Vikarsausbildung, Arbeitshilfen, Konfi-Blog, Konfi-App, Konfi 3: Die Themen, mit denen sich Dr. Thomas Ebinger in den vergangenen sechseinhalb Jahren als Dozent für Konfirmandenarbeit beim Pädagogisch-theologischen Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg beschäftigt hat, sind vielfältig. Vor seinem Wechsel ins Gemeindepfarramt hat er mit Ute Dilg über die Herausforderungen gesprochen, denen sich die Konfirmandenarbeit derzeit stellen muss.
Sie haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Konfirmandenarbeit in der Landeskirche beschäftigt. Welche Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Jahre?
Zum einen werden die Konfi-Gruppen immer kleiner. Immer mehr Jugendliche überlegen sich, ob sie sich überhaupt konfirmieren lassen. Zum anderen wirken sich auch die Strukturveränderungen in der Kirche auf die Konfi-Arbeit aus, etwa wenn Gemeinden zusammengelegt werden. Da stellt sich dann auch die Frage, was mit den Konfirmanden passiert. Macht jeder einzelne Pfarrer weiter wie bisher oder wird verstärkt zusammengearbeitet?
Die zunehmende Säkularisierung führt dazu, dass immer weniger Kinder und Jugendliche getauft sind und sich dann auch konfirmieren lassen. Ist die Konfirmation heute stärker ein echtes Bekenntnis zu Glauben und Kirche als früher, als sich „alle“ konfirmieren ließen?
Es geht in diese Richtung. Noch haben wir eine relativ starke Konfirmationstradition in Württemberg. Aber je nach Gegend – Stuttgart ist so ein Beispiel – wird die Konfirmation tatsächlich immer mehr ein aktives Bekenntnis zu Kirche und Gott. Dabei ist es nicht so sehr das Problem, dass sich die Getauften nicht konfirmieren lassen, sondern dass Kinder gar nicht mehr getauft werden. Viele Eltern wollen ihren Kindern von Anfang an die Entscheidung über ihre Religionszugehörigkeit überlassen. Und irgendwie kommt es dann immer öfter zu keiner Entscheidung. Die Jugendlichen sind in dem Alter sehr mit sich selbst beschäftigt, was zur Folge hat, dass in der Schule oft die Noten einbrechen. Hier Zeit für einen zusätzlichen Nachmittag für den Konfirmandenunterricht zu finden, ist für viele nicht leicht. Und die Eltern drängen auch weniger dazu. Ich bin der Ansicht, dass wir hier als Kirche schon viel früher ansetzen müssen. Ich halte Konfi 3 nach wie vor für einen der besten Wege, diese Herausforderung anzugehen.
Was ist das Besondere an Konfi 3? Und was sind seine Vor- und Nachteile auch im Unterschied zu Konfi 8?
Mit Konfi 3 binden wir Familien sehr viel früher und verbindlicher in das Gemeindeleben ein, indem bereits in der 3. Klasse ein kleiner Teil des Konfirmandenunterrichts quasi vorgezogen wird. In der württembergischen Landeskirche bieten etwa 20 Prozent der Gemeinden dieses Modell an. Diese machen sehr gute Erfahrungen damit. Der Nachteil ist sicher, dass es für den Gemeindepfarrer einen größeren Aufwand bedeutet. Pfarrstellen werden weniger, Gemeinden schließen sich zusammen. Da fehlt es oft an der Kraft, noch etwas Neues zu stemmen. Andererseits lassen sich gerade bei Konfi 3 auch gut Ehrenamtliche mit einbeziehen. Wir müssen heute viel früher ansetzen und die Kinder schon in jungem Alter ansprechen, um die Konfirmation zu stärken.
Sind Eltern heute weniger aktiv, was religiöse Bildung angeht?
Die jungen Eltern von heute wurden schon weniger kirchlich sozialisiert als die Generation davor. Das haben Kirchenmitgliedschaftsstudien gezeigt. Das potenziert sich dann bei den Kindern. Wir dürfen die religiöse Erziehung nicht mehr selbstverständlich an die Eltern delegieren oder denken, die machen das schon. Wenn der Kontakt zu Glauben und Kirche früh zustande kommt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche und Erwachsene später dabei bleiben.
Kein Jugendlicher ist mittlerweile ohne Handy unterwegs. Wie wirkt sich das veränderte Kommunikationsverhalten auf die Konfirmandenarbeit aus?
Die Jugendlichen geben heutzutage ungern ihr Handy aus der Hand, auch im Konfirmandenunterricht. Darauf reagieren Pfarrerinnen und Pfarrer ganz unterschiedlich. Die einen sammeln die Handys ein und teilen sie nach dem Konfirmandenunterricht wieder aus. Andere versuchen, die Geräte sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, sie zum Beispiel für eine Online-Recherche zu nutzen. Natürlich sind die Jugendlichen stark in den „sozialen Medien“ unterwegs. Vor allem auf Instagram. Kommunikation selbst wird allerdings online wieder privater und findet vor allem in geschlossenen WhatsApp-Gruppen statt. Das haben viele Pfarrerinnen und Pfarrer auch genutzt und so mit ihrer Konfi-Gruppe kommuniziert. Das ist jetzt nach der Verschärfung des Datenschutzes in der EU und in der EKD nicht mehr erlaubt. Das ist eine große Herausforderung, denn trotz der neuen Technologien ist es schwerer geworden, die Konfis zu erreichen. Ich hoffe, dass wir darauf mit unserer „KonApp“, die wir in der EKD angeregt haben und die gerade in etwa 60 Gemeinden bundesweit getestet wird, eine Antwort haben. Ich hoffe, dass die App im Sommer endgültig fertig ist, damit der nächste Konfi-Jahrgang schon damit arbeiten kann.
Wie wird Ihrer Einschätzung nach die Konfirmandenarbeit in zehn Jahren aussehen?
Es wird sicher mehr gemeindeübergreifende Modelle geben. Außerdem wird gerade stark diskutiert, ob wirklich jeder Pfarrer Konfi-Arbeit machen sollte oder ob Profilbildung im Team nicht sinnvoller ist. Modelle mit Konfi-Teamern, also Ehrenamtlichen, die beim Konfirmandenunterricht mitarbeiten, würden dadurch sicher gestärkt. Es ist natürlich schade, dass die einzelnen Gemeinden durch diese Entwicklungen an „ihren“ Konfis weniger nah dran sind. Andererseits fühlen sich die Konfis in Kleingruppen oft eher isoliert. Für sie ist es schön, wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht wenige, sondern viele sind.