12.11.2024

Erzähl mir vom Frieden

Erzähl mir vom Frieden - Ökumenische Friedensdekade 2024

Sammlung von Friedensgeschichten aus dem Alltag

Anlässlich der 44. Ökumenischen Friedensdekade vom 10. bis 20. November 2024 haben Frauke Liebnehm, Dozentin für Friedens- und Demokratiebildung am Pädagogisch-Theologisches Zentrum Stuttgart (ptz), und Stefan Schwarzer, Friedenspfarrer der Landeskirche, alltägliche Geschichten vom Frieden gesammelt. Hier finden Sie im Verlauf der Dekade unten auf der Seite jeden Tag eine neue Geschichte.

„Ich gebe dir als Entschuldigung einen Schokoladenhasen, aber die Ohren sind schon abgegessen“ – ein Friedensangebot aus dem Alltag von Kindern, so echt, so ehrlich: Mit kurzen Geschichten von Menschen unterschiedlicher Generationen wollen wir dem diesjährigen Motto der Friedensdekade gerecht werden: Erzähl mir vom Frieden. Wie tröstlich kann es sein, in schwierigen Zeiten einander Geschichten zu erzählen, in denen der Frieden beim Frühstück beginnt, sich manches Missverständnis in Lachen auflöst und schon in der Grundschule kleine Menschen einander die Hand reichen, wenn sie verstanden haben, dass ihnen das besser tut als die Fäuste zu schwingen“, sagt Friedenspfarrer Stefan Schwarzer über die Aktion.

Hier finden Sie die Geschichten vom Frieden:

11. Geschichte: Eine Reise in den Osten

Im April 2012 reiste ich mit dem Zug über Berlin, Poznań und Warschau nach Belarus, um eine Freundin aus dem Studium zu besuchen. Im Vorfeld der Reise und auch während der Fahrt beschäftigte ich mich nochmals mit der Geschichte. Und was soll ich sagen? So viele grauenvolle Dinge, die von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg auf genau dieser Strecke passiert waren, dass ich dachte, die Menschen dort hätten jedes Recht, nicht mehr mit den Deutschen zu sprechen. Umso schöner war die Erfahrung, wie viele Leute mir auf der Fahrt halfen, Anschlusszüge zu finden, Grenzkontrollen zu passieren und den richtigen Ausstieg zu erwischen. Auf der Rückfahrt machte ich halt im polnischen Lublin. Spätnachmittags, ohne Sprachkenntnisse, ohne Smartphone oder Stadtplan am Bahnhof und ohne Ahnung, wie ich zu meinem Hostel kommen sollte. Ich fragte ein paar Passanten, ob sie Englisch sprächen - alle winkten ab. Und dann kam Margarita. Ja, sie könne ein wenig Englisch. Sie sei gerade auf dem Heimweg nach der Arbeit. Klar, die Straße des Hostels kenne sie. Und so begleitete sie mich kurzerhand zu Fuß fast 30 Minuten bis zu meiner Unterkunft. Auf dem Weg sprachen wir über die anstehende Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Vor dem Hostel angekommen, verabschiedete sich Margarita gut gelaunt und lief zurück Richtung Bahnhof. Ihr Zuhause – stellte sich am Schluss heraus – lag am komplett anderen Ende der Stadt.

Zwei Jahre später machte ich die Reise erneut. In dem Jahr fielen das katholisch-evangelische und das orthodoxe Osterfest auf das gleiche Datum. Da saß ich also an Gründonnerstag in einem brechend vollen Zug von Warschau Richtung belarussischer Grenze und musste über mich selbst lachen. Wie zwei Jahre zuvor traf ich auf so viele freundliche und hilfsbereite Menschen, die mir teilweise auch in gebrochenem Deutsch weiterhalfen. Auf einer Strecke, die – wie ich zwischenzeitlich erfahren hatte – mein Urgroßvater im Zweiten Weltkrieg als Soldat zurückgelegt hatte. Der Urgroßvater der Freundin in Belarus war damals nach den Kämpfen an der Brester Festung in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Fast 80 Jahre und drei Generationen später gingen wir beiden Urenkelinnen nachts zusammen in die orthodoxe Ostermesse. Auch wenn die physische Grenze zwischen uns beiden momentan unüberwindbar scheint, behalte ich diese schönen Erlebnisse und den festen Glauben daran, dass Menschen in Frieden zusammenleben können.

Leonie Müßig

10. Geschichte: Im Bus

Im überfüllten Bus steht Luisa in der Mitte, eingequetscht zwischen einem älteren Herrn und einer jungen Frau mit Kopfhörern. Sie hält sich mit einer Hand an der Stange fest und versucht, ihr Gleichgewicht zu halten, während der Bus sich ruckartig in Bewegung setzt. Plötzlich ruft jemand von hinten: „Hey, pass doch auf!“ Ein junger Mann in einer schwarzen Lederjacke hatte einen Mann mittleren Alters im Anzug angerempelt. Der Mann im Anzug hatte daraufhin seinen Kaffee verschüttet und sah nun wütend auf den Fleck, auf seiner teuren Jacke. „Was soll das?“ schreit der Mann und schubst den jungen Mann zurück. „Kannst du nicht aufpassen?“ fragt er ihn. Der junge Mann, ebenso gereizt, lässt sich das nicht gefallen. „Es war aus Versehen, alter Mann. Beruhig dich mal!“ Seine Stimme war laut und aggressiv und es schien, als würde die Situation jeden Moment eskalieren.

