Zum bevorstehenden Weihnachtsfest schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:
„Armut, Hunger, Gewalt, Terror, Krieg, als Folge davon Hunderttausende von Menschen auf der Flucht auch hierher zu uns: Wir leben in einer geschundenen, zerrissenen Welt. Wer soll sie heilen? Und wie kann in einer solchen Welt überhaupt Weihnachten werden?
Trotzdem: Im Dunkel dieser Welt gibt es auch Licht – weihnachtliches Licht. Jedenfalls sehe ich viele helfende Hände in diesen Tagen und bin dankbar für sie. Dankbar für die Hände der Frauen und Männer, die Flüchtlingen einen Willkommensgruß entbieten und ihnen ein Dach über dem Kopf verschaffen. Die in Kleiderkammern anpacken oder mit Kindern spielen. Die Fahrräder reparieren oder eine Mahlzeit kochen. Und ich höre viele klare Worte und danke auch für sie. Danke vor allem denen, die ihre Stimme erheben und unmissverständlich deutlich machen: Fremdenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz. Vielmehr ist, wer um Leib und Leben fürchtet, unser Nächster, dem wir Hilfe schuldig sind.
Aber sind das nicht zu viele Nächste, die zu uns kommen? Manche fragen so, weil sie Überforderung fürchten und dass Ehrenamtliche wie Hauptamtliche an ihre Grenzen stoßen. Diese Fragen und Probleme dürfen wir nicht ignorieren. Wir dürfen vor ihnen aber auch nicht kapitulieren. Im Gegenteil: Gerade weil die Frauen, Männer und Kinder, die bei uns Schutz vor Gewalt und Hilfe zum Leben suchen, unsere Nächsten sind, müssen wir für sie die Grenzen des Machbaren neu ausloten und das Menschenmögliche tun. Allen, die das genauso sehen, sichere ich die kraftvolle und dauerhafte Unterstützung unserer Kirche und ihrer Diakonie zu. Weihnachten zeigt: Gottes Liebe ist unermesslich. Daraus folgt: Auch die Skala der Nächstenliebe ist nach oben offen.
Ja, jetzt kommt – trotz allem – Weihnachten und mit ihm die frohe Botschaft dieses Fests: ‚Denn euch ist heute der Heiland geboren.‘ (Lukas 2,11) So vor allem geschieht Erlösung. Inmitten einer unerlösten Welt. Heiland, Heil, Heilung: Ich wünsche uns, dass Weihnachten gerade in diesem Jahr seine heilende Kraft entfaltet, Zerrissenes zusammenbringt und Mut macht für das, was vor uns liegt. Denn eins steht fest: Klare Worte und helfende Hände – auch solche, die sich zum Gebet falten – brauchen wir weiterhin. Und wir brauchen sie nicht nur für die Menschen auf der Flucht, sondern für alle, denen das
Leben Wunden schlägt und die sich nur nach einem sehnen: nach Frieden für sich und diese Welt.
Gott schenke uns seinen weihnachtlichen Segen!“
Oliver HoeschSprecher der Landeskirche
Am 1. Weihnachtsfeiertag, Freitag, 25. Dezember, predigt Landesbischof July um 10 Uhr in der Stiftskirche in Stuttgart. Dazu schicken wir Ihnen am 23. Dezember eine Sperrfrist-Pressemitteilung.
Am 29. Dezember erhalten Sie die Neujahrsbotschaft von Landesbischof July.