13.06.2011

"Pfingsten ist das Fest der Einmütigkeit, nicht der verordneten Einheit"

Auszüge aus den Predigten der Prälatin Gabriele Wulz und der Prälaten Hans-Dieter Wille und Ulrich Mack

Prälatin Gabriele Wulz
"Der Heilige Geist versetzt die Menschen nicht in Begeisterung und macht sie nicht ekstatisch" sagte Prälatin Gabriele Wulz an Pfingstsonntag im Ulmer Münster. Vielmehr wirke der Geist analytisch und öffne die Augen und den Verstand, damit sie sich keine Illusionen mehr machten über das Leben und die Welt. Er zeige, dass der Mensch hin- und hertaumele zwischen Allmachtswahn und Ohnmachtsgefühlen. Im Glauben erwachsene Christen wüssten, dass sie sich nicht auf ihren Glauben verlassen könnten. "Zum Mündigsein, zum Erwachsenwerden gehört ja gerade auch das: sich selbst und die eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen." Glaube sei nichts abgeschlossenes, sondern "beweglich, veränderbar und fähig zur Weiterentwicklung".

Es sei "nicht die eine Sprache, die an Pfingsten gefunden wurde, sondern ein Verstehen des anderen, das über die eigenen Grenzen hinausgeht", sagte Prälatin Gabriele Wulz am Pfingstmontag, 13. Juni, beim Gottesdienst im Grünen in Wilhelmsdorf-Latten. Pfingsten sei das Fest der Einmütigkeit, aber nicht der verordneten Einheit. "Wenn Menschen Einheit verordnen, bringt das Entwicklungen mit sich, von denen wir uns zu Recht mit Entsetzen und Schrecken abwenden", so die Ulmer Prälatin. Gott dagegen rette die Verschiedenheit und die Kommunikation. Eine Kommunikation, "die dialogisch ist und nicht auf Einheit verpflichtet". Gottes Geist "st ein Geist der Wahrheit, ein Geist des Trostes und ein Geist, der die Vielfalt liebt".

Prälat Ulrich Mack
"Gottes Werk geht überall dort weiter, wo Gottes Heiliger Geist zum Wirken kommt", sagte der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack während eines ökumenischen Gottesdienstes an Pfingstsonntag in der Stuttgart St. Eberhards-Kirche. Der Heilige Geist motiviere zu glauben und vom Glauben zu reden. "Er hat die Kraft, Staubschichten an Glaubensmüdigkeit wegzufegen. Er lässt Hoffnungsarmut ausziehen und Vertrauensmut einziehen." Er verbinde Christen miteinander und ohne ihn gäbe es die Kirche nicht.

"Christen sind nicht die letzten Hüter einer abendländischen Tradition, sondern sie leben mit dem auferstandenen Christus in einer weltweiten Gemeinschaft", so der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack an Pfingstmontag in der Stuttgarter Stiftskirche. Im christlichen Glauben wirke eine starke verbindende Kraft, die in vielen Ländern sichtbar werde, wo Christen für Gerechtigkeit und praktizierte Nächstenliebe einträten. "Christliches Selbstbewusstsein gründet aber nicht auf unseren Kräften, Gedanken und Ansichten. Es gründet im auferstandenen und gegenwärtigen Christus", so Mack wörtlich.

Prälat Hans-Dieter Wille
"Pfingsten heißt: Gott hat Geduld mit unserer Kirche. Und aus dieser Geduld wächst ihre Kraft, auch schwierige Zeiten durchzustehen", sagte Prälat Hans-Dieter Wille an Pfingstsonntag in der Heilbronner Kilianskirche. Es sei die Kraft, die Schätze an Begabungen zu sehen und an Engagement und diakonischer Hilfe, die es in der Kirche gebe. Pfingsten zeige auch: Wo der Geist des Trostes ist, der die Wahrheit nicht scheut, ist Freiheit.

Dan Peter

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