Die anderen Fahrgäste sahen entweder weg oder starrten gespannt auf das Geschehen. Luisa fühlte, wie sich ihre eigene Anspannung verstärkte. Sie wusste, dass jemand etwas tun musste, bevor die Situation außer Kontrolle gerät. All ihren Mut nimmt sie zusammen und fängt an zu sprechen: „Entschuldigen Sie bitte, können wir uns alle beruhigen. Es ist nur Kaffee und ganz sicher war es keine Absicht.“ Der Mann im Anzug funkelt sie an: „Sie haben leicht reden! Das ist eine teure Jacke!“ Luisa nickt verständnisvoll und hält ihm ein Päckchen Papiertaschentücher hin: „Vielleicht kann ich Ihnen helfen, den Fleck zu entfernen?“

Der junge Mann in der Lederjacke sah immer noch wütend aus, aber Luisas ruhige und freundliche Art schien ihn etwas zu beruhigen. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Ich wollte das nicht.“ Der Mann im Anzug sah von Luisa zu dem jungen Mann und seufzte dann schwer: „Schon gut, schon gut. Es war einfach ein blöder Morgen.“ Luisa lächelte. „Wie wäre es, wenn wir das alle vergessen und einfach weiterfahren? Vielleicht kann ihnen jemand einen Kaffee ausgeben, um den verschütteten zu ersetzen?“ – Und tatsächlich, ein älterer Herr, der das Ganze beobachtet hatte, bot dem Mann im Anzug seinen eigenen Kaffee an. „Hier, nehmen Sie meinen. Ich habe noch nicht einmal daran genippt.“ Der Mann im Anzug nahm das Angebot zögernd an und nickte dankbar. „Danke, das ist wirklich nett von Ihnen.“

Der junge Mann in der Lederjacke sah erleichtert aus und Luisa spürte, wie die Anspannung im Bus nachließ. Die Fahrgäste, die das ‚Drama‘ beobachtet hatten, schienen sich zu entspannen und wieder ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Als der Bus an der nächsten Haltestelle hielt und einige Fahrgäste ausstiegen, setzte sich Luisa auf einen freien Platz. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie etwas zur Deeskalation beigetragen konnte. Während der Bus weiterfuhr, sah Luisa aus dem Fenster und lächelte.

W.Z.

9. Geschichte: Im ICE von Hamburg nach Stuttgart

Eine typische Situation, die sicher alle, die öfters Zug fahren, kennen.

Im vollbesetzten Großraumwagen herrscht Stille. Alle dösen vor sich hin, lesen, spielen mit dem Handy oder schreiben Nachrichten, arbeiten am Laptop oder schauen zum Fenster hinaus.

Da beginnt ein junger Mann zu telefonieren. Sehr lautstark! Alle Reisenden können jedes Wort mithören und denken sicher, sofern sie nicht vorsichtshalber schon mal Kopfhörer aufhaben: „Schon wieder so eine Nervensäge“. Nach einiger Zeit steht eine Frau mittleren Alters auf, geht zu dem telefonierenden Mann und bittet ihn, nicht so laut zu telefonieren, da sie sich sonst nicht auf ihr Lesen konzentrieren kann. Dann setzt sie sich wieder auf ihren Platz. Spannung liegt in der Luft, alle sind neugierig, wie es weiter geht. Der junge Mann bittet den Menschen am anderen Ende der Leitung, später weiter zu telefonieren und schaltet sein Handy aus. Kurz darauf geht die Frau wieder zu ihm und dankt ihm für die gute Reaktion auf ihre Bitte. Der Mann freut sich darüber. Auch die Mitreisenden freuen sich, denn sie waren gerade Beobachter eines Lehrstückes für gute Konfliktbewältigung. Es liegt ein Lächeln in der Luft des Großraumabteils.

Helga Well

8. Geschichte: Jour de la gloire – jour de la paix

Es war am 8. Mai 2016 als ich mich in Frankreich auf einer Pilgerwanderung nach Le Puy-en-Velay befand und an einer Gedenkveranstaltung in einem kleinen Ort vorbeikam. Ich wurde von Menschen am Rande der Versammlung eingeladen, daran teilzunehmen. Als ich 1977 als 16-jähriger zum ersten Mal nach Frankreich kam, wurden Deutsche zum Teil noch als „Boches“ beschimpft, aber 40 Jahre später, war davon nichts mehr zu spüren.

Ich folgte der Einladung und zählte die Liste der 34 Opfer Nazi-Deutschlands im Stillen mit. Ich war beschämt. 

Nach der Kundgebung wurde ich dann auch noch zum anschließenden Imbiss eingeladen: Es gab verschiedene Schinkenspezialitäten und Weißwein und in einem zweiten Gang verschiedene Käsesorten und Rotwein. Und es gab freundliche Unterhaltungsversuche mit mir, als ich allerdings merkte, dass immer mehr Franzosen ins Englische wechselten, wurde mir klar, wie mangelhaft mein Französisch nach der Schulzeit mittlerweile geworden sein musste und ich wurde immer stiller. 

