Stuttgart/Untermünkheim. Beim Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebs in Untermünkheim (Landkreis Schwäbisch Hall) sagte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Dr. h. c. Frank Otfried July: "Ich wünsche mir, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher darauf achten, was auf den Tisch kommt. Dazu gehört, dass wir für Lebensmittel einen angemessenen Preis bezahlen, von denen die bäuerlichen Familien leben können.“ Außerdem seien solche Preise auch die Voraussetzung für eine angemessene Tierhaltung. „Gute Worte“, kritisierte July, „sind dann wohlfeil, wenn wir im Supermarkt nur dorthin greifen, wo es billig ist. Ein Liter Milch für 35 Cent ist ein Schlag ins Gesicht derer, die dafür sorgen, dass wir vielfältige und hochwertige Milchprodukte kaufen können." Zwar wolle er als Landesbischof nicht außer Acht lassen, dass die Lebenshaltungskosten für viele Menschen jetzt schon eine Überforderung darstellen. Dieses Problem löse man aber nicht dadurch, dass man die Existenzgrundlage eines ganzen Berufsstands gefährdet.
Im Vorfeld des Erntedankfests, das am 30. September bzw. 7. Oktober in den Kirchengemeinden gefeiert wird, informierte sich der Landesbischof auch über die Lage der Landwirte in der Region. Dass er für seinen Besuch den Ackerbau- und Schweinemastbetrieb von Bernd Kraft in Untermünkheim ausgesucht hat, hatte mehrere Gründe: Kraft engagiert sich als Kirchengemeinderat und ist Vorstandsmitglied im Evangelischen Bauernwerk in Württemberg e. V. Vor allem aber lässt sich an seinem Hof exemplarisch zeigen, welche negativen Folgen für den Ernteertrag die Frostperiode im Frühjahr gehabt hat. Aber auch unabhängig davon setzt sich Landesbischof July für die lokalen und regionalen Erzeuger ein: "Ich werbe weiterhin dafür, dass Verbraucher bevorzugt Produkte aus der Region kaufen. Das bedeutet kurze Wege, Schonung von Ressourcen und trägt zur Nachhaltigkeit bei. Außerdem werden unsere Bauernfamilien dadurch unterstützt. Ich freue mich, dass es mittlerweile das Etikett ‚Heimat’ gibt."
Eine Daueraufgabe gerade auch der Kirche sieht Landesbischof July darin, gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln vorzugehen: „Ich empfinde es als Skandal, dass in unserem Land unverdorbene Lebensmittel einfach weggeworfen werden. Die Gründe sind verschieden, aber keiner davon rechtfertigt dieses Verhalten.“ Außerdem müsse man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass weltweit über eine Milliarde Menschen Hunger leidet und Tausende täglich an Unterernährung sterben. Von daher, betonte July, könne nur eine Devise gelten: „Lebensmittel gehören nicht in die Tonne!“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche