Hans-Hermann Böhm (64), der Umweltbeauftragte der württembergischen Landeskirche, ist am heutigen Freitag in Stuttgart in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Agrarbiologe und promovierte Gewässerkundler hat 20 Jahre lang das Engagement der Landeskirche für die Schöpfung geprägt. „Mit Herrn Dr. Böhm tritt eine Persönlichkeit in den Ruhestand, die sich in 20 Jahren in vorbildhafter Weise mit höchster fachlicher Kompetenz sowie größtem Engagement und Sensibiltät für den Schutz der Umwelt, des Klimas und der Natur eingesetzt hat“, erklärte der Ministerialdirigent im Umweltministerium, Martin Eggstein.
Böhm ist davon überzeugt, dass sich durch Verzicht und Verbote allein kein Umweltbewusstsein entwickle. Vielmehr gelte es, Visionen und Nahziele zu formulieren. Das führte zu Erfolg. Kurz nach seinem Dienstantritt beschließt die Synode die Stelle eines Energieberaters. Es folgen Energiesparprogramme, der Aufbau einer Mobilitätsberatung und die Verständigung der Landeskirche auf Ökologische Leitlinien bereits in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Rund ein Drittel aller 1.383 Kirchengemeinden hat inzwischen ein Energiemanagement eingerichtet und das Umweltmanagement von 100 Kirchengemeinden ist erfolgreich nach europäischen Richtlinien EMAS zertifiziert.
Hans-Hermann Böhms Kompetenz hat auch außerhalb des kirchlichen Rahmens Gewicht. Früh wurde er Stiftungsrat der Akademie für Technikfolgenabschätzung, Mitglied im Landesbeirat für Natur- und Umweltschutz und engagiert sich in der Stiftung Naturschutzfonds. Sein Wissen ist gefragt im Beirat der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, später beim Umweltdialog „Zukunftsfähiges Baden-Württemberg“ und beim Umweltdialog „Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg“. Böhm brachte sich in dem Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg ein. Maßgeblich hat er dazu beigetragen, dass die ACK-Kirchen deutschlandweit einen „Tag der Schöpfung“ (1. Freitag im September) begehen. Nicht zuletzt gründete er das Europäische Christliche Umweltnetzwerk „European Christian Environmental Network“ (ECEN), dessen Leitungskreis er noch immer angehört. Böhm hat frühzeitig erkannt, dass die Kirchen sich verständigen und europaweit einbringen müssen.
Oliver Hoesch