Doch nach einigen Gläsern Wein wurde ich mutiger und die Stimmung allgemein gelöster. Und so traute ich mich zum Dank für die erfahrene Gastfreundschaft ein französisches Pilgerlied vorzusingen, das ich 1999 aufgeschnappt hatte.

Nach meinem Gesangsvortrag wurde freundlich applaudiert, ich hievte meinen Rucksack auf den Rücken und rief zum Abschied: „Vive la France!“ Und ich traute meinen Ohren nicht, denn es kam aus ca. 80 Kehlen ein kräftiges, unüberhörbares, einstimmiges „Vive L’Allemagne“ zurück. 

Mit Gänsehaut ging ich von dannen.

7. Geschichte: Friede sei mit dir!

Der große Engel seufzt tief, so herrlich friedlich ist es hier. Er sitzt auf seiner Bank und genießt die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Das dicke Buch liegt auf seinem Schoß und langsam fallen ihm die Augen zu…

„So ein gemeiner Kerl, so ein fieser Kerl, so ein gemeiner Kerl, so ein fieser Kerl!“ Der große Engel zuckt zusammen. Immer lauter dröhnt die Stimme des kleinen Engels durch den Garten: „So ein gemeiner Kerl, so ein fieser Kerl!“ Der kleine Engel steht am großen Baum in der Mitte des Gartens und tritt gegen die Rinde, dass die Blätter vom Baum herabrieseln.

Der große Engel räuspert sich laut und der kleine Engel tritt nochmals kräftig gegen den Baum. „Sag mal kleiner Engel, was ist denn mit dir los? Was hat der Baum dir getan?“ „Nix, hat der mir getan, aber ich habe mich so geärgert!“ In diesem Moment fällt ein großer roter Apfel dem kleinen Engel auf den Kopf und der große Engel muss lachen. Doch als er den wütenden und schmerzverzerrten Blick des kleinen Engels sieht, bemüht er sich um ein ernstes Gesicht…

„Was ist passiert?“, fragt der große Engel. Da lässt der kleine Engel sich einfach auf den Boden plumpsen und setzt sich ins schattige Gras. Anklagend beginnt er zu erzählen: „Der Goldlockenengel hat „Kleiner“ zu mir gesagt! Gerade eben! Ich war gerade auf dem Weg in den Garten und da hat er hinter mir hergerufen: „Hey, Kleiner!“ Der große Engel schaut etwas irritiert auf den kleinen Engel: „Okay… Und was hat dich so in Aufregung versetzt?“ 
„Er hat „KLEINER“ zu mir gesagt!“, jammert der kleine Engel und schaut empört zum großen Engel. „Aber du bist doch der kleine Engel?“, sagt der große Engel, „Ich bin der große Engel und du bist der kleine Engel! Der Goldlockenengel hat seinen Namen wegen der goldenen Locken. Dann gibt es den Küchenengel, den Gartenengel…“ „Er sollte besser Schafengel heißen mit dem komischen Fell auf dem Kopf!“, murmelt der kleine Engel. „Was hast du gesagt?“, fragt der große Engel. „Er sollte besser Schafengel heißen mit den Schafslocken auf dem Kopf, habe ich gesagt! So habe ich dann auch zu ihm gesagt: „Schafskopf“, habe ich zu ihm gesagt! Wenn er mich als „klein“ bezeichnet, kann ich auch „Schaf“ zu ihm sagen! So!“
„Du hast „Schaf“ zum Goldlockenengel gesagt?“, der große Engel ist entsetzt, „und dann?“ 
„Na dann ging es richtig los!“ Der kleine Engel zeigt auf seine schmutzige Hose und auf sein zerrissenes Hemd. „Dann hat er mich am Kragen geschnappt und ich habe ihn gegen das Schienbein getreten und er hat mich einfach hochgehoben und da habe ich ihm in die Schaflocken gegriffen und so richtig feste an den Haaren gezogen! Aber er hat mich abgeschüttelt und dann bin ich einfach weggelaufen!“ Voller Zorn beginnt der kleine Engel zu schluchzen.

Der große Engel seufzt und lässt sich neben dem kleinen Engel ins Gras fallen. Er nimmt den kleinen Engel in den Arm und wartet bis das Weinen nachlässt. Dann zieht er ein großes Taschentuch aus seiner Tasche und gibt es dem verheulten kleinen Engel. Nachdem der sich kräftig geschnäuzt hat, fragt der große Engel vorsichtig: „Was wollte der Goldlockenengel eigentlich von dir?“ Mit großen Augen schaut der kleine Engel hoch. „Wie meinst du das?“ „Na, er hat dich doch gerufen? Er hat „Kleiner“ gerufen. Was wollte er von dir?“ Verdutzt guckt der kleine Engel: „Das weiß ich nicht? Ich habe nur das „Kleiner“ gehört und da habe ich mich geärgert! Und dann hat der Streit angefangen!“

