Stuttgart/Gäufelden/Rottenburg. "Die Menschen müssen den Anfängen wehren, wenn andere ausgegrenzt werden", sagte Landesbischof Frank Otfried July gestern, 27. Januar, an der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen. Der Bischof hatte am internationalen Holocaust-Gedenktag die Gedenkstätte besucht. Ein Gedenkstein erinnert an die Namen aller dort Inhaftierten. „Wo Namen sind, geht es um den Einzelnen und seine Lebensgeschichte“ so der Bischof, sie würden damit der Vergessenheit entrissen.
Das KZ Hailfingen/Tailfingen war ein bei Gäufelden-Tailfingen gelegenes Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler/Struthof im Elsass. Zwischen November 1944 und Februar 1945 waren dort 600 Juden inhaftiert, von denen mindestens 186 starben. Die Aufgabe der KZ-Häftlinge bestand in erster Linie darin, den Nachtjägerflugplatz Hailfingen auszubauen.
Mitte Februar 1945 wurden mit dem Näherrücken der Alliierten die Bauarbeiten abgebrochen und der Platz geräumt. Ein Häftlingstransport ging nach Vaihingen/Enz. Mindestens 48 der 111 Häftlinge, die am 13. Februar 1945 dorthin transportiert wurden, starben. Ein letzter Transport verließ Hailfingen am 14. Februar 1945. Die bis dahin in Hailfingen gebliebenen 296 Häftlinge wurden nach Dautmergen deportiert; von ihnen starben dort nachweislich neun. Ein Gedenkstein auf dem Tailfinger Friedhof erinnert an Häftlinge, die man 1945 in einem Massengrab auf dem Flugplatz gefunden hatte. Sie wurden auf den Friedhof überführt.
Nach Angaben der Verantwortlichen haben mehr als 1.500 Interessierte die Gedenkstätte seit ihrer Eröffnung im Juni 2010 besucht. In Hailfingen erinnern zudem Tafeln und ein Gedenkpfad an das Lager. Oberhalb des Dokumentationsraumes in Tailfingen gibt es einen Seminarraum vor allem für Schulklassen, der von der lokalen Sektion „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ eingerichtet wurde.
Dan Peter