Am 18. Februar 1869 tagte die Landessynode in Württemberg erstmals, damals in der Stuttgarter Schlosskirche. Das Kirchenvolk hatte sich letztlich mit seiner Forderung, angemessen gegenüber der Kirchenleitung repräsentiert zu sein, durchgesetzt. Doch wie verstehen die derzeit gewählten Synodale ihre Aufgabe heute? Hier ihre Stimmen.
Die württembergische Landessynode zeigt lebendige Demokratie in unserer Landeskirche. Ihre von der Basis gewählten Mitglieder führen die Vielfalt der Glaubensrichtungen und Aufgaben der Kirche zusammen. Die Landessynodalen haben die gesamte Landeskirche im Blick und können so die Fragen, Wünsche und Anliegen der Kirchengemeinden unterstützen. Der Landessynode wünsche ich, dass sie niemals einseitig wird und es ihr gelingt, die Einheit der Kirche in Zukunft zu erhalten, dass sie sich offen einmischt in politische und gesellschaftlichen Fragen, sich für den inneren und äußeren Frieden einsetzt und alle Lebensformen gleich wertschätzt und dass sie sich im Vertrauen auf Gott von Dankbarkeit und Zuversicht leiten lässt.
Ein Gremium ist nicht die Mitte der Kirche. Aber eine Landessynode ist die geeignetste Weise, mit unterschiedlich geprägten Menschen das Evangelium von Jesus Christus zu verstehen und nach gemeinsamen Wegen der Kirche in unserer Zeit zu suchen. Mir gefällt es deshalb, dass unsere Kirchenmitglieder die Landessynodalen direkt wählen – als einzige Landeskirche in Deutschland.
In der Landessynode werden die Weichen gestellt, wie sich unsere Landeskirche weiterentwickelt. Bleiben wir im weiten Raum Gottes Volkskirche, in der Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen Raum haben? Oder orientieren wir uns nur an denen, die die Bibel eng auslegen? Wie gestalten wir das gesellschaftliche Zusammenleben im Geist Jesu Christi mit? Für diese Entscheidungen wirken in guter Weise Laien und Theologinnen und Theologen zusammen. Sie vertreten alle Regionen Württembergs. Das ist wichtig, denn aus Oberschwaben, der Hohenlohe oder dem Schwarzwald stellt sich manches anders dar als in Stuttgart und im Oberkirchenrat. Damit nimmt die Landessynode ihre Rolle als wesentliches Verfassungsorgan wahr.
Unsere Gemeinden leben von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie arbeiten mit im Kirchengemeinderat, in der Jungschar, im Besuchsdienst und an vielen anderen Stellen. Sie tun das, weil sie der Welt etwas weitergeben wollen von der persönlichen Erfüllung, die sie in der Beziehung zu Jesus Christus gefunden haben. Sie sind Kirche. Eine Großorganisation wie eine evangelische Landeskirche kann das leicht aus dem Blick verlieren. Ich sehe es als meine Aufgabe als Landessynodaler an, diesen Mitarbeitern den Rücken freizuhalten. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass unsere Kirche mehr Vielfalt wagt: Frische Ideen und vielfältige Formen von Gemeindearbeit, eine inspirierende Vielfalt von Gemeindeformen.
Am Sonntag, 17. Februar 2019, findet um 16 Uhr in der Stuttgarter Stiftskirche ein Gottesdienst mit Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July statt. Ab 18 Uhr beginnt der Festakt im Stuttgarter Hospitalhof. Nach der Begrüßung durch Synodalpräsidentin Inge Schneider werden Kultusministerin Susanne Eisenmann sowie die Präses der EKD-Synode, Bundesministerin a. D. Irmgard Schwaetzer, Grußworte sprechen. Im Anschluss hält Prof. Dr. Hartmut Rosa einen Vortrag zum Thema „Die Bedeutung der Kirche für die Gesellschaft heute“.
Der Festakt wird auf unserer Webseite im Livestream übertragen.