Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July stellt in seiner Botschaft zum Karfreitag einen klaren Bezug her zwischen dem Geschehen in der Ukraine und an anderen Orten des Leidens und dem Leiden Jesu am Kreuz: „In Butscha, Charkiw, Mariupol, aber auch an vielen anderen Orten dort und auch weltweit stehen die Kreuze an frischen Gräbern. Das Christuskreuz des Karfreitags steht mitten unter ihnen. Er leidet mit. Er ist da.“
Landesbischof July schreibt:
In diesem Jahr müssen wir auf das Leiden, die Gewalt und den Tod nicht besonders hinweisen. Es steht vor unseren Augen. Brutal und unverstellt. Der russische Überfall und der dadurch ausgelöste Krieg in der Ukraine mit seiner Folgenkette aus Zerstörung, Tod, schrecklichen persönlichen Schicksalen, Flucht, Hass und Entmenschlichung öffnet die Pforte des Bösen.
Die biblische Redeweise von Sünde, Schuld und Tod, aber auch von Vergebung, Versöhnung und neuem Leben entwickelt in diesem Kontext eine sehr realistische Deutungskraft.
Unsere oftmals selbstgefälligen und letztlich hilflosen Kategorien werden an diesem Karfreitag ausgemustert.
Jesus am Kreuz sieht am Karfreitag den Trauernden, den Opfern, aber auch den Tätern und schuldig Gewordenen ins Gesicht. Er trägt die Verwundung, die Abgründe und die Einsamkeit auf seinen Schultern und zeigt mit seinen Armen auch das Geheimnis der Versöhnung mit Gott.
In Butscha, Charkiw, Mariupol, aber auch an vielen anderen Orten dort und auch weltweit stehen die Kreuze an frischen Gräbern. Das Christuskreuz des Karfreitags steht mitten unter ihnen. Er leidet mit. Er ist da.
Sein Leiden weist uns in das große Geschehen, von dem wir sagen dürfen:
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh.3,16)
Zeigen wir auf die vielen Kreuze in dieser Welt, machen wir das vielfältige Leiden sichtbar, benennen wir Kriegsterror und Unrecht, helfen wir, wo und wie wir können, und stellen uns unter sein Kreuz.