Zum kommenden Weihnachtsfest schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:
„Die Weihnachtsgeschichte ist einmalig - sie kann nicht wiederholt werden. Gleichwohl stolpere ich alle Jahre wieder über den Satz: ,Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.’ Mit anderen Worten: Weihnachten startet mit der Verweigerung eines Grundrechts, nämlich des Rechts auf ein Dach über dem Kopf, auf Schutz, auf Wärme, auf Unversehrtheit, auf Heimat im weitesten Sinn.
Was damals Maria, Josef und dem Gotteskind widerfahren ist, ist heute das Schicksal vieler. Vieler hier bei uns, die entweder auf der Straße oder zwar unter einem Dach, aber eben in menschenunwürdigen Verhältnissen leben. Und vieler in anderen Teilen der Welt, wo Frauen und Männer und Kinder zum Beispiel in Syrien vor einem unbarmherzigen Bürgerkrieg fliehen müssen.
Die Frage ist: Haben wir für solche ,Heimatlose’ von hier und anderswo wie beim ersten Weihnachten auch ,keinen Raum in der Herberge’? Oder sind wir bereit, unsere Türen zu öffnen für die nahen und fernen Nächsten, die bei uns Schutz, Frieden und Leben suchen?
Meine persönliche Antwort lautet so: ,Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge’ darf in keiner Lebens- und Weihnachtsgeschichte von heute mehr stehen. Verschlossene Türen, Grenzen und Herzen passen nicht zu Weihnachten und auch nicht zu Gottes Wirklichkeit und Barmherzigkeit. Weihnachten 2012 sollte ein Fest der offenen Türen, Grenzen und auch Herzen sein für alle, die nichts anderes wollen als wir selber auch, nämlich in Sicherheit und Würde leben. Es gibt genug Raum in der Herberge. Vielleicht müssen wir ja auch nur ein bisschen zusammenrücken.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche
Gottesdienst an Weihnachten mit Landesbischof July:
1. Weihnachtsfeiertag, 25.12.2012, 10 Uhr, Stiftskirche Stuttgart