Stuttgart. Der württembergische Landesbischof July ruft Christen zu gesellschaftlichem Engagement auf: „Wer um das Zeitmaß des Glaubens weiß, kann und soll in den Fragen dieser Zeit präsent und aktiv sein", betont er in seinem Neujahrswort.
Seinen letzten Gottesdienst in diesem Jahr hat Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July am Silvesterabend in der Stuttgarter Christuskirche gefeiert. Teile seiner Predigt fanden auch Eingang in sein Neujahrswort, mit dem er zu gesellschaftlichem Engagement aufruft.
July schreibt:
„Wir stehen vor dem Beginn eines neuen Jahres. Was das Jahr 2020 für uns persönlich und auch gesellschaftlich bereithält, wissen wir noch nicht. Das neue Jahr liegt wie ein unbekanntes Land vor uns.
Manche gesellschaftlichen Fragen werden aber auch im Jahr 2020 neu und immer wieder gestellt werden. Die Frage nach der Gerechtigkeit, nach dem Frieden, nach der Bewahrung der Schöpfung und der damit gegebenen Klima-Gerechtigkeit, die Fragen nach dem Zusammenhalt und der Orientierung in unserer deutschen, europäischen, ja Welt-Gesellschaft. Wir spüren, dass wir bei allen guten technischen Voraussetzungen vor allem eine gelingende Kommunikation benötigen. Gute Kommunikation kann zu Lösungen und Verstehen anderer Positionen beitragen.
Die christliche Kirche weiß um Vorletztes und Letztes. Wenn es am Altjahres-Abend im biblischen Zeugnis heißt: ,Jesus Christus, gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit‘ (Hebr.13,8-9b), dann wird inmitten der Auseinandersetzungen dieser Welt und auch unseres Lebens ein eigenes Zeitmaß deutlich. Ein eigenes Kontinuum für das Leben der Christen in dieser Welt. Gerade weil die christliche Gemeinschaft und Kirche um das Letzte wissen und darauf vertrauen, dass Gott der Herr der Zeit ist, gerade deshalb können sie sich in den Fragen und Auseinandersetzungen dieser Zeit mit vollem Engagement und gleichzeitiger Gelassenheit einbringen. Wer um das Zeitmaß des Glaubens weiß, kann und soll in den Fragen dieser Zeit präsent und aktiv sein.
So wollen wir daran mitwirken, dass 2020 ein Jahr mit mehr Frieden und weniger Hass, mehr Gerechtigkeit und neuem Aufbruch in Fragen der Bewahrung der Schöpfung wird. Wir wollen daran mitwirken, dass noch mehr Menschen in unserer Gesellschaft die heilende und orientierende Kraft des christlichen Glaubens kennen lernen und für ihr persönliches Leben zur Orientierung machen.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Jahr des Herrn 2020.“
Dr. h. c. Frank Otfried July