06.09.2012

Kunstpreis der Evangelischen Landeskirche entschieden

Der Stuttgarter Thomas Putze und die Hamburgerin Isabell Kamp werden ausgezeichnet

Stuttgart. Der Erste Kunstpreis der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ist entschieden: Den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält der Stuttgarter Künstler Thomas Putze (geb .1968) für seine Performance „Durchzügler“. Das gab die Evangelische Landeskirche bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, 6. September 2012, in Stuttgart bekannt. Der Förderpreis in Höhe von 3.000 Euro wird nach dem Willen der Jury an die in Hamburg lebende Künstlerin Isabell Kamp (geb. 1980) für ihre Installation „Nur gute Lügen dürfen bleiben“ verliehen.

„Ich freue mich sehr über die positive Resonanz auf den Ersten Kunstpreis der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die starke Beteiligung von Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Deutschland an diesem Dialog von Kunst und Kirche mit qualitativ hochwertigen Beiträgen ist ein gutes Zeichen. Die Vielfalt der Arbeiten zeigt, wie aktuell die Fragestellung nach Bildern in unserem Leben ist“, sagt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July, der den Preis im Oktober in Bad Urach verleihen wird.

Unter dem Motto „Bilder? Bilder!“ hatte die Evangelische Landeskirche in Württemberg erstmals einen Kunstpreis bundesweit ausgeschrieben. Mehr als 1.000 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland haben sich beteiligt. Dabei kamen etwa 230 Einreichungen aus den östlichen Bundesländern und Berlin, so der Kunstbeauftragte der Landeskirche, Kirchenrat Reinhard Lambert Auer. „Ein Drittel der Teilnehmer sind 35 Jahre und jünger. Das ist die festgelegte Altersgrenze für den Förderpreis. Installationen machen neben Videokunst, Skulptur, Malerei sowie Licht- und Raumkunst einen Großteil der Arbeiten aus. Inhaltlich beschäftigen sich die Werke mit Kirche, Glauben und Religion oder nähern sich dem Thema mit Ideen zur Kirchenausstattung an - von Abendmahlsgeräten bis hin zu Textilien für den liturgischen Gebrauch.“

Eine Jury, der namhafte Persönlichkeiten aus Kirche und Kultur angehörten, hat aus den Bewerbungen Haupt- und Förderpreis sowie zwanzig weitere Werke ausgewählt. Diese werden in einem Katalog und einer Ausstellung präsentiert. Ab dem 6. Oktober anlässlich des Festaktes zum „Uracher Götzentag“ sind sie in der Stiftskirche St. Amandus in Bad Urach zu sehen. An diesem Tag findet auch die Preisverleihung durch den Landesbischof statt.

Das mit dem Hauptpreis ausgezeichnet Werk von Thomas Putze ist eine Performance, in der sich der Künstler während eines regulären Gottesdienstes von Musik begleitet durch das Kirchenschiff „hangelt“ – aufgeführt im Rahmen einer Gottesdienstreihe in der Universitätskirche in Marburg. Die Gottesdienstbesucher konnten das Geschehen von der Empore aus beobachten. Der zehnminütigen Aktion schloss sich eine Predigt an. „Mir ging es darum, ein flüchtiges und offenes Bild mittels meines Körpers in den starken, fast martialisch anmutenden Kirchenraum zu bringen – ein Versuch, meinem Empfinden von Glauben eine Form zu geben, die dem Kirchenraum einerseits widerspricht, andererseits gerade von ihm als Bild geschärft und wirksam gemacht wird,“ so Thomas Putze.

Die für den Förderpreis ausgewählte Ausstellung „Nur gute Lügen dürfen bleiben“ von Isabell Kamp ist keine gewohnte Präsentation von Malerei. Vielmehr an den Wänden zum Teil großformatige Leinwände und Zeichnungen. Auf einer Kleiderstange hängen die Anzüge, die die Figuren auf den Bildern tragen. Isabell Kamp versteht ihre Figuren als Platzhalter und entwickelt ein eigenes System zur Darstellung von zwischenmenschlicher Kommunikation: „Die opulente und teilweise überzogen dramatische Darstellungsweise des Projekts ist sowohl ironisches Denkmal als auch Verbeugung vor den menschlichen Emotionen an sich, die sich nicht zwingend rational erklären lassen, einem jedem aber definitiv wichtiges Instrument des Instinktes sind. Die Installation versteht sich eingebettet in die Reihe menschlicher Fragenstellerei und als weitere Facette zum überdimensionalen Thema des Lebens an sich.“

Gefördert wird der Erste Kunstpreis der württembergischen Landeskirche von der Privatbank Sal. Oppenheim sowie der Wüstenrot Stiftung.

Mitglieder der Jury:

(Stimmberechtigt)
Petra von Olschowski, Rektorin Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Dr. Gabriele Holthuis, Direktorin Ulmer Museum
Martina Geist, bildende Künstlerin, Beirat des Vereins für Kirche und Kunst
Nikolaus Koliusis, bildender Künstler
Christina Kreuzberg, Kuratorin Kunstsammlung Sal.Oppenheim
Philip Kurz, Geschäftsführer Wüstenrot Stiftung
Prälat i.R. Hans-Dieter Wille, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Kirche und Kunst
Werner Stepanek, Stiftungsrat, Mitglied der Württembergischen Landessynode
KR Reinhard Lambert Auer, Kunstbeauftragter der württembergischen Landeskirche

(Beratend)
Dekan Otto Friedrich, Vorsitzender des Vereins für Kirche und Kunst
Bernhard Huber, bildender Künstler, stellv. Vorsitzender des Vereins für Kirche und Kunst
Pfr. Johannes Koch, stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Kirche und Kunst

Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche 

Weitere Informationen:

Kirchenrat Lambert Auer, Kunstbeauftragter der Landeskirche, Tel: 0711 / 2149-239.

www.kirche-kunstpreis.de

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