„Kleiner Engel, was ist die Aufgabe eines Engels? Was hast du gelernt?“, fragt der große Engel. Der kleine Engel richtet sich auf und beginnt voller Stolz: „Wir Engel sind Lichtbringer. Wir sind die Boten Gottes. Wir sind Wegbegleiter und Beschützer der Geschöpfe Gottes. Wir sind tapfer, klug und mutig. Wir begleiten und leiten die Menschen und setzen uns für Frieden ein…“ Der kleine Engel wird immer leiser: „Wir setzen uns für Frieden ein... das habe ich vergessen!“ „Und wie setzen wir uns für Frieden ein?“, fragt der große Engel. Flüsternd zählt der kleine Engel auf: „Wir behandeln uns gegenseitig mit Respekt. Wir beschimpfen uns nicht. Wir lassen unser Gegenüber aussprechen und sagen, wenn unsere Gefühle verletzt werden…“  „Aber er hätte trotzdem nicht „Kleiner“ zu mir sagen dürfen!“ Der große Engel tätschelt dem kleinen Engel auf den Kopf. „Weißt du, was ich in solchen Momenten immer mache?“ Der kleine Engel schaut fragend zum großen Engel auf. „Ich atme einmal tief ein und sage zu meinem Gegenüber: Friede sei mit dir! Dann geht es mir schon ein wenig besser und ich kann warten, was kommt.“ Der große Engel lächelt. „Probiere es doch mal aus! Los, auf! Mach dich auf den Weg, sei mutig und suche den Goldlockenengel, sonst wirst du nie erfahren, was er von dir wollte!“

Der große Engel nickt dem kleinen Engel auffordernd zu, und so macht sich der auf den Weg. Gleich am Rande des Grundstücks sitzt der Goldlockenengel auf der Gartenmauer. Seine Haare leuchten in der untergehenden Sonne und umgeben sein Gesicht mit einem hellen Kranz. „So ein Schafkopf!“, denkt der kleine Engel, als er auf ihn zuläuft, und das Grummeln im Bauch kehrt zurück. Schon hört er die Stimme des Goldlockenengels: „Da kommt er ja, der Zwerg! Pass auf, dass du nicht über einen Grashalm stolperst, so klein wie du bist!“ Im kleinen Engel brodelt es. „Hast du mich nicht gehört? Soll ich weiter nach unten sprechen, damit du mich besser hören kannst?“ Der kleine Engel spürt, wie er vor lauter Wut ganz rote Backen bekommt. „Miniengel - sind deine Ohren zu winzig? Kannst du mich nicht mehr hören?“ Da reicht es dem kleinen Engel. Er stellt sich vor den Goldlockenengel, stemmt seine Hände in die Hüften und knirscht zwischen den Zähnen hervor: „Friede sein mit dir!“ Ungläubig starrt der Goldlockenengel ihn an. „Was hast du gesagt?“
„FRIEDE SEI MIT DIR!“, schleudert der kleine Engel dem Goldlockenengel entgegen.
Der Goldlockenengel reißt die Augen auf und der Mund steht ihm offen: „Wie bitte?“, fragt er. Nun muss der kleine Engel lächeln: „Friede sei mit dir!“, und er kann ein Lachen kaum noch unterdrücken, so verblüfft sieht sein Gegenüber aus. „Und Friede sei auch mit dir!“, antwortet der Goldlockenengel verdutzt.

Dann beginnen beide zu lachen. „Sag mal, was hast du eigentlich von mir gewollt, als du mich gerade eben gerufen hast?“, fragt der kleine Engel. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir zusammen eine Runde Fußball zu spielen! Du hast einen tollen Schuss und kannst dich so gut durch die gegnerische Mannschaft dribbeln. Das ist so cool! Ich hätte dich gerne in meinem Team!“ Der kleine Engel reißt verblüfft die Augen auf: „Ich darf bei dir mitspielen? Ihr seid die besten Kicker weit und breit!“ Der Goldlockenengel reibt sich das Schienbein: „Wie kräftig du treten kannst, habe ich jetzt hautnah erlebt. Ich würde mich freuen, wenn du bei mir dabei wärst! Aber warum bist du gerade eben so ausgetickt und hast mich noch nicht mal ausreden lassen?“ Der kleine Engel bekommt wieder ganz rote Backen, dieses Mal, weil er sich schämt: „Entschuldige bitte mein Verhalten, es tut mir leid. Ich dachte, du willst dich über mich lustig machen, und ich wollte nicht, dass du mich für klein hältst. Ich habe mich nie getraut, euch zu fragen, ob ich mitspielen darf, weil ich dachte, ihr haltet mich für zu winzig. Also habe ich etwas gesucht, mit dem ich dich verletzten kann. Bitte verzeih mir, ich habe es aus Wut gesagt. Eigentlich finde ich deine Locken richtig toll und ich liebe Schafe!“ Der Goldlockenengel lacht: „Heute hast du bewiesen, dass du ein ganz Großer bist. Einen Fehler eingestehen, sich entschuldigen und auch noch sagen können, warum man sich so gefühlt hat, das ist richtig toll!“ Er hebt seine Hand, und der kleine Engel und der Goldlockenengel klatschen sich ab: „Friede sei mit dir!“, sagen sie und lachen dabei.

Simone Grasi

6. Geschichte: Familie O.

Familie O. lebt in Stuttgart, einer lebendigen und multikulturellen Stadt in Deutschland. Vor vielen Jahren sind die Eltern nach Deutschland gekommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Beide Töchter sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Trotz ihrer Bemühungen um gute Integration, erleben die Töchter immer wieder Diskriminierungen: Ü. besucht die Oberstufe des örtlichen Gymnasiums und ist eine herausragende Schülerin. Sie engagiert sich in verschiedenen Schulprojekten und hat große Pläne für ihre Zukunft. Manche Lehrer*innen stellen ihre Fähigkeiten infrage und Mitschüler*innen machen abfällige Bemerkungen über ihre Herkunft. Ihr Name wird häufig absichtlich falsch ausgesprochen. Ü. erlebt das als Zeichen mangelnden Respekts und der Weigerung, ihre Identität anzuerkennen.

