Stuttgart/Freiburg/Karlsruhe. Für eine Familienpolitik auf Basis eines umfassenden Konzepts haben sich die beiden großen Kirchen in Baden-Württemberg und ihre Wohlfahrtsverbände gemeinsam ausgesprochen. In einem an die politischen Führungskräfte des Landes gerichteten Positionspapier mahnen sie eine an den Interessen von Familien orientierte ganzheitliche und nachhaltige Politik an. Familienpolitik erfordere das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte, für das die Politik passende Rahmenbedingungen setzen müsse. Ausdrücklich sprechen sich die Kirchenleitungen mit ihrer Caritas und Diakonie für die Beibehaltung des Landeserziehungsgeldes als Beitrag zur Minderung des Armutsrisikos von Familien aus.
Die Kirchen fordern in dem Papier „Für eine familienorientierte Politik in Baden-Württemberg“ eine flächendeckende Versorgung mit pädagogisch hochwertigen Betreuungsplätzen für Kinder aller Alterstufen vor der Einschulung. Es wird betont, dass die Kirchen im Land„ sich sehr nachdrücklich auch am Ausbau der Plätze für Kinder unter drei Jahren“ beteiligen. Es sei dafür zu sorgen, dass der von den Kirchen wesentlich mit entwickelte und getragene Orientierungsplan für Kindertagesstätten qualitativ und finanziell abgesichert wird.
Die Kirchen bemängeln, dass der schulische Erfolg nirgends in Deutschland so stark vom materiellen und sozialen Status der Eltern abhinge wie in Baden-Württemberg. Sie verlangen, dass alle Kinder eine gerechte Chance auf Bildung erhalten und Eltern „die verantwortliche Erziehung ihrer Kinder mit beruflicher Tätigkeit in Einklang bringen können“. Dazu gehöre ein Ausbau verlässlicher Ganztagesangebote vor Ort, Schulsozialarbeit, mobile Jugendarbeit und Angebote interkultureller Bildung. Unter Hinweis auf veränderte Familienstrukturen mahnen die Kirchen stabile Familienbildung und -beratung an, wofür die vorhandenen Trägerstrukturen ausgestaltet und verstärkt werden sollten. Dies schließe auch Fortbildung im Rahmen von Familienfreizeiten und -erholung ein.
Mit steigender Tendenz müssten Familien auch für alte und hoch betagte Angehörige sorgen, heißt es in dem Papier. Dies bedeute oft eine enorme Alltagsbelastung. Diese Familien bräuchten auf den individuellen Bedarf zugeschnittene Unterstützung und Entlastung. Unter anderem müssten Land und Kommunen deswegen gemeinsam ein Gesamtkonzept für offene und ambulante Hilfen entwickeln.
Abschließend heißt es in dem Schreiben, die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände würden sich „für eine lebenslagenbezogene und lebensphasenspezifische Familienpolitik einsetzen“. Sie erwarteten deswegen von der Landespolitik ein umfassendes familienpolitischen Konzept und die „Einführung einer Familienverträglichkeitsprüfung politischer Entscheidungen“. Sie bieten für die Erstellung eines solchen Konzepts ihre Hilfe an, so das Positionspapier.
Dan Peter