18.07.2014

Sex, d‘ Stond und Rock and Roll

Prominente nehmen Stellung zu Reformation und Politik

Stuttgart. „Wo können Impulse der Reformation heute eine Rolle spielen? Wo sehen Sie heute Reformbedarf?“ Das wollte die Evangelische Landeskirche in Württemberg von prominenten Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Kultur wissen. Mehr als 50 Männer und Frauen haben sich an dem Web-Projekt „Reformation und Politik“ beteiligt und in kurzen, teils sehr persönlichen Statements Stellung bezogen. Unter ihnen sind Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Präsidentin von „Brot für Welt“ Cornelia Füllkrug-Weitzel, der schwäbische Kabarettist Christoph Sonntag und der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, Asylpfarrer Werner Baumgarten und Dr. Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.

„Ich freue mich über die große Bereitschaft, an diesem Projekt mitzuwirken“, betont Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July. „Es zeichnet sich durch sehr unterschiedliche, teils kontroverse Beiträge aus. Gerade in der Vielzahl der Zugänge kristallisiert sich ein Gesamtbild heraus, das der Vielfalt unserer Kirche wie auch dem Spannungsfeld Kirche – Reformation – Politik gerecht wird. Die Kirche muss immer reformiert werden. Und bitte nicht nur die Kirche, sondern auch Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur.“

Der Promifaktor ist hoch. Margot Käßmann und Katrin Göring-Eckardt sind dabei, ebenso der Bestsellerautor und „Benefizschwätzer“ Gerhard Raff sowie der Co-Präsident des Club of Rome, Ernst-Ulrich von Weizsäcker. Dazu der Landtagspräsident mit seinen Stellvertretern, der Wirtschafts- und Finanzminister, der Innenminister, Staatssekretäre, Abgeordnete, Synodale, eine Diakoniepfarrerin und der Islambeauftragte.

Was ab Montag, 21. Juli, Woche für Woche auf "Reformation und Politik" freigeschaltet wird, ist so vielfältig wie der Kreis der Beteiligten. Während Christoph Sonntag seine Erfahrung mit Sex, dr Stond and Rock an Roll reflektiert und der Verbindung von Reformation und Kabarett auf der Spur ist, warnt die Präsidentin der württembergischen Landessynode, Inge Schneider, davor, Menschen nach ihrem Nutzwert für die Gesellschaft zu beurteilen. „Der Neuanfang, den Reformation einfordert, sollte nicht nur in, sondern auch zwischen den Konfessionen stattfinden“, fordert Landtagspräsident Guido Wolf. Dagegen plädiert Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, dafür, auch aus den Mängeln der Reformation zu lernen: „Kein blinder Gehorsam gegen geistliche Autoritäten und gegen staatliche Obrigkeiten. Toleranz statt Hass – gegenüber allen Menschen; Streben nach sozialer Gerechtigkeit.“

Mit dem Web-Projekt „Reformation und Politik“ hat die Landeskirche den Titel des Themenjahres 2014 übernommen. Es läutet die zweite Halbzeit der Lutherdekade ein, die in das Reformationsjubiläum 2017 mündet. 500 Jahre zuvor hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass veröffentlicht. Dieses Datum symbolisiert bis heute den Beginn der Reformation. Voraussichtlich Mitte oder Ende August werden die Statements aus dem Web-Projekt „Reformation und Politik“ auch in gedruckter Form vorliegen.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

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