22.02.2014

Inge Schneider zur Präsidentin der Evangelischen Landessynode gewählt

"Der demographische Wandel stellt uns vor große diakonische, missionarische und strukturelle Herausforderungen"

Stuttgart. Die 15. Württembergische Evangelische Landessynode hat bei ihrer konstituierenden Sitzung Inge Schneider aus Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis) zur Präsidentin gewählt. In der Stuttgarter Liederhalle stimmten mit 68 mehr als zwei Drittel der Synodalen für Schneider. Inge Schneider ist damit die dritte Frau an der Spitze des landeskirchlichen Parlaments in dessen 145-jähriger Geschichte. Die 60-jährige Pädagogin folgt auf Dr. Christel Hausding, die das Amt seit 2008 innehat. Als erste Frau war 1996 Dorothee Jetter zur Synodalpräsidentin gewählt worden.

In ihrer Antrittsrede nannte Schneider als wichtige Aufgaben der neuen Synode, sich mit den Folgen des demografischen Wandels und seinen diakonischen, missionarischen und strukturellen Herausforderungen zu beschäftigen und Lösungen dafür zu finden, wie in Zukunft Gemeinde auf dem Land und in der Stadt gelebt werden kann. „Eine Fülle ethischer und gesellschaftspolitischer Fragestelllungen tut sich vor uns auf: Da geht es um den Schutz des Lebens am Anfang und am Ende, den Umgang mit Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftigen und Sterbenden, das Zusammenleben in Ehe und Familie, den Einsatz für den Frieden, die Situation von Migranten und Flüchtlingen, die Bewahrung der Schöpfung, aber auch um eine total veränderte Medienwelt.“ Außerdem müsse die Kirche deutlich machen, was sie für die Gesellschaft leiste – nicht nur in diakonischen Einrichtungen, sondern auch in der Vermittlung christlicher Werte in Kindergärten, Schulen, im Religionsunterricht, der Jugendarbeit und den Gottesdiensten sowie durch die Pfarrerinnen und Pfarrer in der Lebensbegleitung und Bewältigung von Krisensituationen.

Zuvor hatte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in einem Gottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche die Synode aufgerufen, auf Gottes Barmherzigkeit und nicht auf die eigene Gerechtigkeit zu setzen. „Wer auf Gottes Barmherzigkeit vertraut, kann selbst barmherzig sein. Viele Menschen in unserer Gesellschaft erwarten, dass die Kirche auch ein Leuchtfeuer der Barmherzigkeit ist.“ Dies gelte im Umgang miteinander und erweise sich auch daran, „wie wir anderen Menschen zeigen, dass sie willkommen sind, zum Beispiel denjenigen, die in anderen Lebensorientierungen, in anderen Milieus, in anderen sexuellen Vorfindlichkeiten leben.“

Der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Nils Schmid lobte in seinem Grußwort die finanzpolitische Transparenz der Synode. „Sie diskutieren und beschließen in öffentlichen Sitzungen den Umgang mit Finanzen und Immobilien. Durch eine solche Transparenz und Offenheit wird Vertrauen gerade auch in kirchliche Strukturen geschaffen.“ Die Kirchen seien Partner des Landes Baden-Württemberg zum Beispiel in der Diakonie, der Pflege kulturellen Erbes und in vielen anderen Bereichen. Dabei diskutiere man auch komplexe Themen offen, konstruktiv und fair. Die Vielfalt sei ein Zeichen für eine lebendige Kirche.

Der Alterspräsident der Synode, Dr. Harald Kretschmer (Tübingen), rief dazu auf, „als Kirche, die sich nicht sich selbst verdankt, einen sicheren und klaren Weg sowohl der Spiritualität, der Frömmigkeit wie auch der Weltzugewandtheit“ zu gehen. „Lassen Sie uns alle in unserer württembergischen Kirche nicht verzagt, sondern groß denken! Ich wünsche mir, dass wir weiterhin gemeinsame Kirche des Volkes für das Volk sind im Sinne einer gesellschaftlich engagierten Kirche, die ihre Botschaft von der freien Gnade Gottes ‚an alles Volk’ auszurichten hat.“

47 neu gewählte Synodale legten das Gelöbnis ab, ihr „Amt als Mitglied der Landessynode im Aufsehen auf Jesus Christus, den alleinigen Herrn der Kirche, zu führen.“ Die übrigen waren bereits Mitglied der früheren Landessynode.

Am Nachmittag stehen weitere Wahlen und Personalentscheidungen auf der Tagesordnung.

Die Württembergische Evangelische Landessynode wird als einzige evangelische Landessynode direkt von den Gemeindegliedern in Urwahl gewählt. Sie ist die gesetzgebende Versammlung der Kirchenleitung, wählt den Landesbischof und hat das Haushaltsrecht. Die Synodalen werden in Wahlkreisen für sechs Jahre gewählt. Sie kommt in der Regel dreimal pro Jahr zur Sitzung zusammen.
Am 1. Dezember 2013 wurden in Württemberg neue Kirchengemeinderäte und die neue Landessynode gewählt.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

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