Stuttgart/Tübingen. "An diesem Ort haben 750 Jahre lang Menschen in immer neuen Anläufen über Gott und die Welt nachgedacht, Zeitgenossenschaft geübt und vom Anfang und Ende aller Zeit gesprochen", sagte der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July am Mittwoch, 13. Juni, anlässlich des 750-jährigen Bestehens des Augustinerklosters und späteren Evangelischen Stifts in Tübingen.
In seiner Predigt in der Tübinger Stiftskirche erinnerte der württembergische Landesbischof u. a. an Johann Staupitz, den Ordenslehrer Martin Luthers, an das Gründungsmitglied der Universität Tübingen Gabriel Biel und an den Philosophen, Theologen und Schriftsteller David Friedrich Strauß, die in Kloster und Stift gewirkt bzw. studiert hätten. Auch 1968, 1969 und danach sei dort "in Konfrontation und Provokation über Zeitgenossenschaft und Verantwortung des Glaubens, Erlösung und Vertröstung" debattiert worden, betonte er. "Heute fragen wir nach dem offenen Miteinander der Kulturen und Religionen in einer Weltgemeinschaft. Wir fragen, wie Zeitgeist, Zeitgenossenschaft, Wahrheit des Evangeliums und eigenes Wahrheitsbewusstsein zusammenhängen und sich unterscheiden", so July. Die Kirche, aber auch die Gesellschaft brauche solche Räume und Orte des Betens, des Glaubens, des Fragens, des Denkens und des Antwortens. "Deswegen wollen wir weiterhin eine Kirche sein, die die Bildung des Herzens und die Bildung des Verstands fördert und begleitet, die das theologische Nachdenken aller Generationen als kirchenleitende Tätigkeit besonderer Form versteht."
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche