Stuttgart. Unter dem Titel „Kirche – mehr als Gebäude. Verkündigung durch Raum, Bild und Wort.“ haben sich die 98 Landessynodalen am Freitag bei ihrer Sommertagung im Stuttgarter Hospitalhof mit unterschiedlichen Weisen, christliche Inhalte zu transportieren, auseinandergesetzt. Bereits am Donnerstag beschloss die Synode den Nachtragshaushalt 2015, beschäftigte sich mit der mittelfristigen Finanzplanung und dem Planungsstand für das Reformationsjubiläum.
Prof. Dr. Thomas Erne, Direktor des Marburger Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart, wies darauf hin, dass Kirchen und Kapellen heute Konjunktur haben - als Bau- oder Kunstdenkmal mit Millionenpublikum oder als Kapelle am Wanderweg: „Die Besucher kommen und erfahren die Kirchen religiös, spirituell, ästhetisch, auch politisch, etwa beim Kirchenasyl oder sozial in der Stuttgarter Vesperkirche.“ Die öffentliche Akzeptanz der Kirchen, so Erne, hänge auch an der Akzeptanz ihrer Bauwerke. Sie seien Orientierungskunstwerke, die nicht nur für die christliche, sondern auch für die bürgerliche Gemeinde eine hohe Bedeutung hätten. „Eine Kirche darf nur aufgegeben oder abgerissen werden, wenn stattdessen eine neue gebaut wird. Bei einer Aufgabe oder einem Abbruch ist der symbolische Verlust an öffentlicher Akzeptanz in der Regel höher als der wirtschaftliche Nutzen.“
EKD-Beauftragter: Medienvertrieb kirchlicher Inhalte größte Herausforderung
Der EKD-Medienbeauftragte Markus Bräuer sieht die Zukunft der Medien in Smartphone-kompatiblen Inhalten. Für die Kirche gelte: „Solange die klassischen Medien große Verbreitung haben, müssen kirchliche Inhalte gewissermaßen Huckepack über sie vermittelt werden.“ Als größte Herausforderung für die kirchliche Medienarbeit bezeichnete er den Vertrieb kirchlicher Inhalte. „Kirche muss noch stärker in den Social Media aktiv werden und ‚Verbreitungsredakteure' beschäftigen, die sich um den Vertrieb der Inhalte kümmern.“
Zweiter Nachtragshaushalt 2015 verabschiedet
Am Donnerstagabend haben die Landessynodalen einstimmig den zweiten Nachtragshaushalt 2015 mit Mehrausgaben von 6,5 Mio. Euro beschlossen. Darin schlagen vor allem die EKD-Clearingzahlungen in Höhe von 6,4 Mio. Euro zu Buche. „Unsere Landeskirche muss Teile der höheren Kirchenlohnsteuereinnahmen an andere Landeskirchen weitergeben, weil die Mehreinnahmen auch von Kirchenmitgliedern kommen, die außerhalb von Württemberg leben“, erläuterte Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup. Dafür müssen für die Religionspädagogen im laufenden Jahr 1.045.900 Euro weniger ausgegeben werden als in der Personalstrukturplanung vorgesehen.
Mittelfristige Finanzplanung: 88 Mio. Euro mehr für Kirchengemeinden bis 2019
Nach der Mittelfristigen Finanzplanung werden die landeskirchlichen Budgets im kommenden Jahr um rund drei Prozent angehoben. Auch die Kirchengemeinden können mit einer dreiprozentigen Budgetsteigerung rechnen, die auch in den kommenden Jahren aufrechterhalten werden soll. Zusammen mit Sondermitteln und Zinseinnahmen erhöht sich die Gesamtauszahlung an die Kirchengemeinden auf rund 235,4 Mio. Euro. „Zusammenfassend stehen den Kirchengemeinden mit den Ergänzungen bis 2019 zusätzliche 88 Mio. Euro gegenüber der ursprünglichen Eckwerte-Planung zur Verfügung“, erklärte Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup. „Erfreulich ist, dass auch die Maßnahmen des zweiten Nachtrags mehrheitlich aus Budget- oder Substanzerhaltungsrücklagen finanziert werden können“, betonte der stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses Kai Münzing.
Reformationsjubiläum
„Die Vorbereitungen für das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 haben Fahrt aufgenommen“, sagte Dr. Christiane Kohler-Weiß vor der Landessynode. Die Beauftragte der Landeskirche für das Reformationsjubiläum skizzierte Leitlinien für das Jubiläum „500 Jahre Reformation“. So soll das Reformationsjubiläum in der ganzen Landeskirche ankommen, im öffentlichen Raum wahrnehmbar sein und die Ökumene befördern. Inhaltlich wird das Thema Freiheit im Mittelpunkt des Jubiläumsjahrs 2016/2017 stehen. Die Öffentlichkeitsarbeit für das Reformationsjubiläum geschieht derzeit besonders durch den Ideenwettbewerb „Kirche macht was. Aus deiner Idee!“ (www.kirche-macht-was.de).
Am Samstag, dem letzten Tagungstag, geht es u. a. um die Einrichtung einer Projektstelle im Bereich Freizeit/Tourismus, längerfristige Strukturveränderungen sowie einen Rückblick auf den Stuttgarter Kirchentag.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche