„Weihnachten und die Botschaft vom Frieden gehören zusammen, auch und gerade nach den schrecklichen Ereignissen von Berlin“, so der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July. Hier ist seine Weihnachtsbotschaft 2016 im Wortlaut:
Weihnachten ist eine Friedensgeschichte. Nach den schrecklichen Ereignissen von Berlin kommt einem das nur schwer über die Lippen. Trotzdem: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14). Gerade deshalb ist es wichtig, an Weihnachten vom Frieden zu reden: Weihnachten und die Botschaft vom Frieden gehören zusammen, auch an diesem vielfach überschatteten Weihnachten 2016.
Friede unter den Menschen: Wo gibt es ihn, diesen Frieden? Wo finden wir ihn? Sicher nicht bei den Opfern des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Nicht in Syrien, wo Aleppo das Schand- und Mahnmal eines schrecklichen Krieges bleibt. Nicht im Jemen und nicht im Sudan. Auch nicht dort, wo sonst auf der Welt Krieg und Terror, Gewalt und Vertreibung, Hunger und Armut herrschen. Nicht in den „Sozialen Netzwerken“, in denen Menschen durch Worte Gewalt üben und die Würde anderer herabsetzen. Und nicht hier, wenn Geflüchtete ausgegrenzt werden, die aus großer Not bei uns eine neue Heimat suchen. Dazu erleben viele Menschen inneren Unfrieden: im Streit mit anderen oder als Lebensüberdruss und Verzweiflung.
„Friede auf Erden“: Es ist, als ob die Botschaft von Weihnachten bis heute immer wieder auf taube Ohren stößt. Und genau deshalb reden wir an Weihnachten vom Frieden: vom äußeren und inneren Frieden, von Gnade und Barmherzigkeit, mit Worten, die Jesus Christus mit der Wirklichkeit füllt. Er schenkt uns an Weihnachten wieder die Gelegenheit, dass wir zu Friedensstiftern werden: „Denn euch ist heute der Heiland geboren“ (Lukas 2,11). Und Friedensstifter – das zeigt nicht zuletzt der Anschlag von Berlin – brauchen wir: Menschen, die statt an die Gewalt an das friedliebende Kind in der Krippe glauben und diesen weihnachtlichen Glauben auch im Alltag leben und weitergeben. Damit unsere zerrissene Welt friedlicher und menschlicher wird.
Friedensstifter sind keine Leisetreter. Sie nennen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit beim Namen und treten auf vielfältige Weise für den Frieden ein. Aber sie wirken auch im Stillen, wenn sie unermüdlich für den Frieden in der Welt beten.
Auch wir können Friedenszeichen setzen. Die Möglichkeit dazu haben wir jeden Tag und an vielen Orten: im persönlichen Umfeld, in unseren Kirchengemeinden und Kommunen – wo immer wir hingestellt sind. Ein herzliches Dankeschön für alles friedensstiftende Wirken im Großen wie im Kleinen! So bahnt sich der weihnachtliche Lichtglanz den Weg in unsere Welt.
Im Jahr des Reformationsjubiläums und gerade an Weihnachten 2016 bitte ich mit Worten von Martin Luther: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten!“ (EG 421)
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht
Ihr Dr. h. c. Frank Otfried July
Landesbischof