G., die jüngere Schwester, besucht ebenfalls das örtliche Gymnasium. Sie ist ein aufgewecktes und neugieriges Mädchen. Auch sie wird oft ausgegrenzt und gehänselt. Auf dem Schulhof wird sie von anderen Kindern gemieden oder wegen ihres türkischen Essens in der Brotdose verspottet. Einmal hat sie sich sogar geweigert, ihr Lieblingsessen, Börek, mit in die Schule zu nehmen, aus Angst, erneut ausgelacht zu werden. Besonders schwer ist es für sie, wenn sich Mitschüler*innen über die Arbeit ihrer Eltern (Verkauf von Gemüse im Gemüseladen) lustig machen und diese als minderwertig betrachten.

Frau O., die Mutter der beiden, setzt sich intensiv für ihre beiden Töchter ein. Regelmäßig nimmt sie an Elternabenden und Schulversammlungen teil und spricht offen mit Lehrkräften und der Schulleitung über die Probleme, die Ü und G an der Schule erleben. Oft stößt sie auf Unverständnis oder wird mit leeren Versprechungen abgespeist: „Wir sind eine multikulturelle Schule“ oder „Bei uns gibt es keine Diskriminierung“. Frau O. lässt sich nicht entmutigen. Sie schließt sich einer lokalen Initiative an, die sich für Gleichberechtigung und gegen Rassismus einsetzt. Hier findet sie Unterstützung und erfährt, dass andere Familien ähnliche Erfahrungen teilen. Gemeinsam versuchen sie, das Bewusstsein der Gesellschaft zu schärfen und Veränderungen herbeizuführen, indem sie Informationsveranstaltungen im örtlichen Familienzentrum und Schulprojekte organisieren, die Vielfalt und Toleranz fördern. 

Durch ihr Engagement lernen Ü und G, dass es wichtig ist, sich nicht unterkriegen zu lassen und für ihre Rechte einzustehen. Der Einsatz ihrer Mutter für eine bessere Zukunft gibt den Töchtern die Kraft, ihre eigenen Träume zu verfolgen und sich nicht von Vorurteilen anderer Menschen beeinflussen zu lassen.

Die Geschichte der Familie O. zeigt, dass Frieden im Alltag mehr ist als nur die Abwesenheit von Konflikten. Es ist der ständige Kampf um Respekt, Anerkennung und Chancengleichheit. Es ist das Engagement, trotz aller Widerstände eine Umgebung zu schaffen, in der jedes Familienmitglied sich sicher und wertgeschätzt fühlt. Und es ist der Glaube daran, dass jede kleine Veränderung einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten kann. Die Eltern von Ü und G hoffen, dass ihre Töchter eines Tages in einer Gesellschaft leben können, in der ihre Herkunft nicht als Makel, sondern als Bereicherung angesehen wird. Bis dahin kämpfen sie weiter für Akzeptanz und Gerechtigkeit, im Kleinen wie im Großen.

G. O.

5. Geschichte: Ein unerwartetes Geschenk

Ich stand an der Kasse eines kleinen Schreibwarengeschäftes, als das Mädchen vor mir ihre Einkäufe auf das Band legte: Ein Schulheft und Buntstifte. Sie schien etwa acht oder neun Jahre alt zu sein und hatte ein freundliches, aber konzentriertes Gesicht.  Die Kassiererin nannte den Preis – knapp fünf Euro – und das Mädchen begann, ihr Geld aus ihrem kleinen Portemonnaie zu zählen. Doch bald stellte sie fest, dass es nicht ausreichte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von freudiger Erwartung zu leiser Enttäuschung. Schweren Herzens legte sie die Stifte zurück und bezahlte nur das Heft.

Während ich das beobachtete, konnte ich nicht anders, als mich in ihre Lage zu versetzen. Vielleicht hatte sie sich auf das Malen mit den neuen Stiften sehr gefreut. Die Summe war klein, doch für sie bedeutete sie offensichtlich viel. In diesem Moment entschied ich mich spontan, ihr zu helfen. Ich wandte mich an die Kassiererin und sagte: „Ich übernehme die Kosten für die Buntstifte.“ Die Kassiererin lächelte und nickte, als sie die Stifte wieder über das Band zog und den Betrag zu meiner Rechnung hinzufügte. Mit den Buntstiften in der Hand eilte ich dem Mädchen hinterher, das schon auf dem Weg zur Türe war. „Hey“, rief ich ihr nach. Sie drehte sich um und ich reichte ihr die Stifte: „Ich glaube, du hast etwas vergessen.“ Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und Freude. Sie nahm die Stifte mit einem strahlenden Lächeln entgegen, das mehr sagte als Worte es jemals könnten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich wieder um und lief fröhlich aus dem Geschäft. Ich lief zur Kasse zurück, um meine eigenen Einkäufe zu bezahlen und fühlte mich irgendwie leichter. Es war nur eine kleine Geste, aber die Freude in den Augen des Mädchens war unbezahlbar.

Während ich das Geschäft verließ, dachte ich darüber nach, wie wichtig es ist, im Alltag aufmerksam zu sein und die Bedürfnisse anderer zu sehen. Es geht nicht immer um die großen Taten oder Gesten, sondern oft um die kleinen Dinge, mit denen wir zeigen, dass wir andere sehen und schätzen.

K.O.

4. Geschichte: In der Kita

Erzieherin Laura spurtet gestresst durch den Gruppenraum. Alles geht ihr zu langsam. Als sie am Morgen gekommen war, hatte sie zunächst erfahren, dass ihre Gruppenkollegin erkrankt ist und außerdem die Vorleserin aus der Kirchengemeinde um 10 Uhr kommen wird. Eigentlich eine sehr gute Sache! Trotzdem, sie muss heute den Vormittag mit den 25 drei- bis sechsjährigen Kindern allein managen. Sie spornt die Kinder an, schneller zu essen und scheucht diejenigen, die bereits fertig sind, schnellstens ins Bad. Dadurch werden auch die Kinder zunehmend laut und unruhig. Laura fühlt sich noch mehr gestresst.

Nach einer Weile kommt der fünfjährige Max zu ihr und hält ihr ein Stück Apfel hin. Im ersten Moment ist Laura perplex. Als sie ihn wegschicken möchte, sagt er zu ihr: „Bitte iss den Apfel, dann wird es dir besser gehen und du kannst uns erzählen, wie du dich im Moment fühlst. Das wird uns helfen, dich zu verstehen.“ Noch immer verblüfft, nimmt Laura das Apfelstück und isst es.

Zwischenzeitlich hat Max die anderen Kinder zusammengerufen, die sich in den vorbereiteten Stuhlkreis setzen. Laura atmet durch und bedankt sich bei Max. Dann sagt sie: „Es tut mir leid, dass ich euch heute so gehetzt habe, Kinder. Ich habe heute Nacht wenig geschlafen und vergessen zu frühstücken. Dann habe ich erfahren, dass Sandra heute ausfällt und Frau B. aus der Kirchengemeinde zum Vorlesen um 10 Uhr hier sein wird, um euch eine Geschichte vorzulesen; dafür müssen wir pünktlich fertig sein.“

Max entgegnet: „Wenn du uns das nächste Mal sagst, dass du so einen doofen Tag hast, dann können wir doch alle darauf achten, dass wir pünktlich fertig sind und du dich nicht auch deswegen noch schlechter fühlen musst.“ Die anderen Kinder murmeln Zustimmung. Laura ist von dieser Geste beinahe zu Tränen gerührt. Sie bedankt sich bei allen Kindern.

Max wendet sich nochmals an Laura und sagt: „Wenn ich mal morgens einen schlechten Tag hatte und beim Frühstück alles doof fand, hast du mir auch immer ein Stück Gemüse in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle das essen, damit es mir besser geht. Und dann hast du mich gefragt, wie ich mich fühle, wie es mir geht und wie mein Morgen war. – Das hat mir sehr geholfen und plötzlich war nicht mehr alles doof.“

Einige Tage später sieht die Erzieherin, wie sich zwei Kinder streiten. Als sie bemerkt, dass die beiden von selbst nicht zu einer Lösung kommen, geht sie auf die beiden zu und bittet sie, sich hinzusetzen. Sie holt einen Apfel und schneidet diesen auf. Sie reicht beiden ein Stück. In Ruhe essen die beiden die Apfelstücke. Als sie aufgegessen haben, reichen sie sich die Hände. Ganz von alleine fangen sie an, sich zu entschuldigen und die Situation zu klären. Im Laufe der folgenden Tage beobachtet Laura dann immer wieder, wie die Kinder von selbst oder mithilfe von anderen Kindern ihre Streitigkeiten auf diese Art und Weise lösen.

L. D.

3. Geschichte: Deeskalation

Heute Morgen, als ich mich beeilte, meinen Bus zur Arbeit zu erreichen, ereignete sich folgende Szene: Eine junge Frau, offensichtlich gestresst und den Tränen nahe, stritt sich an der Bushaltestelle mit dem Busfahrer. Der Bus war voll und sie wollte mit einem großen Kinderwagen einsteigen, was der Fahrer aus Sicherheitsgründen zu verhindern versuchte. Viele Fahrgäste schauten genervt, weil der Streit den Bus weiter verzögerte. Ich konnte fühlen, wie die Spannung stieg und jede*r nur wollte, dass die Frau einfach aufgibt und den nächsten Bus nimmt. Aber etwas in mir sagte, dass ich etwas tun müsste.

Ich ging auf die Frau zu und fragte: „Kann ich vielleicht helfen?“ Sie blickte mich überrascht an. Tränen standen ihr in den Augen: „Ich muss meinen Sohn in die Kita bringen und dann zur Arbeit. Es ist so wichtig, und ich kann keinen späteren Bus nehmen“, erklärte sie verzweifelt. Da wandte ich mich an den Busfahrer und fragte, ob wir vielleicht den Kinderwagen zusammenklappen und einen Platz dafür finden könnten. Der zunächst ungeduldig erscheinende Busfahrer zögerte, aber dann nickte er langsam: „Okay, wenn jemand Ihnen hilft, den Kinderwagen zu halten und wir ihn sicher verstauen können, dann geht es.“  Schnell fanden sich zwei weitere Passagiere, die halfen. Wir klappten den Kinderwagen zusammen und ich hielt ihn fest, während die Frau sich mit ihrem Kind hinsetzte. Der Busfahrer schenkte mir ein kleines Lächeln, als er sich in seinem Sitz zurückdrehte und den Bus endlich weiterfuhr.

