Stuttgart/Heidenheim. „Auf dem Stundenplan standen nicht etwa wie bei uns Mathe oder Physik, sondern Fächer wie Ernährungslehre und Hygiene. Also das, was diese jungen Frauen für sich und ihre Kinder zum Überleben brauchen.“ Das berichtete Ruth Rapp von ihren Erlebnissen auf Jamaika auf der Sommersynode der württembergischen Landeskirche, die derzeit in Heidenheim tagt. Rapp war Teil einer württembergischen Delegation, die die Internationale Ökumenische Friedenskonvokation im Mai in Kingston/Jamaika besucht hat, um mit Christen aus aller Welt an einer „Theologie des Friedens“ zu arbeiten und um eine Ökumenische Erklärung zum Thema „Gerechter Friede“ auszurufen.
Die Württemberger besuchten auch verschiedene Projekte, so zum Beispiel eine Schule, in der junge Mütter mit ihren Kindern gemeinsam leben können. Die jüngste Mutter war eine Elfjährige mit einem vier Monate alten Baby – die älteste Mutter war 16 Jahre alt. Eine große Chance für die jugendlichen Mädchen: Normalerweise müssen diese die Schule sofort verlassen, wenn ihre Schwangerschaft bekannt wird. In dieser Schule erhalten sie dagegen sogar eine Ausbildung. Das hat Ruth Rapp beeindruckt: die vielen, sehr konkreten Projekte in Jamaika und dass diese tatsächlich etwas veränderten.
Eine enttäuschende Erfahrung teilte aber auch die Synodale mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konvokation: Aktuelle politische Krisen kamen in den Diskussionen und Foren nicht vor – weder die Lage der Flüchtlinge, die versuchen über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, noch die Atomkatastrophe in Fukushima.
Die internationale ökumenische Kirchenkonferenz, auch Friedenskonvokation genannt, beschloss die „Dekade zur Überwindung der Gewalt“, eine Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die Dekade ruft die Mitgliedskirchen, engagierte ökumenische Gruppen und einzelne Christinnen und Christen auf, bestehende Friedensnetzwerke zu stärken und neue Netzwerke zu schaffen.
„Die Konvokation will aber keinen Schlusspunkt hinter die Friedensarbeit machen, sondern einen Doppelpunkt setzen. Die Friedensarbeit der Kirchen in aller Welt soll nach der Dekade nicht zu Ende sein, sondern der Friede Gottes soll von hier aus und über die ganze Welt ausbreitet werden, dort wo er noch nicht spürbar ist“, sagte Ruth Rapp vor der Synode.
Dan Peter