12.09.2014

"Der Talar darf nicht an der Rathausgarderobe abgelegt werden"

20 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer aus Württemberg in Kommunalpolitik aktiv

Stuttgart. Rund 30 evangelische Pfarrer und Pfarrerinnen aus Württemberg haben sich bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 für politische Ämter zur Wahl gestellt. 20 von ihnen sind erfolgreich in ein Amt gewählt worden. Davon freuen sich drei Pfarrer über eine erfolgreiche Wiederwahl. Die übrigen 17 sind neu im politischen Geschäft. Jetzt nach den Sommerferien nehmen die Gremien ihre Arbeit so richtig auf.

Im Gemeinderat engagieren sich 13 der gewählten Pfarrerinnen und Pfarrer. Drei sitzen in einem Kreistag, weitere drei in einem Ortschaftsrat und einer in einem Bezirksbeirat. Dabei gehören zehn der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an. Zur Christlichen Demokratischen Union Deutschlands (CDU) zählen vier. Für das Bündnis 90/Die Grünen (B90/Grünen) ist ein Pfarrer politisch aktiv. Die restlichen fünf Pfarrer haben für freie Wählervereinigungen (FWV) und kleinere Bündnisse kandidiert.

Unter den 20 Gewählten sind 18 Männer und zwei Frauen. Elf Personen arbeiten als Gemeindepfarrerin oder -pfarrer. Zwei sind bereits in Ruhestand, und sieben üben eine andere Funktion innerhalb der Landeskirche aus.

Im Gegensatz zu katholischen Priestern ist es evangelischen Pfarrern erlaubt, ein öffentliches politisches Amt auszuüben. Nach dem Pfarrergesetz  sind die württembergischen Pfarrer und Pfarrerinnen lediglich dazu verpflichtet, den Oberkirchenrat von der Annahme der Kandidatur bzw. der Wahl zu informieren. „Auch wenn sie sich politisch betätigen, müssen sie erkennen lassen, dass das anvertraute Amt sie an alle Gemeindeglieder weist und mit der ganzen Kirche verbindet“, heißt es weiter im Gesetz. Zum Dienstantritt bekommen die gewählten Pfarrer vom Oberkirchenrat ein Gratulationsschreiben. „Darin erinnern wir sie an ihre pfarramtlichen Pflichten und bitten darum, die Grenzen zu beachten, die sich als Pfarrer für die Art und das Maß ihres politischen Handelns ergeben“, sagt Monika Jaeger, Mitarbeiterin im zuständigen Referat des Oberkirchenrats.

Hans-Peter Ehrlich, ehemaliger Stuttgarter Dekan und seit 2013 im Ruhestand, ist nun im Gemeinderat der Stadt Stuttgart aktiv. Als Pfarrer hat er 25 Jahre in der Landeshauptstadt gearbeitet. „Ich kenne die Stadt und ihre Menschen. Dies will ich in den Alltag politischer Entscheidungen einbringen, insbesondere in die eigene Fraktion und die Ausschüsse.“ Dazu gehöre auch die Erfahrung guter Diskurse in kirchlichen Gremien, die vor allem lösungsorientiert angelegt waren, so Ehrlich weiter. Ehrlich hat für sich die Entscheidung getroffen, dass sich eine aktive Parteimitgliedschaft nicht mit seinem Pfarramt und vor allen Dingen nicht mit dem Amt eines Stadtdekans in der Landeshauptstadt verträgt. Daher ist er erst mit Beginn des Ruhestands in die SPD eingetreten. „Andere Pfarrerinnen und Pfarrer mögen das für sich anders entscheiden“, sagt Ehrlich.

Beispielsweise Andreas Koch, Leiter der Radioredaktion des Evangelischen Medienhauses in Stuttgart. Seit 1991 ist er Stadtrat in Esslingen. Seiner langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung nach kann ein Pfarrer durchaus politisch aktiv sein. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man nicht meint, quasi den Talar an der Garderobe des Rathauses abgeben zu können, sprich mit dem Beruf ist auch eine angemessene Form der politischen Auseinandersetzung verbunden.“ Dass man als Pfarrer mit dem politischen Engagement dennoch ab und an zwischen den Stühlen sitzen kann, hat er am eigenen Leib erfahren. Als er sich vor Jahren im Sinne der Religionsfreiheit für den Bau einer Moschee eingesetzt habe, sei es schwierig geworden. Die Bezeichnung „Moschee-Koch“ habe er dann aber einfach als Ehrentitel und nicht als Diffamierung verstanden.

Dass Politik und Kirche inhaltlich näher beisammen liegen, als der eine oder andere denkt, zeigt auch das Beispiel von Pfarrer Peter Schmogro. Er ist im evangelischen Kirchenbezirk Biberach für die theologische Begleitung von Kirchenbezirk, Kirchengemeinden und Pfarrerschaft in Fragen der Diakonie zuständig. Gerade als Diakoniepfarrer sei er bei Fragen der Wohnraumknappheit, Integration von Migranten oder der Kindergarten- und Schulentwicklung an seine Grenzen gestoßen. Um sich zentraler ins politische Geschäft einzubringen, sitzt er nun für die CDU im Biberacher Gemeinderat.

Der prominenteste politisch aktive Pfarrer ist Thomas Reusch-Frey. Von 1994 bis 2011 arbeitete er als Pfarrer an der Kilianskirche in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg). Seit 2011 ist er für die SPD als Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde er in den Gemeinderat Bietigheim-Bissingens gewählt.

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y