K. E. C.

2. Geschichte: Die Großväter

Meine beiden Großväter Fritz und Karl habe ich nie kennengelernt. Mein „Ähne“ (=schwäbische Bezeichnung für den Großvater) Fritz war im ersten Weltkrieg verwundet worden und hatte aus dieser Zeit eine schwere Verletzung. Sie hat ihn die restliche Zeit seines Lebens begleitet und behindert, er starb mit 60 Jahren, einige Jahre vor meiner Geburt. Diese Verletzung war wohl mit ein Grund für seinen Tod. Mein Opa Karl starb lange vor meiner Geburt, 1945 in französischer Gefangenschaft. Mein Vater sagte mir, er sei verhungert, mein Onkel erzählte von einer Krankheit – wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem. In der Schublade mit den Fotos gab es Bilder vom Grab von Karl auf einem Soldatenfriedhof für deutsche Soldaten. Diese Bilder habe ich angesehen, wenn mir mal wieder langweilig war. Zwischen Bildern von mir als kleinem Mädchen beim Ostereier suchen oder von früheren Kollegen meiner Mutter, von CVJM-Wanderungen und vielen weiteren lagen diese mit dem Grabstein meines Großvaters. Sie entstanden, als mein Vater und mein Onkel, die beiden Kinder von Karl, zur offiziellen Einweihung dieses Soldatenfriedhofs im Jahr 1963 mit unserem VW Käfer nach Frankreich gefahren sind. Das war zwei Jahre vor meiner Geburt. Der Soldatenfriedhof wird stark unterstützt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Ich erinnere mich an die Mitgliederzeitschriften, die bei uns im Wohnzimmer lagen. Ich sah sie auf dem Couchtisch, aber habe nie darin gelesen, höchstens mal durchgeblättert. 1979 waren meine Eltern, als sie mich vom Urlaub mit Freunden in Südfrankreich abgeholt haben, nochmals dort. Wie einfach wäre es gewesen, zusammen mit mir dahin zu gehen – aber weder meine Eltern noch ich haben daran gedacht. Der Großvater, den ich nie kennengelernt habe, war zwar dort begraben, aber das gehörte der Vergangenheit an. Viele Jahre war das eben nicht mehr als eine Tatsache für mich: Meine beiden Großväter sind schon gestorben, bevor ich geboren wurde. Erst als ich selbst Kinder hatte und sah, wie sehr meine Kinder ihren Großvater lieben und ich als Religionslehrerin oft den Erzählungen meiner Schülerinnen und Schüler über ihre Erlebnisse mit ihren Großvätern zugehört habe, wurde mir bewusst, was mir genommen worden ist. Ich wurde gleichzeitig traurig und wütend – wütend auf den Krieg, der schuld daran war, dass ich meine beiden Großväter nie kennenlernen konnte.

So entstand der Wunsch, jetzt endlich wenigstens das Grab meines Großvaters Karl in Frankreich zu besuchen. Im Jahr 2017, 72 Jahre nach seinem Tod und 52 Jahre nach meiner Geburt, bin ich mit meinem Mann und meinen Kindern am Grab meines Großvaters gestanden. Ich weiß es noch gut, es war ein wunderschöner Spätsommernachmittag unter südlicher Sonne.  Der Friedhof ist in Dagneux, östlich von Lyon. Wir waren über zwei Stunden dort und an diesem Nachmittag fast die einzigen Besucher. Es war sehr schön, dass es so ruhig war. 19 847 deutsche Soldaten sind hier beigesetzt. 814 dieser Soldaten, deren Gebeine nicht zugeordnet werden konnten, sind in einem „Beinhaus“ bestattet, dort wird auch derer gedacht, die namentlich nicht identifiziert werden konnten. Die anderen Soldaten sind auf dem Friedhofsgelände mit einer Gesamtgröße von 5,4 Hektar beerdigt. Ein Grabstein, das bedeutet vier Tote: Zwei Namen stehen auf der Vorderseite des Grabsteins, zwei auf der Rückseite. Man wird sehr still und nachdenklich, wenn man diese riesige Fläche mit Grabsteinen sieht. Im Eingangsbereich gibt es einen Plan mit den Namen der Begrabenen und dem Platz, wo das Grab zu finden ist. Trotzdem braucht man einige Zeit, bis man das Grab findet. Es war für mich ein berührender Moment, am Grab meines Opas zu stehen. So ruhig und friedlich es an diesem Ort war, war ich doch innerlich sehr aufgewühlt. Aber hier, an diesem Ort, war es nicht nur die Geschichte meiner Familie, die uns berührte, denn jedes Kreuz steht für Geschichten, die die Familien der anderen hier bestatteten Soldaten erzählen können. 

