Anfang des Jahres hat die Evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Weilimdorf ein riesiges Plakat am Turm ihrer Stephanuskirche angebracht, das dafür wirbt, bei der Bundestagswahl Parteien zu wählen, die sich für Pluralismus, Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Streitkultur und Zivilcourage und gegen Rechtspopulismus einsetzen. Im Folgenden finden Sie ein Interview mit der Weilimdorfer Pfarrerin Christina Baumhakl über die Aktion.
Wie kam es dazu, dass Sie an der Stephanuskirche dieses Banner aufgehängt haben?
Pfarrerin Christina Baumhakl: Bei der Europawahl am 9. Juni 2024 kam die rechtspopulistische AfD in unserem Gemeindebezirk auf einen Stimmenanteil von 27,6%. Ein Mitglied des Kirchengemeinderats hat angesichts dieser Zahlen den Impuls eingebracht, eine Aktion der Dresdener Frauenkirche aus dem Februar 2024 aufzugreifen. Die Kirchengemeinde Sankt Cyriak im badischen Sulzburg hatte dasselbe Banner bereits zur Europawahl am Kirchturm aufgehängt. Dieser Impuls fand sofort großen Anklang in unseren Gremien. Unsere neu fusionierte Ev. Kirchengemeinde Weilimdorf hat daher das Banner an zwei weiteren Gebäuden angebracht.
Welche Reaktionen haben Sie auf Ihre Aktion erhalten?
Pfarrerin Christina Baumhakl: Die Montage des Banners im Giebel fand bei vorbeilaufenden Passanten und auch darüber hinaus viel positiven Anklang. Andere Kirchengemeinden, die auf unsere Aktion aufmerksam wurden, überlegen inzwischen ebenfalls in dieser Hinsicht aktiv zu werden. Von Einzelpersonen gab es auch kritische Anmerkungen.
Warum sollte gerade Kirche sich gegen Extremismus jeder Art positionieren?
Pfarrerin Christina Baumhakl: Zentrale Werte der Kirche sind Nächstenliebe, Frieden, Gerechtigkeit und die Würde jedes Menschen. Extremismus, gleich welcher Richtung, bedroht diese Werte, indem er durch einseitige Sichtweisen und Schwarz-Weiß-Denken direkt oder indirekt zu Intoleranz, Hass, Einschränkung der Menschenrechte und zur Diskriminierung bzw. Schaffung von Feindbildern beiträgt. Dies stellt einen klaren Widerspruch zur christlichen Theologie dar. Es ist erschreckend, dass es rechte Strömungen gibt, die christliche Werte begrifflich vereinnahmen und zugleich inhaltlich missachten. Daher finden wir es jetzt als Gemeinde wichtig, nicht nur im Privaten, sondern auch in der Öffentlichkeit für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzustehen.
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt
Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.