Stuttgart. Seit fünf Jahren bildet das Diakonische Werk Württemberg junge Menschen aus dem Kosovo zu Pflegefachkräften aus. Es ist eine typische Win-Win-Situation: Die Diakonie benötigt dringend Fachkräfte-Nachwuchs, die Kosovaren haben in ihrer Heimat oft keine Chance auf eine Berufsausbildung.
Ein Projekt gegen den Fachkräftemangel in der Pflege: Seit fünf Jahren bildet das Diakonische Werk Württemberg (DWW) junge Menschen aus dem Kosovo zur Pflegefachkraft aus. Die Kosovaren absolvierten eine jeweils dreijährige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft in Einrichtungen der Diakonie Baden-Württemberg.
Die Abbrecherquote liege bei unter fünf Prozent; das teilte die württembergische Diakonie mit.
Der erste Jahrgang des Kosovo-Ausbildungsprojektes habe im September 2018 seine Ausbildung beendet. Rund 145 weitere junge Menschen aus dem Kosovo befänden sich noch in der dreijährigen Ausbildung, dazu zehn im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Altenpflege.
Im Herbst 2019 beginnen wieder rund hundert Kosovaren ihre Ausbildung in Baden-Württemberg, so die Diakonie. Ab Herbst 2019 werden erstmals auch acht junge Menschen aus Albanien am Projekt teilnehmen.
Junge Kosovaren hätten in ihrer Heimat geringe Chancen auf eine Berufsausbildung und alle Bewerber keine Aussicht auf eine Ausbildung oder Arbeitsstelle. Für die jungen Kosovaren bedeute die Ausbildung eine große Chance, von der sie, aber auch die inzwischen neun diakonischen Träger mit über 30 Einrichtungen profitierten.
Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Württemberg, kritisierte, dass Arbeitsvermittler keine Zertifizierung brauchen und oftmals von den Angeworbenen viel Geld verlangen. Die Einrichtungen der Diakonie hingegen bezahlten die Kosten für Anreise, Übersetzungen und sonstige anfallende Kosten. Nur für den Spracherwerb im Heimatland müsten sich die künftigen Fachkräfte mit zwei Drittel der Kosten selbst beteiligen.
Ein großes Problem seien immer wieder bürokratische Hindernisse und Wartezeiten, beklagte Kaufmann: Eine Zeugnis-Anerkennung benötige beispielsweise in der Landeshauptstadt Stuttgart momentan 14 Monate.
Die Visumsstelle signalisiere völlige Überlastung. Der Übergang von der Ausbildung zur Fachkraft gelinge wegen der Bürokratie-Hemmnisse teilweise erst nach wochenlanger verordneter Arbeitslosigkeit, teilte das Diakonische Werk mit.
Das Kosovo hat sich 2008 von Serbien abgespalten und ist bislang von 104 UN-Nationen anerkannt. Das bitterarme Land ist ein Kleinstaat - es zählt nicht einmal ein Drittel der Landesfläche von Baden-Württemberg und ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern im Durchschnitt auch nur halb so dicht besiedelt. Jedoch betrug die Arbeitslosenquote im Januar dieses Jahres mehr als 57 Prozent.