegungen haben nur das eine Ziel, das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat, in Seelsorge und Verkündigung, in Diakonie und Bildungsgeschehen zu verkünden.“ Dabei müsse man sich gegebenenfalls auch von liebgewordenen Vorstellungen und Gewohnheiten trennen.
Er wünsche sich, „dass wir von der Einheit des Leibes Christi nicht nur dann zurecht begeistert reden“, wenn es um die Partnergemeinde in Afrika oder den Partnerbezirk in Indien gehe, sondern auch um das Nachbardorf und dessen Kirchengemeinde oder um einen anderen Kirchenbezirk, so der Landesbischof. Die Menschen sollten sich „mit ihren Fragen, Enttäuschungen und Hoffnungen ernst genommen fühlen, mit ihren Gaben und Ideen angenommen und mit ihrem Leben aufgenommen“. Es gehe darum, den öffentlichen Anspruch des Evangeliums so zu leben, dass die Menschen verstehen: „Religion ist nicht Privatsache, sondern Gestaltungs- und Orientierungsraum auch in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialwesen. Der christliche Glaube ist öffentlich und zugleich mein Begleiter im Leben wie im Sterben.“
Oberkirchenrat Hans-Peter Duncker, Leiter des Dezernates Bauwesen und Gemeindeaufsicht, gratulierte zu der „guten Entscheidung, die beiden Kirchenbezirke in bestem Einvernehmen und auf Augenhöhe zu vereinen“. Vieles könne nun gemeinsam besser angegangen werden, wenn es gelte, die Aufgaben und Kräfte in allen Belangen der Gemeinden zu bündeln. Auch die Zusammenarbeit auf der Landkreisebene werde deutlich vereinfacht. Zudem habe die Landessynode beschlossen, solche Vereinigungsprozesse in der Übergangsphase finanziell zu unterstützen. Auch die Pfarrstellenstrukturplanung nehme auf solche Veränderungen Rücksicht.
„Sie hatten den Mut und den Willen und vor allen Dingen auch die Kraft, die Fusion der Kirchenbezirke Bad Urach und Münsingen zu beschließen und umzusetzen. ‚Chapeau!‘ sagt man wohl dazu“, erklärte Landrat Thomas Reumann. Die Fusion der beiden Kirchenbezirke Bad Urach und Münsingen gilt als Pilotprojekt innerhalb der württembergischen Landeskirche. Dem neuen Kirchenbezirk gehören rund 61.000 evangelische Christinnen und Christen an.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche