Stuttgart/Schwäbisch Gmünd. Die derzeit in Schwäbisch Gmünd tagende Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hat am Mittwochabend den Haushalt 2013 mit großer Mehrheit beschlossen. Dieser hat für den Bereich der Landeskirche ein Volumen von rund 400 Millionen Euro, für den Bereich der Kirchengemeinden von gut 260 Millionen.
Die württembergische Landeskirche rechnet im laufenden Jahr mit Kirchensteuereinnahmen von rund 590 Millionen Euro - das wären 30 Millionen Euro mehr als 2011. Für das nächste Jahr geht der Finanzdezernent der Landeskirche, Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup, von einem Kirchensteueraufkommen von 572 Millionen Euro für die rund 2,2 Millionen Mitglieder zählende Landeskirche aus.
„Die Evangelische Landeskirche ist – Stand heute – wirtschaftlich gut aufgestellt“, sagte Martin Kastrup. „Das Vermögen zur Absicherung von Verpflichtungen und Risiken ist kontinuierlich gewachsen und sichert ein nachhaltiges Wirtschaften.“ Die Mehrzahl der Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen im Immobilienbestand werde 2013 abgeschlossen. Der Haushalt sei vor allem „vom laufenden Geschäft“ geprägt und werde vervollständigt durch die Mittel für einige Großereignisse wie ProChrist 2013, den Kirchentag 2015 in Stuttgart und das Reformationsjubiläum 2017. Daneben seien an Ausgaben vor allem die Kirchenmusik und die Öffentlichkeitsarbeit sowie eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte zu nennen, die vom „Geistlichen Leben im Kloster“ über Ganztagesschule und Jugendarbeit bis hin zur Sicherung von Qualitätsstandards in landeskirchlichen Tagungsstätten reiche. Neu in den Haushalt aufgenommen wurden die Mittel für eine zweite Fundraisingstelle für die Landeskirche. Für den Bereich der Kirchengemeinden nannte Kastrup die Unterstützung der Kirchenbezirksreformen und die Verlängerung der „Springer-Stellen“, um die Arbeit in der kirchlichen Verwaltung zu unterstützen.
Die Vorsitzende des Finanzausschusses, Inge Schneider, stellte den Haushalt unter das Motto: „Die Gunst der Stunde nutzen, Aufgaben abarbeiten, in die Zukunft investieren.“ Auf Dauer werde es aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und des bevorstehenden Pfarrermangels nicht möglich sein, alle Kirchenbezirke und Kirchengemeinden zu erhalten. „Deshalb werden wir im nächsten Jahr fünf Millionen Euro zur Verfügung stellen, um freiwillige Zusammenschlüsse von Kirchengemeinden und -bezirken zu unterstützen“, sagte sie.
Zuvor hatte sich die Synode mit den Ergebnissen einer Milieustudie beschäftigt, die die württembergische und badische Landeskirche in Auftrag gegeben haben. Die ersten Befunde seien „überraschend und sehr erfreulich“, sagte Professor Dr. Heinzpeter Hempelmann, der als Theologe die Studie für die württembergische Landeskirche begleitet. "Christliche Überzeugung, Werte und Bindung an die Institution Kirche sind auffallend stark“, so Hempelmann. So stünden evangelische Christen in Baden-Württemberg fest zu ihrer Kirche, drei Viertel von ihnen hätten noch nie über einen Austritt nachgedacht. Vielmehr beteiligten sich sogar 46 Prozent der Mitglieder nach eigener Einschätzung aktiv am kirchlichen Leben. Die evangelische Kirche werde als „lebenslanger geistlicher Wegbegleiter“ sowie als „Gestalter wichtiger Lebensstationen und Lebensübergänge“ gewünscht. Ferner befürworten 94 Prozent der Mitglieder den „Einsatz für den Nächsten als Kernanliegen kirchlicher Arbeit“. Soziologisch seien Evangelische stark in der gesellschaftlichen Mitte und im traditionellen Segment repräsentiert, aber auch in den modernen gehobenen Milieus nicht unterrepräsentiert. Schwach vertreten seien sie jedoch in der modernen und postmodernen Unterschicht sowie in der unteren Mitte. Hempelmann regte unter anderem Schwerpunktbildungen und arbeitsteilige Kooperationen an, um den bisher wenig Erreichten „Andockpunkte“ zu ermöglichen. Es gelte, die eigene Arbeit milieusensibel auszurichten und neben der Frage der Verteilungsgerechtigkeit die Teilhabegerechtigkeit stärker in den Blick zu nehmen.
Des Weiteren hat die Landessynode für die Aufnahme eines Kontingents syrischer Christen in Deutschland votiert und die Kirchenleitung beauftragt, sich dafür bei Landes- und Bundesregierung einzusetzen.
Am heutigen Donnerstag geht die Tagung mit einer Debatte über innerkirchliche strategische Planungsprozesse zu Ende.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche