"Hinterm Horizont geht‘s weiter…"

Landesbischof July schreibt zu Ostern 2014

Am Sonntag, 20. April, und Montag, 21. April, ist Ostern. Zu diesem hohen kirchlichen Fest schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:

Warum ist Ostern eigentlich das wichtigste Fest der Christen? Weil es den Horizont des Lebens aufreißt. Nach drei Tagen Tod kommt: ein neuer Tag, ein neues Leben. „Hinterm Horizont geht‘s weiter, ein neuer Tag…“ singt Udo Lindenberg. Ein Lied aus den 80ern, aber das Bild vom Horizont gefällt mir. Denn seit Ostern wissen wir: Der Tod, der Horizont unseres Lebens, ist nicht das Ende. Da ist mehr, da geht‘s tatsächlich weiter. Am Horizont ist nicht Schluss. Es geht weiter, anders als bisher. Das gilt seit Ostern auch für unser Leben.

Am Karfreitag hingerichtet, gestorben und beigesetzt, ist Jesus am „Dritten Tag“ und danach vielen Frauen und Männern begegnet. Das heißt, Jesus ist nicht einfach wieder da, so wie er vorher in seinem irdischen Leben da war. Sondern er ist der auferstandene Jesus Christus. Er begegnet den Menschen in verschiedener Weise. Sie erkennen ihn wieder und sehen ihn trotzdem neu. Und er begegnet den Menschen in verschiedener Weise. Und deshalb verbreitete sich die Nachricht von diesem gekreuzigten und auferstandenen Jesus von Jerusalem aus in die ganze Welt.

Der Sieg über die Macht des Todes – das ist der Kern der Osterbotschaft. Unwahrscheinlich und gegen jede Lebenserfahrung. Aber so ist Gott: Er durchbricht unsere Regeln, unsere Logik, unsere Wahrscheinlichkeiten, unsere Lebenserfahrung. Er reißt den Horizont auf.

Deshalb glauben wir Christen, dass Gebet zu diesem Gott etwas verändern kann. Die Botschaft von Ostern ist stärker als der Hass und der Egoismus in der Welt und durchbricht unsere Wirklichkeit. Mit der Kraft von Ostern beten wir für Frieden in der Ukraine. Und rufen gleichzeitig unsere Politiker auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um dort kriegerische Handlungen zu vermeiden. Und wir halten fest am Gebet für Syrien. Wir wollen helfen, die Not der Zigtausende von Flüchtlingen in den Lagern dort zu lindern. Und hier die willkommen heißen und ihnen helfen, die bei uns, in unserem reichen und friedlichen Land, Zuflucht suchen.

„Hinterm Horizont geht‘s weiter ...“ – das hat auch eine hautnahe, persönliche Dimension für jede und jeden: „Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden“, heißt es im Johannesevangelium (16,20). Das wünsche ich Ihnen. Die Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, dass die Angst vor dem Tod uns nicht mehr fesseln kann, dass es hinter dem Horizont des Lebens weiter geht. Und dass das Wissen darum Ihnen und mir hier und jetzt die Kraft und Liebe gibt, unseren Mitmenschen zu helfen, wo sie Hilfe brauchen, sie zu ermutigen, wo sie Zuspruch benötigen, und miteinander diese Osterbotschaft weiterzusagen.

In diesem Sinne frohe und gesegnete Ostern! Christus ist auferstanden!

Ihr Frank Otfried July

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

Landesbischof July hält am Samstag, 19. April, um 21 Uhr in der Leonhardskirche in Stuttgart die Predigt beim Ökumenischen Osternachts-Gottesdienst mit der Alt-Katholischen und Anglikanischen Gemeinde. Und am Ostersonntag, 20. April, um 10 Uhr, hält er die Predigt beim Gottesdienst in der Stiftskirche in Stuttgart.