Als wir zurück nach Lyon gefahren sind, hat mein Sohn plötzlich gefragt: „Mama, das war ja der Friedhof für die deutschen Soldaten. Gibt es eigentlich auch einen für die französischen?“ Ich hatte keine Ahnung. Ohne dass wir es geplant oder geahnt hätten, kam kurze Zeit später ein Hinweisschild: „Cimetière national militaire de la Doua“– hier war ein Soldatenfriedhof für französische Soldaten! Die französischen Soldaten, die im ersten und zweiten Weltkrieg getötet wurden, waren hier bestattet. Nach meinem Eindruck waren beide Friedhöfe ähnlich groß. Was für eine erschreckende Realität: Ein paar Kilometer voneinander entfernt diese Geschichten nochmals, Geschichten von Verlust, Leid und Trauer, von nicht gelebtem Leben. Und alles waren Menschen, die einfach nur ein wenig glücklich sein wollten, egal, zu welcher Nationalität sie gehörten. Und überall waren und sind Menschen, die diese Soldaten als Verwandte oder Freunde vermisst haben oder nie kennenlernen konnten. So sind für mich Soldatenfriedhöfe zu einem Mahnmal für den Frieden geworden.

Gudrun Jauss

1. Geschichte: Maoz Inon - von Philipp Geißler

Die sozialen Medien können ganz schön asozial sein. Für meine Begriffe trifft das besonders auf Instagram zu, wo – Achtung Hyperbel! – jeder nur sich selbst beim Sektfrühstück postet. Trotzdem hat auch „Kirche und Sport“ einen Account. Die normative Kraft des Faktischen. 

Beim „Sliden durch die Reels“ (wie ich es hasse, das zu schreiben) fällt mir ein Post von Maoz Inon auf. Maoz hat bei den Terroranschlägen der Hamas am 7. Oktober beide Eltern verloren. Seither setzt er sich mit seiner ganzen Kraft für den Frieden zwischen den Menschen in Israel und Palästina ein. 

Ich kommentiere selten, aber in diesem Fall schreibe ich. Ich drücke mein Beileid aus und bewundere die Kraft seiner Hoffnung. Unerwartet antwortet Maoz! Ein kurzer Chat beginnt, in dessen Verlauf ich vom ersten Interreligiösen Sportfest berichte, das wir (Juden, Christen und Muslime) gemeinsam durchgeführt haben und wieder planen. 

Er schreibt: “Can you please send more details … I would like to support and help a bit to promote, if you would like this. I think we should all amplifie voices for hopes … Please let me know if there's anything that me or my family can help.” 

Ich bin überwältigt. Dieser Mann, der sicher ganz andere Sorgen hat, will uns helfen, weil ihm die Idee der durch Sport verbundenen Religionen gefällt. Vielleicht kann Maoz Inon beim nächsten Turnier dabei sein?

Philipp Geißler, Sportbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Die Ökumenische Friedensdekade

Unter dem Motto „Erzähl mir vom Frieden“ werden im gesamten Bundesgebiet vom 10. bis 20. November 2024 Gottesdienste, Gebete und Informationsveranstaltungen angeboten. Trägerorganisationen der Friedensdekade sind die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Zudem wirken Vertreter der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) und evangelischer Landeskirchen, evangelisch-freikirchliche und römisch-katholische Organisationen mit.

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Friedenswort der vier Bischöfe im Land

Mit einem gemeinsamen Friedenswort reagieren die Bischöfe der vier großen Kirchen im Land, Dr. h. c. Frank Otfried July, Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Dr. Gebhard Fürst und Stephan Burger, auf den Ausbruch des Krieges in der Ukraine.

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Landesbischof Frank Otfried July

Gebetsaufruf des Landesbischofs

Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine ruft Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July alle Christen zum Gebet und zu verstärkten Friedensbemühungen auf. Hier finden Sie den Appell des Landesbischofs und Materialien für Friedens-Andachten.

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„Für Versöhnung und Frieden eintreten“

Angesichts der Eskalation an der russisch-ukrainischen Grenze setzen sich die Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg für eine diplomatische Lösung ein, die den Frieden in Europa stabilisiert. Die Landesbischöfe rufen die Gemeinden zu Friedensgebeten auf.

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Entschädigung für den globalen Süden

Mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Glasgow (COP 26) fordern die Bischöfe der vier großen evangelischen und römisch-katholischen Kirchen in Baden-Württemberg eine völkerrechtlich bindende finanzielle Unterstützung des globalen Südens bei klimabedingten Schäden gemäß des Verursacherprinzips.

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Seit vielen Jahren wird Hanna Josua von Ehefrau Heidi Josua in der evangelisch-arabischen Gemeinde unterstützt.

Über 30 Jahre Einsatz für Integration

Begegnung ermöglichen und Vorurteile abbauen: Pfarrer Hanna Josua hat die erste arabisch-evangelische Gemeinde innerhalb einer Landeskirche gegründet, Neuzuwanderer unterstützt und sie zur Integration in die Kirchengemeinden vor Ort ermutigt. Am 17. Oktober wird Josua in den Ruhestand verabschiedet.

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Otto-Hirsch-Auszeichnung für Monika Renninger

Die Leiterin des Hospitalhof Stuttgart, Monika Renninger, wird für ihr Bemühen um den interreligiösen Dialog die Otto-Hirsch-Auszeichnung erhalten. Schon lange gehören jüdisch-christliche und interreligiöse Gespräche zu ihrer Arbeit.

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Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontaktdontospamme@gowaway.elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.

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